Brasilien verfügt seit 2010 über eine fortschrittliche Abfallpolitik, die im Frühjahr 2022 im Umsetzungsplan PLANARES um ambitionierte Recyclingquoten ergänzt wurde. Der Umsetzungsplan sieht u.a. eine Recyclingquote für Wertstoffe von 20 % bis 2040 vor, was einer Vervierfachung des aktuellen Wertes entspricht. Dies stellt die für die Abfallwirtschaft zuständigen Kommunen vor große Herausforderungen. Regionale und nachhaltige Abfallwirtschaftskonzepte, die lokale Rahmenbedingungen berücksichtigen und auf die Herstellung von Sekundärrohstoffen abzielen, sind Teil der Lösung und tragen zur Erreichung der Recyclingziele bei. Diese Konzepte bestehen aus verschiedenen Technologiekombinationen, die fraktionsspezifisch und nach definierten Kriterien geplant werden müssen. Für eine effektive und effiziente Planung sollten Maßnahmen in den Bereichen Technisierung, Modularität, Standorte und Dynamiken berücksichtigt werden.
Die steigende Menge an Siedlungsabfall stellt weltweit eine große Herausforderung dar. Die Weltbank (Kaza et al. 2018) prognostiziert für die Gruppe der „Upper middle income countries“ (zu denen u.a. Brasilien, China, Russland gehören) bis 2050 einen Anstieg der Abfallmengen von rund 50 % sowie einen Anstieg der THG-Emissionen aus dem Abfallsektor in ähnlicher Höhe (Kaza et al. 2018). In Brasilien ist der Abfallsektor nach Energie, Änderung der Landnutzung, Landwirtschaft und Industrie der fünft größte Treibhausgas (THG-) Emittent (SEEG 2018). Obwohl er nur rund 5 % beträgt, wies er zwischen den Jahren 2010 und 2020 hohe Wachstumsraten von rund 23 % (ABRELPE 2021) auf. Bei der Abfallzusammensetzung dominiert die organische Fraktion mit rund 45 %, gefolgt von Kunststoffen (16,8 %) und Papier, Pappe und Kartonagen (PPK,10,4 % (ABRELPE 2021). Obwohl die nationale Abfallpolitik (Política Nacional de Resíduos Sólidos, PNRS) schon 2010 verabschiedet wurde (Presidência da República 2010), wurde das Ziel der Beendigung der unsachgemäßen Deponierung bis 2014 bislang nicht erreicht. Lediglich rund 60 % der Abfälle werden aktuell auf geordneten Deponien (nach westlichen Standards) entsorgt, die restlichen 40 % auf offenen und abgedeckten Müllkippen (ABRELPE 2021). Bedingt durch diese lineare Abfallwirtschaft liegt das ökologische und ökonomische Potenzial einer Circular Economy im Sinne der Ellen MacArthur Foundation (Ellen MacArthur Foundation 2019) derzeit nahezu vollständig brach. Vor diesem Hintergrund wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Abfallwirtschaft in Brasilien im April 2022 verschärft.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Recy & Depotech 2022 (November 2022) | |
Seiten: | 6 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 3,00 | |
Autor: | Cora Buchenberger K. Schmidt T. S. Spengler | |
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Perspektiven des Abfallmarkts vor dem Hintergrund der Umsetzung des Kreislaufwirtschaftspakets
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2022)
Die Autoren betrachten zunächst, wie sich die output basierte Berechnungsmethode auf die Recyclingquoten in Deutschland auswirkt. Anschließend wird das Abfallaufkommender Stoffströme Verpackungen, Bioabfälle und Siedlungsabfälle für das Jahr 2035 abgeschätzt und Kapazitätslücken für die Verwertung aufgezeigt. Im Ergebnis wird das Erreichen der ambitionierten Recyclingquoten der EU für Deutschland sowohl bei den Siedlungsabfällen als auch bei den Verpackungen durch die neuen Berechnungsmethoden eine Herausforderung. Weiter ergeben sich gerade im Bereich der hochwertigen Verwertung von Bioabfällen durch Vergärung deutliche Kapazitätslücken.
Strategien zur Vermeidung von Mikroplastikemissionen der Kunststoffindustrie
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Kunststoff in der Umwelt nimmt aktuell eine zentrale Stellung im gesellschaftlichen und politischen Diskurs ein. Im Rahmen einer Befragung von rund 100 Stakeholdern wurden die Bedeutung von Mikroplastikemissionen der Kunststoffindustrie konkretisiert sowie Treiber, Hemmnisse und geeignete Gegenmaßnahmen ausdifferenziert.
Packaging recycling in EU member states – requirements from the circular economy package
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
The EU has established concrete recycling targets for packaging waste for 2025 and 2030. Furthermore, the methodology for calculating the corresponding recycling rates has been amended. The new and stricter calculation methodology will potentially lead to decreases of the current rates. This will be particularly the case for plastic packaging, where denkstatt calculated a gap far above 10 % compared to smaller decreases (> 2 %) to be expected for glass or steel packaging.
90 %-Erfassung von Kunststoff-Getränkeverpackungen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
Die EU-Richtlinie zur Verringerung von Einwegplastik (Single-Use-Plastic- oder SUP-Richtlinie) sieht vor, dass Kunststoffgetränkeflaschen bis zum Jahr 2029 zu zumindest 90 % zum Zwecke des Recyclings getrennt gesammelt werden. Dies erscheint nur mit einem Anreiz in Form eines Pfandes realistisch. Eine hohe Sammelquote an Getränkeflaschen liefert einen signifikanten Beitrag zur Erreichung von Recyclingzielen für Kunststoff-Verpackungen. Neben Getränkeflaschen sind zum Erreichen der Recyclingziele alle Kunststoff-Verpackungen entsprechend recycling-gerecht zu gestalten.
Recycling von Kunststoffen aus EAG bei gleichzeitiger Eliminierung von Schadstoffen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2018)
Kreative Recyclingtechnologien sind in der Lage, Kunststoffe mit Flammschutzmitteln von solchen ohne zu trennen und somit REACH- und RoHS-konforme Sekundärrohstoffe herzustellen, die in neuen elektronischen Anwendungen eingesetzt werden können. Die größte Gefahr für eine erfolgreiche Entwicklung dieser Recyclingbranche stellt der rechtliche Rahmen dar. In dem Moment, in dem dieses Papier geschrieben wird, wird im Rahmen der POP-Verordnung ein neuer Vorschlag formuliert, der das Potenzial hat, diese neue Industrie zu stoppen.