Moderne Grundbaumethoden zur hydraulischen Abschirmung von Altlasten und Altdeponien

Seit einiger Zeit pflegen Umweltverbände im Verein mit den Medien lautstark die Totalsanierung praktisch aller umweltgefährdenden Altdeponien und Altlasten zu fordern. Diese Wünsche können oft nicht ohne weiteres erfüllt werden, weil der Deponierückbau oder die Altlastensanierung ohne eingehende Sicherung erst recht umweltgefährdend sein kann. Die Sicherungsmethodik ist allerdings erst in letzter Zeit wirklich effizient geworden. Heute erlaubt es der moderne Grundbau, über die früher gebräuchliche Erstellung einiger Fassungsbrunnen hinaus, einen effizienten Schutz der Abstrombereiche durch hydraulische Abschirmung zu realisieren. Neben den seit längerem gebräuchlichen „funnel-and-gate“-Verfahren zur Einengung und Fassung von Freisetzungen oder dem sog. Tandemschacht-Verfahren zur Entwässerung von Deponiekörpern steht die Anwendung von verlaufsgesteuerten Drainagebohrungen (sog. HDD-Verfahren) und die unter der Bezeichnung WHD neu auf den Markt gebrachte Modifikation des Horizontalfilterbrunnens im Vordergrund. Mit diesen Verfahren lassen sich sowohl wirksame Abschirmungen wie nachträglich erstellte Basisentwässerungen realisieren.

Im Zug der Weiterentwicklung des Umweltbewusstseins wird in den letzten Jahren gerade von den Umweltverbänden mit lautstarker Unterstützung der Medien vermehrt gefordert, umweltgefährdende Altlasten und Altdeponien radikal zu beseitigen, d.h. restlos zu entsorgen. Die Aufsichtsbehörden springen in der Regel nicht ungern auf diesen Zug auf, so lange zumindest, als sie sich nicht selber als sanierungsverpflichtet sehen. Dass derartigen Ansinnen nicht immer widerstandslos Folge geleistet wird, hängt allerdings, entgegen landläufiger Meinung, keineswegs nur mit der kommerziellen Zurückhaltung der Sanierungs-Verpflichteten zusammen.
Manche Altlasten sind einfach zu ausgedehnt, um einer Totalsanierung unterzogen zu werden, manche sind zudem überbaut oder oberflächlich anderweitig genutzt. Ein Beispiel ist die ausgedehnte Altlasten-Landschaft im Raum Bitterfeld in der ehemaligen DDR. Da kann man nicht einfach die Bagger zur Beseitigung von gut eingegrenzten Hotspots auffahren lassen. Andere Altlasten sind derart gefährlich, dass ein Rückbau mehr Schaden anrichten würde, als ein Belassen des Status quo in Verbindung mit einer sorgfältigen Überwachung. Solches gilt für hochgiftige Ablagerungen, wie auch für Deponieinhalte, deren Gefährdungspotential bei Luft- oder Wasserzutritt exponentiell zunehmen kann. Wenn beispielsweise eine Aluschlackenstaub-Deponie bei Wasserzutritt aus Niederschlägen oder bei einem Ansteigen des Grundwasserspiegels giftige und/oder explosible Gase freisetzen kann, ist an einen Rückbau unter vertretbaren Randbedingungen kaum zu denken. In solchen Fällen wird sich auch in Zukunft die Frage einer wirkungsvollen und zuverlässigen Sicherung stellen.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2010 (November 2010)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 3,00
Autor: Raeto .M. Conrad

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