Unter „Landfill Mining“ wird der Rückbau von alten Deponien in Kombination mit der Gewinnung von in den Deponien abgelagerten Wertstoffen verstanden. Ob so ein Rückbau ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, sollte in einer Einzelfallentscheidung deponiebezogen erfolgen. Betrachtet werden hier die prinzipiellen Rohstoffpotenziale der Deponien in Tirol. So wurde in Tirol im Zeitraum von 1945 – 2008 ca. 12,3 Mio. m³. Deponievolumen gefüllt, hauptsächlich mit Siedlungs-, Gewerbe- und Bauabfällen, aber auch z.T. gefährliche Abfällen.
Grundlage der modernen Abfallwirtschaft ist die Verwertung der anfallenden Abfälle sowohl stofflich als auch energetisch. Nur noch die verbleibenden Reste dürfen auf Deponien verbracht werden. Die zu deponierenden Reststoffe sollen somit möglichst emissions-, schadstoff- als auch rohstoffarm sein. Diese Anforderungen werden in Österreich seit Anfang 2004 (mit Ausnahmen in einigen Bundesländern wie beispielsweise Tirol bis Ende 2008) und in Deutschland erst seit Mitte 2005 an die zu deponierenden Reststoffe gestellt, so dass in älteren Deponien bzw. Deponieabschnitten mit Emissionen und Schadstoffen zu rechnen ist, aber auch Rohstoffe enthalten sind. Rohstoffreserven werden immer knapper und für manche endliche Rohstoffe sind in einigen Jahren die Lager bereits aufgebraucht. Je knapper die Rohstoffe werden, desto mehr steigen die Preise. Irgendwann wird es ökonomisch sinnvoll werden, die in alten Deponien enthaltenen unbehandelten Abfälle als Rohstoffe wieder zu nutzen, z.B. Metalle oder auch organische Bestandteile zur Energieerzeugung. Daher sind sowohl die Mengen als auch die Qualität der Abfälle in alten Deponien von Interesse. Gerade in Zusammenhang mit einer langen und kostenintensiven Nachsorge einer Deponie kann sich ein Rückbau mit Verwertung ökonomisch rechnen. Weiterhin kann der Rückbau mit Verwertung für die zukünftige Flächennutzung gerade in Ballungsgebieten mit Flächenknappheit, eine Alternative darstellen. Prinzipiell handelt es sich bei diesem „Landfill Mining" um keine neu aufgekommene Fragestellung, sondern verschiedene Ansätze weisen eine gewisse Historie auf (vgl. Bockreis 2009, Rettenberger 2010a, Rettenberger 2010b). Allerdings muss die Entscheidung für einen Rückbau fallbezogen in Abhängigkeit des in der Deponie abgelagerten Abfalls erfolgen.
Ausgehend von hohen Sekundärrohstoffpreisen ergibt sich also im Hinblick auf die vor 2004 in Österreich bzw. 2005 in Deutschland deponierten Reststoffe die Frage nach einer potenziellen Wiederverwendung von Rohstoffen verbunden mit dem Rückbau der Deponie. Wissenswert sind daher die Mengen und die Qualität der deponierten Reststoffe.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) | |
Seiten: | 4 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 2,00 | |
Autor: | Julika Knapp Univ.-Prof. Dr.-Ing. Anke Bockreis | |
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