„Urban Mining“ vor der Haustüre: Phosphor-Düngemittel aus Klärschlammaschen

Drei wichtige zu erreichende Ziele an der ASH DEC Pilotanlage in Leoben (AT) waren die Optimierung der Anlagenkomponenten, der Beweis deren Tauglichkeit für den Dauerbetrieb sowie die Verfeinerung der chemischen Rezepturen. Zwei bedeutende Anlagen- und Verfahrensadaptationen wurden für einen unterbrechungsfreien Anlagenbetrieb notwendig: Die Umstellung von pelletiertem Material auf unpelletiertes für den Einsatz im thermischen Prozess und die Verwendung eines anderen Rauchgasreinigungssystems. Einschlägige Experimentalkampagnen zeigten, dass die wichtigen Parameter Abreicherung der Schwermetal-le und Erhöhung der Phosphorverfügbarkeit für Pflanzen auch beim Scale-up der Labor- und Technikumsversuche erreicht werden konnten. ASH DEC ist damit an der Schwelle zur indus-triellen Umsetzung und plant für 2011/2012 die Realisierung der ersten industriellen PhosKraft® Anlage in Deutschland mit einer Produktionskapazität 39.000 Tonnen/Jahr Phos-phatdünger.

1.1 Fossile, endliche Phosphate Phosphor ist ein unersetzlicher und vitaler Baustein jeder Zelle in allen lebenden Organismen. Phosphor ist Träger der Erbinformation, maßgeblich für die Energieversorgung der Zellen und wesentlicher Bestandteil von Knochen und Zähnen. Pflanzen nehmen Phosphor als einen der drei Primärnährstoffe aus dem Boden auf. Die entzogene Menge muss durch Düngemittelgaben ergänzt werden. Natürliche Phosphatlagerstätten sind endlich. Ernstzunehmende Wissenschaftler gehen davon aus, dass es noch in diesem Jahrhundert zu Lieferengpässen mit drastischen Konsequenzen für die globale Nahrungsmittelversorgung kommen kann. 167 Mio. Tonnen Phosphaterz wurde 2008 abgebaut, ein Großteil davon in China, in den USA und Marokko. Allein Marokko beherbergt 60% der Weltphosphatreserven und die staatliche Minengesellschaft OCP kontrolliert 45% des globalen Rohphosphatgeschäfts. Sie teilt sich 76% des weltweiten Handels mit vier anderen Gesellschaften aus Nordafrika, dem Nahen Osten und Russland.
1.2 Erneuerbare, „unendliche" Phosphate
Die am weitesten verbreitete erneuerbare Phosphatquelle in entwickelten Ländern sind etwa 50 Mio. Tonnen Klärschlamm. Klärschlamm ist die Senke für alle Stoffe die in der Kläranlage aus dem Abwasser eliminiert werden. 50% der Schlammproduktion wird noch immer auf landwirtschaftlich genutzte Felder ausgebracht, auch wenn diese Praxis kontrovers diskutiert wird. Fakt ist, dass mit dem Schlamm hunderte von ungenügend erforschten und potentiell toxischen Substanzen auf den Acker kommen, die eine Gefahr für die Nahrungs- und Futtermittelkette darstellen könnten. Je höher die Bevölkerungsdichte und je wirksamer die Abwasserbehandlung ist, desto größer ist die Schlammproduktion.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2010 (November 2010)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 3,00
Autor: H. Mattenberger
J. Gasparin
Ludwig Hermann

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