Wesentliche Größen, welche die Menge des Abfalls und der Emissionen bestimmen, sind: Bevölkerung, Pro-Kopf-Sozialprodukt, Ressourcenproduktivität, Abfallintensität – und dann bleibt eben die Restgröße Abfall (in einem weiten Sinn). Wenn wir eine längerfristige Perspektive der Dynamik dieser Größen in einer globalisierten Welt entfalten, dann stoßen wir auf die Grenzen dieser Zivilisation. Es wird deshalb geprüft, wo die Ansatzpunkte liegen, um eine wirtschaftlich effiziente, fortgeschrittene und abfall- bzw. emissionstechnisch überlebensfähige Wirtschaft zu gestalten.
Eine einfache Frage: Wo kommt der Abfall her? Die folgende Formel beschreibt Einflussgrößen: B * Y/B * R/Y * A/R = A. Es ist eine definitorische Gleichung, die sich mit empirischem Gehalt versehen lässt (Meyer Wiegandt 2008). Diese Formel erklärt nicht nur die Themen, mit denen sich Experten der Abfallwirtschaft herumschlagen müssen, und nicht nur, was mit der kecken Formulierung vom „Ende der Abfallwirtschaft" gemeint ist, sondern sie erklärt letztlich die ganze Welt. Es ist nicht völlig unangebracht, zuweilen nicht nur an das Geschäft der nächsten fünf Jahre, sondern an die nächsten fünf Jahrzehnte zu denken, und diese Formel bietet uns einen Leitfaden für die Zukunft der Branche. Wohin geht die Reise? Am Ende steht das A – und es steht für Abfall. Es ist nicht selbstverständlich, was damit gemeint ist: Abfall ist, was wir „Abfall" nennen. In der Natur gibt es keinen Abfall, denn die Natur operiert mit Kreisläufen. Erst die menschlichen Kreisläufe, die in die natürlichen Kreisläufe hineinpfuschen, sind unvollkommen. Da bleiben die Chemikalien auf den Deponien und das Kohlendioxyd in der Luft übrig, mit unabsehbaren Folgen. Abfall sind alle jene Dinge, im Hinblick auf die ein Entledigungswille besteht. Man will den Abfall loswerden (Thompson 1981). Alles, was man loswerden will, ist Abfall. Wo also kommt der Abfall her? (B) Es beginnt mit der Bevölkerung – wo es keine Menschen gibt, dort ist kein Abfall, und mehr Menschen machen mehr Abfall. (Y/B) Die zweite Größe stellt das Sozialprodukt pro Kopf dar: moderne Wirtschaft, Wirtschaftswachstum. Reiche Wirtschaften produzieren mehr Abfall. (R/Y) Die dritte Größe ist die Ressourcenproduktivität, das Verhältnis von Ressourceneinsatz und Sozialprodukt. Es ist nicht zwingend, in welchem Maße für ein gegebenes Sozialprodukt natürliche Ressourcen verschiedenster Art verbraucht werden. Man kann mehr oder weniger effizient sein. (A/R) Die vierte Größe ist die Abfallintensität. Der Verbrauch von Ressourcen lässt eine gewisse Menge von Abfall und Emissionen übrig, aber auch dieses Verhältnis ist nicht naturgegeben, sondern von technischer und gesellschaftlicher Intelligenz abhängig.
Wir haben also vier Größen auf der linken Seite der Gleichung und eine auf der rechten. Die-se Größen werden wir uns systematisch vornehmen. Warum untersuchen wir diese Gleichung? Es ist keine neue Botschaft, aber sie hat aus verschiedenen Gründen am Beginn des 21. Jahrhunderts neue Resonanz erhalten: Unser ressourcengesättigtes westliches Wirtschaftsmodell, das für ungefähr eine Milliarde Menschen gültig ist, kann nicht auf vier oder fünf oder in weiterer Folge auf acht Milliarden Menschen übertragen werden. Es gibt kein noch so optimistisches Modell, das eine solche Annahme rechtfertigen könnte.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) | |
Seiten: | 8 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,00 | |
Autor: | Univ.Prof. Mag. Manfred Prisching | |
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