Mit 39 Prozent stellen nativ-organische Abfälle die größte Fraktion in einer durchschnittlichen Restmülltonne in Deutschland dar. Im Bezugsjahr der Erhebung 2017 entsprach dies einer jährlichen Gesamtmenge von etwa 4,1 Mio. Mg bzw. 50 kg pro Einwohner*in und Jahr (E*a) und setzte sich aus 2,9 Mio. Mg Küchen- und Nahrungsabfällen, 0,8 Mio. Mg verpackter Lebensmittel, 0,4 Mio. Mg Gartenabfällen und einem kleinen Rest sonstiger Organik zusammen. Rund vier Millionen Tonnen biogener Abfälle standen somit der stofflichen (und energetischen) Verwertung nicht zur Verfügung (das Entfernen der Verpackung bei verpackten Lebensmittelabfällen vorausgesetzt). Zwar ist davon auszugehen, dass seit 2017 durch regionale Fortschritte bei der Getrenntsammlung mehr Bioabfälle vom Restmüll in die Biotonne umgelenkt werden konnten, das Potenzial ist jedoch zweifelsohne weiterhin enorm.
Der Beitrag analysiert den Status quo der Bioabfallsammlung in Deutschland auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte. Im Zentrum steht die Frage, wie sich das Sammelsystem auf die erfassten Abfallmengen und die Anschlussquote an die Biotonne auswirkt. Im Ergebnis zeigt sich, dass Gebietskörperschaften, in denen die Biotonne mit Anschluss- und Benutzungszwang (Pflicht-Biotonne, in der Regel mit Befreiungsoption bei Eigenkompostierung) flächendeckend eingeführt wurde ein signifikant geringeres Aufkommen an Restmüll (140 Kilogramm pro Einwohner*in und Jahr) aufweisen als Gebiete mit freiwilliger Biotonne (175 Kilogramm) oder Bringsystem (174 Kilogramm). Auch führt die Pflicht-Biotonne zu einer signifikant höheren Anschlussquote an die Biotonne (76 Prozent) und entsprechend höheren Bioabfallsammelmengen als die freiwillige Biotonne (46 Prozent). Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass in dreißig Prozent der Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland bislang keine Pflicht-Biotonne eingeführt wurde. Der Beitrag liefert Vorschläge, wie die Anschlussquote erhöht, der Organikanteil im Restmüll reduziert und die getrennt erfasste Bioabfallmenge gesteigert werden kann.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH | |
Quelle: | Biomasse-Forum 2023 (November 2023) | |
Seiten: | 18 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 9,00 | |
Autor: | Dr. Michael Jedelhauser | |
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