Die Menge an derzeit getrennt erfassten Bio- und Gartenabfällen aus privaten Haus-haltungen und damit miterfasste gewerbliche Bioabfälle wird auf jährlich ca. 10 Mio. t geschätzt. Die getrennte Sammlung und Verwertung von Bioabfällen ist in Deutsch-land damit seit vielen Jahren – neben Papier/Pappe/Karton – die mengenmäßig be-deutendste Wertstoff-Fraktion. Bei den Verfahren zur stofflichen Verwertung steht die Kompostierung an erster Stelle. Daneben gewinnt die Vergärung von Bioabfällen an Bedeutung.
Bundesweite Angaben über Mengen und Stoffströme sind nur eingeschränkt verfüg-bar. Anhand von Daten der RAL-Gütesicherungen für Kompost und Gärprodukte sind Konkretisierungen möglich:
• Kompostierung: Derzeit verarbeiten 418 Produktionsanlagen rund 5,9 Mio. t Bioabfälle zu Kompost (Gütesicherung Kompost, RAL-GZ 251). Während die Anzahl an Anlagen in der Gütesicherung seit 2002 leicht rückläufig ist, sind seit den Erhebungen 1992 bis heute jährlich steigende Mengen an Bioabfällen zu verzeichnen, die an den Anlagen angeliefert werden.
• Vergärung: Derzeit verarbeiten in der Gütesicherung 62 Produktionsanlagen rund 1,8 Mio. t Bioabfälle zu Gärprodukten oder Kompost (Gütesicherung Kom-post, RAL-GZ 245). Der Organisationsgrad der Gütesicherung ist in diesem Be-reich auf einem deutlichen Wachstumskurs.
Neben der der Gütesicherung Gärprodukt“, in der Bioabfälle verwertet werden, bie-tet die Bundesgütegemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Gütegemeinschaft Gär-produkte (GGG) und dem Fachverband Biogas seit Anfang 2007 eine neue Gütesi-cherung für NawaRo-Gärprodukte“ an (Gärprodukte aus nachwachsenden Rohstof-fen und Wirtschaftsdüngern, ohne Abfälle).
Die Gütesicherungen zur stofflichen Verwertung von Klärschlamm (QLA) und Klär-schlammkompost (RAL-GZ 248) weisen wegen fehlender Anreize der Klärschlamm-verordnung für eine freiwillige Gütesicherung sowie wegen der Unsicherheiten be-züglich der künftigen rechtlichen Rahmenbedingungen einen derzeit nur sehr gerin-gen Organisationsgrad auf.
Die hauptsächlichen Ausgangsstoffe der biologischen Abfallbehandlung sind Garten- und Parkabfälle (Grünabfälle) sowie Bioabfälle aus der getrennten Sammlung aus Haushaltungen. Daneben werden nach BioAbfV zulässige Stoffe aus dem Gewerbe und der Industrie verwertet. Einige Kompostanlagen verarbeiten ausschließlich Grünabfälle. Die meisten Anlagen verwerten Mischungen aus Grünabfällen und an-deren Bioabfällen. Aus den Daten der Gütesicherung lässt sich dazu ableiten:
• Grünabfälle: Derzeit werden in 71 Produktionsanlagen (= 39 % der Anlagen) ausschließlich Garten- und Parkabfälle verarbeitet (1,02 Mio. t Grünabfälle) und daraus ca. 500.000 t Kompost erzeugt (17 % der gesamt erzeugten Komposte). Die Verwertung dieser nährstoffarmen Komposte erfolgt überwiegend in die Substratindustrie, den Hobbygartenbau sowie den Garten- und Landschaftsbau.
• Sonstige Bioabfälle: Derzeit werden in 347 Produktionsanlagen (= 61 % der An-lagen) 4,9 Mio. t Garten- und Parkabfälle sowie sonstige Bioabfälle verarbeitet und daraus ca. 2,5 Mio. t Kompost erzeugt (83 % der gesamt erzeugten Kom-poste). Die Verwertung dieser in der Regel nährstoffreichen Komposte erfolgt überwiegend in die Landwirtschaft.
In der Ausbaugröße bis 6.500 t Input finden sich 120 Anlagen zur Kompostierung von ausschließlich Grünabfällen und 65 Anlagen zur Kompostierung von gemischten Bioabfällen. In der Kategorie von 6.500 bis 10.000 t beträgt das Verhältnis 23 zu 48 Anlagen, in der Kategorie von 10.000 bis 30.000 t beträgt es 17 zu 93 Anlagen, in der Kategorie bis 50.000 t beträgt es 2 zu 25 und in der Kategorie über 50.000 t ist nur noch eine reine Grünabfallkompostierungsanlage zu finden sowie 14 Anlagen für gemischte Bioabfälle.
Ein nicht näher quantifizierbarer Anteil an Grünabfällen wird ohne Behandlung (d. h. nach bloßer Zerkleinerung) auf Flächen ausgebracht. Da dieser Stoffstrom aus Gründen mangelnder Hygiene nicht gütesicherbar ist, sind Angaben aus der Gütesi-cherung dazu nicht verfügbar.
Als Stand der Technik gelten bei der Kompostierung sowohl offene als auch ge-schlossene Anlagen. Anforderungen an die jeweilige Ausführung richten sich v. a. nach der Art und Menge der zu behandelnden Stoffe. In der RAL-Gütesicherung Kompost sind die Anlagen wie folgt verteilt:
• Offene Anlagen: Derzeit sind annähernd 300 offene oder offen-/überdachte An-lagen in Betrieb (rund 70 % der Anlagen). Die Anlagenkapazität beträgt in der Regel jeweils weniger als 10.000 t/a.
• Geschlossene Anlagen: Als geschlossene Anlage gelten Anlagen, bei denen mindestens die Vorrotte eingehaust und mit einer Abluftreinigung versehen ist. In der Gütesicherung sind rund 120 solcher Anlagen in Betrieb (ca. 30 % der Anlagen). Die Anlagenkapazität beträgt in der Regel jeweils über 10.000 t/a.
Das von der Bundesgütegemeinschaft eingeführte Hygiene-Baumusterprüfsystem erlaubt eine Untergliederung in folgende Baumusterkategorien:
• Kategorie 1: Boxen- und Containerverfahren (49 Anlagen, 11,8 %),
• Kategorie 2: Brikollare-Verfahren (5 Anlagen, 1,2 %),
• Kategorie 3: Tunnel- und Zeilenverfahren (25 Anlagen, 5,9 %),
• Kategorie 4: Trommelverfahren (2 Anlagen, 0,5 %),
• Kategorie 5: Eingehauste Mietenkompostierung (30 Anlagen, 7,1 %),
• Kategorie 6: Offene und überdachte Mietenkompostierung (279 Anlagen, 66,7 %),
• Kategorie 7: Eingehauste Mietenkompostierung inkl. Verfahren mit Membran¬ abdeckungen (8 Anlagen, 2 %).
Die angegebenen Hauptkategorien sind in weitere Unterkategorien gegliedert.
Neben Baumustern zu Kompostierungsverfahren sind auch zwei Baumuster für die anaerobe Behandlung beschrieben (thermophile und mesophile Vergärungsverfah-ren), die hier nicht aufgeführt sind. Ebenfalls nicht aufgeführt sind 18 Anlagen, die über eine Direkte Prozessprüfung“ ein eigenes Baumuster nachgewiesen haben.
Als Produkte der Kompostierung werden erzeugt:
• Fertigkompost (Rottegrade IV und V) 64 % der gesamt erzeugten Komposte
• Frischkompost (Rottegrade II und III) 33 % der gesamt erzeugten Komposte
• Substratkompost, rund 3 % der gesamt erzeugten Komposte
Die Kosten der Kompostierung werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Sie variieren daher in einem verhältnismäßig großen Spektrum. Gallenkemper nimmt bei einer aktuellen Kostenbetrachtung für die separate Bioabfallsammlung und
-behandlung“ als Behandlungskosten der Kompostierung 60 €/t Bioabfall an. In der Praxis liegen die Abschlüsse z. T. niedriger.
In einigen Fällen wird die Kompostierung zu Preisen angeboten, bei denen eine Be-handlung nach guter fachlicher Praxis und dem Stand der Technik nicht plausibel darstellbar erscheint. Dabei ist zu vermuten, dass Anforderungen an den Bau und Betrieb der Anlagen z. T. nicht vergleichbar sind und dass Genehmigungen und Rechtsbestimmungen nicht vollständig eingehalten werden. Billiglösungen“ dieser Art enden nicht selten im Konkurs solcher Anlagen, die anschließend zu Lasten der öffentlichen Hand beräumt und saniert werden müssen. Der Abbau von Überwa-chungskapazitäten bei den zuständigen Behörden leistet dieser Entwicklung Vor-schub und führt zu einer Verzerrung des Wettbewerbs zu Lasten seriöser Angebote und guter fachlicher Praxis.
In der in 2007 neu gefassten RAL-Gütesicherung Kompost werden neben Anforde-rungen an die Qualität der erzeugten Komposte auch Mindestanforderungen an die Prozessqualität der Anlagen gestellt. Die Anforderungen sollen u. a. dazu beitragen, Unterschiede in den Standards zu verringern. In Bezug auf das wachsende Konkur-renzdumping“ von Anlagen (in der Regel von außerhalb der Gütesicherung) kann dies aber nur gelingen, wenn verstärkte Anreize zur Teilnahme von Anlagen an frei-willigen Systemen der Gütesicherung gesetzt werden. Dies gilt insbesondere für die neuen Länder, in denen der Organisationsgrad der Gütesicherung mit rund 30 % der Anlagen nur halb so hoch ist wie in den alten Ländern, die einen Organisationsgrad von rund 60 % aufweisen.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH | |
Quelle: | Biomasse-Forum 2007 (Oktober 2007) | |
Seiten: | 9 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,50 | |
Autor: | Dr. Bertram Kehres | |
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Das Pferd von hinten aufzäumen
© Eigenbeiträge der Autoren (3/2013)
Werden kommunale Bioabfälle nur deponiert, sind sie klimaschädlich. Dabei könnten sie zu einer europaweit bedeutsamen Energieressource reifen: Aus dem Bioabfall lässt sich durch Trockenfermentation Biogas herstellen! Welche Verfahren aber sind an welchem Standort richtig - automatisierte, kontinuierliche oder diskontinuierliche Batch-Verfahren?
STEIGERUNG DER ENERGIEEFFIZIENZ VON KOMPOSTIERUNGSANLAGEN AM BEISPIEL DER KOMPOSTWERK GÖTTINGEN GMBH
© HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement (12/2007)
Im Bereich der Bioabfallbehandlung ist eine deutliche Trendwende zu erkennen.
Noch im Jahre 1996 waren ca. 20 der über 800 Abfallbehandlungsanlagen Vergärungsanlagen (inkl. Co-Fermentationsanlagen). Mittlerweile hat sich die Zahl mehrals verdreifacht (Kern, Turk, 2007).
bifa-Text Nr. 38: Ökoeffizienzanalyse der Entsorgungsstrukturen Bayerns, Deutschlands und der Schweiz
© bifa Umweltinstitut GmbH (10/2007)
Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) hat bifa den erstmals 2003 durchgeführten Ökoeffizienzvergleich der Entsorgungsstrukturen Bayerns, Deutschlands und der Schweiz erweitert und aktualisiert. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2003 zeigten, dass der bayerische Weg zur Gestaltung der Abfallwirtschaft in seiner Ökoeffizienz im Vergleich mit den Entsorgungsstrukturen der Schweiz und dem deutschen Durchschnitt am besten abschnitt.
Die neu veröffentlichte Studie zeigt, dass die Entsorgungsstrukturen hinsichtlich ihrer Ökoeffizienz deutlich enger zusammenwachsen. Dies resultiert aus der durchgeführten Datenaktualisierung, der Bilanzierung zusätzlicher Wertstoffströme und der Berücksichtigung des Verbots der Ablagerung nicht vorbehandelter Abfälle. Die Entsorgungsstruktur Bayerns weist im Vergleich zur Entsor-gungsstruktur Deutschlands zwar noch ein geringfügig besseres ökologisches Gesamtergebnis auf, ist aber gleichzeitig mit leicht höheren Gesamtkosten verbunden. Die Entsorgungsstruktur der Schweiz ist etwas weniger ökoeffizient. Die Ursachen dafür sind eine geringere Umweltentlastung im ökologischen Gesamtergebnis, gepaart mit vergleichsweise hohen Entsorgungskosten.
bifa-Text Nr. 57: Die Abfallwirtschaft im Jahr 2030 - Eine Szenarioanalyse nicht nur für Bayern
© bifa Umweltinstitut GmbH (5/2012)
In einer neuen Studie des bifa Umweltinstituts werden mögliche Entwicklungen der regionalen, nationalen und internationalen Rahmenbedingungen für die bayerische Abfallwirtschaft im Jahr 2030 dargestellt sowie deren Auswirkungen auf die Abfallwirtschaftsstrukturen und auf die Ökoeffizienz. Das Projekt wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit durchgeführt. Die Ergebnisse bieten auch anderen Behörden, Unternehmen und Verbänden in Deutschland eine Basis für die eigene Positionierung und Strategieentwicklung.
bifa-Text Nr. 56: Entsorgung gefährlicher Abfälle in Bayern. Eine ökobilanzielle Analyse mit Kostenbetrachtung
© bifa Umweltinstitut GmbH (3/2012)
Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit (StMUG) hat die bifa Umweltinstitut GmbH (bifa) 18 in einer Vorstudie ausgewählte gefährliche Abfälle in einer Ökobilanz betrachtet. Ziel war die Schaffung einer Grundlage zur Bewertung der ökologischen Wirkungen der Entsorgung gefährlicher Abfälle in Bayern und zur Identifizierung von Optimierungsansätzen.