Seit Einführung der Altlastenverordnung 1998 werden Altlasten- und Deponiefragen im öffentlichen Leben der Schweiz sehr offen behandelt. Medien, Politiker und Bürgervereinigungen nehmen sich des Themas an, der öffentliche und politische Druck – angefacht von NGOs wie
Greenpeace – wächst. Die Deponien sollen umgehend und fachgerecht saniert werden. Dabei stecken die Technologien und Arbeitsweisen der Deponiesanierung noch in den Kinderschuhen. 2000 wurde die Sanierung der Sondermülldeponie in Bonfol im Kanton Jura (Nordostschweiz)
gefordert. Seitdem arbeiten zahlreiche Experten daran, die Pionierleistung zu vollbringen, die modernste Technik in vielen Bereichen zusammenzuführen und aufeinander abzustimmen. Mit dem Beginn des Abfallaushubs im April 2010 wurde das bis dahin theoretische Konzept auf die praktische Umsetzbarkeit geprüft.
Die Sondermülldeponie Bonfol im Kanton Jura, Schweiz, ist ein Erbe unserer Vergangenheit. In der ehemaligen Tongrube lagerte die Basler Chemische Industrie während 16 Jahren ihre Produktionsabfälle ab, aber auch der Kanton Bern, regionale Industrien sowie die Schweizer Armee belieferten die Deponie. Sie wurde 1976 stillgelegt und mit einem Tondeckel verschlossen. Als Konsequenz der Altlastenverordnung von 1998 müssen die 114.000 Tonnen Sonderabfälle fachgerecht und nachhaltig entsorgt werden. Seit 2000 arbeiten Experten der Basler Chemischen Industrie an dem Projekt der definitiven Sanierung. Neben technischen, organisatorischen und Sicherheitsfragen bei Aushub, Vorbereitung und Entsorgung der Sonderabfälle gilt es auch hohe Ansprüche an die Kommunikation und Beziehungspflege zu den relevanten Ansprechgruppen zu befriedigen. Im April 2010 wurden nach Bewilligung der Behörden die ersten Abfälle aus der Deponie ausgehoben. Die Abfälle werden für den Transport stabilisiert und in Spezialcontainer von 10 m3 verladen. Nach 2 Tagen auf dem Freilager werden die Abfälle per Bahn in die Sonderabfallverbrennungsanlagen in Deutschland oder Antwerpen gebracht. Rémi Luttenbacher, Gesamtprojektleiter bci Betriebs-AG, erklärt die Umsetzung des Konzepts und berichtet von ersten Erfahrungen aus der aktiven Phase der definitiven Sanierung.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) | |
Seiten: | 6 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 3,00 | |
Autor: | Dipl. Chem. Rémi Luttenbacher | |
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Erste Erfahrungen mit Methanoxidationsfenstern zur Stilllegung der aktiven Deponiegaserfassung
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
In der Stilllegungs- und Nachsorgephase von ehemaligen „Hausmülldeponien“ zeigt sich immer wieder, dass aktive Entgasungs– und Fackelsysteme aufgrund der schwankenden Gasqualitäten und rückläufigen Gasproduktion oft abschalten, und dann das Deponiegas nicht ausreichend behandelt werden kann. Eine mögliche Strategie um aktuelle Emissionen sowie das verbleibende Emissionspotential dieser Deponien zu reduzieren, ist die Umstellung auf eine passive Schwachgasbehandlung über sogenannte Methanoxidationsfenster nach Rückbau der Gasbrunnen. Die Methanoxidationsfenster bestehen aus einer adäquaten Gasverteilungs- und Oxidationsschicht mit hoher Oxidationskapazität und werden abschnittsweise in die bestehende, meist dichte Oberflächenabdeckung integriert.
Bestimmung des elementaren Kohlenstoffs in Feststoffproben zur Beurteilung laut Deponieverordnung – ein Lösungsvorschlag
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Zur Bestimmung des elementaren Kohlenstoffs in Abfallproben findet die DIN EN 19539 immer häufiger Anwendung. In dieser Norm wird eine temperaturabhängige Differenzierung des Gesamtkohlenstoffs in drei Fraktionen beschrieben, den TOC400, den ROC und den TIC900. Dabei soll sich der elementare Kohlenstoff in der ROC-Fraktion wiederfinden. Da sich der pyrogene Kohlenstoff, welcher für die Ausnahmeregelung der Deponieverordnung bestimmt werden soll, aber über den gesamten Temperaturbereich verteilt, sollte diese Methode nicht zur Beurteilung des elementaren Kohlenstoffs laut Deponieverordnung herangezogen werden. In der vorliegenden Arbeit wird ein adaptiertes Pyrolyse-Verfahren vorgestellt, welches für diese Bewertung besser geeignet ist.
Auswirkungen der Mantelverordnung auf Stoffströme zur Deponierung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2022)
Nach über 15 Jahren Diskussion ist im Juli 2021 die Mantelverordnung veröffentlicht worden. Ihr Kernelement ist die Ersatzbaustoffverordnung. Ziel ist die Schonung natürlicher Ressourcen durch den Einsatz von mehr Ersatzbaustoffen. Bisher liegen keine belastbaren Prognosen vor, ob das neue Regelwerk zu relevanten Stoffstromverschiebungen führen wird.
Deponiebedarfsanalyse – Hintergrund, Vorgehensweise und Ergebnisse
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2022)
In Deutschland besteht in vielen Regionen nach wie vor noch ein Bedarf an Deponiekapazitäten. Dies gilt insbesondere für Deponien der Klassen 0 und I, da der Einzugsbereich dieser Deponien aufgrund des Preisniveaus der abzulagernden Mengen eher gering ist. Deponiebedarfsanalysen erfüllen an dieser Stelle den Zweck, Vorhabenträgern und Abfallwirtschaftsbehörden methodisch belastbare Daten und Größenordnungen für den aktuellen und künftigen Bedarf an Deponiekapazitäten unterschiedlicher Klassen zur Verfügung zu stellen. Durch das geringer werdende Angebot an aktuellen und öffentlich zugänglichen Daten wird es aber zunehmend schwieriger, diesen Anspruch zu erfüllen.
Zero Waste – eine abfallwirtschaftliche Utopie?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (5/2017)
Zero Waste – eine Gesellschaft völlig ohne Abfall – ist eine Utopie, die aktuell und in absehbarer Zeit nicht zu erreichen ist. Nur wenige Stoffströme (z. B. Glas, Metall) sind dauerhaft rezyklierbar. Viele andere Materialien – bekanntestes Beispiel ist das Papier – erfahren beim Recyclingprozess eine Qualitätsminderung, sodass früher oder später eine Ausschleusung und Entsorgung des Stoffstroms erfolgen muss. Zudem werden auch in Zukunft große Mengen gemischter Restabfälle anfallen, die stofflich nicht mehr nutzbar sind und der energetischen Verwertung zugeführt werden müssen. Alternative thermische Verfahren, die hochwertige Produkte aus dem Restabfall versprechen, konnten ihre Funktionalität in diesem Bereich bisher nicht nachweisen und sich daher nicht als Alternative zur MVA etablieren.