Der Carbon Footprint von Prozessen und Anlagen in der Wasserwirtschaft

Die sondergesetzlichen Wasserverbände in Nordrhein-Westfalen befassen sich traditionell mit der Optimierung der von ihnen verantworteten Aktivitäten in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht. Im Rahmen des von ihnen gestarteten Projektes „Carbon Footprint in der Wasserwirtschaft“ wurde eine Systematik zur Bilanzierung von Anlagen und Prozessen hinsichtlich der CO2-Emissionen erarbeitet. Diese Bilanzierungsmethodik soll die Einführung von ressourcen- und energiesparender Technik unterstützen sowie die nachhaltige Entwicklung der Wasserwirtschaft aufzeigen. Im Folgenden wird die Bilanzierungsmethodik anhand der Prozesse Kläranlage, Pumpwerk und Gewässer dargestellt.

Die Anforderungen an den Umweltschutz, insbesondere im Bereich der Abwasserreinigung, sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die aktuelle Diskussion über die Elimination von Spurenstoffen zeigt dies deutlich. Dass aber auch in der Wasserwirtschaft klimaschädliche Treibhausgase entstehen, ist lange Zeit unbeachtet geblieben. Tatsächlich wirkt sich der Betrieb wasserwirtschaftlicher Anlagen nicht nur durch den Verbrauch fossiler Energieträger auf den Klimawandel aus. Verursacht durch biogene Abbauprozesse entstehen ebenfalls deutlich stärker wirkende Klimagase. In der öffentlichen Wahrnehmung ist seit Längerem bekannt, dass durch den Verbrauch fossiler Energieträger in Kraftwerken zur Stromerzeugung, den Betrieb von Heizungsanlagen und durch immer stärkeres Verkehrsaufkommen weltweit jedes Jahr erhebliche Mengen an CO2 in die Atmosphäre gelangen. Durch biogene Abbauprozesse, insbesondere auf Kläranlagen, entstehen ebenfalls die Treibhausgase Lachgas (N2O) und Methan (CH4), welche um den Faktor 298 bzw. 25 klimaschädlicher als CO2 sind. Alle bekannten Treibhausgase werden auf das Treibhausgas CO2 als Referenzgas normiert. Diese Normierung beschreibt die Klimawirksamkeit eines Gases und wird als Global Warming Potential (GWP) bezeichnet. Danach wird dem Kohlendioxid für das GWP der Wert „1“ zugemessen. Um diesen normierten CO2- Ausstoß verursachergerecht zu bilanzieren, wurde der Carbon Footprint (CF) entwickelt. Der CF zeigt das Treibhaus po - tenzial (GWP) eines Landes, eines Unternehmens oder eines einzelnen Produkts während einer festgelegten Zeitspanne auf. In der Regel umfasst der CF die gesamte Lebensdauer eines Prozesses oder Produktes – einschließlich der späteren Verwertung oder Entsorgung. Die Ermittlung des CF beschreibt der Leitfaden Publicly Available Specification (PAS) 2050 und erfolgt mittlerweile weltweit für eine Vielzahl von Prozessen und Produkten. Bilanziert werden heute jedoch vornehmlich Dienstleistungen und kommerzielle Produkte, eine umfassende Bewertung des wasserwirtschaftlichen Aufgabenfeldes ist bisher noch in den Ansätzen.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: EWP Spezial 2011 (April 2011)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Dr.-Ing. Kristoffer Genzowsky
Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Bolle
Dipl.-Ing. Anja Rohn
Dr.-Ing. Wolf Merkel

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