Prozess beschleunigt - Eine integrierte Unternehmenssoftware sorgt für Effizienzsteigerung
Auch für Entsorgungs- und Recyclingunternehmen wird es immer wichtiger, Arbeitsabläufe zu straffen und Ressourcen optimal einzusetzen. Moderne EDV-Systeme unterstützen Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen.
20.12.2005 Stellen wir uns solch einen straffen Workflow konkret vor: 9.15 Uhr geht der Auftrag zur Leerung eines Containers in der Disposition ein; der Disponent sieht auf seinem Bildschirm, welches Fahrzeug sich in der Nähe befindet und noch freie Kapazitäten hat; er übermittelt drahtlos den Auftrag an den Lkw; um 10.27 Uhr fährt das Fahrzeug über die Waage; der Wiegemeister identifiziert auf seinem Terminal anhand des Fahrzeugkennzeichen den dazugehörigen Auftrag. Wiegedaten und Auftrag sind schon bei der Verwiegung miteinander gekoppelt. Mit der Verwiegung meldet das Fahrzeug automatisch die Erledigung des Auftrags.

Um 11.04 Uhr gibt ein Sachbearbeiter nach Kontrolle der Daten den Auftrag zur Fakturierung frei. Nach der Mittagspause erzeugt die Buchhaltung aus allen freigegebenen Aufträgen dieses Tages ungebuchte Rechnungen; um 15.45 Uhr, nach erfolgter Rechnungskontrolle, werden diese Rechnungen im Stapel gebucht. Noch bevor unser Fahrzeug um 16.00 Uhr auf den Hof kommt, sind die Leistungen fakturiert und tragen dazu bei, die Liquidität des Unternehmens zu sichern.

Möglich sind diese kurzen Reaktionszeiten in einer integrierten Unternehmenssoftware, in der alle erforderlichen Daten grundsätzlich nur einmal eingegeben werden und an allen Arbeitsplätzen, an denen sie benötigt werden, sofort zur Verfügung stehen. Es gibt einen durchgängigen Datenfluss von der Auftragserfassung, zur Disposition, zur Waage und schließlich zur Buchhaltung ohne Schnittstellen und Datenbrüche.
In vielen Unternehmen der Abfallwirtschaft sind oft mehrere Softwarepakete im Einsatz, um die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen abzubilden. Moderne Systeme - wie enwis) auf der Basis von Microsoft Navision oder SAP-Waste - fassen alle diese Anforderungen in einer Lösung zusammen. Analysen lassen sich in einem integrierten System per Mausklick und in Echtzeit erstellen.

Wichtig für das Verständnis der Arbeitsweise dieser Systeme ist die Unterscheidung von Stammdaten und Bewegungsdaten. Typische Stammdaten sind die Daten von Kunden und Lieferanten, Mitarbeitern, Fahrzeugen, Betriebsstätten, Lagerorten oder Abfallarten. Als Stammdaten können aber auch differenzierte Preislisten gepflegt werden. Alle Stammdaten werden in einem integrierten System grundsätzlich nur einmal angelegt. Dennoch können alle Mitarbeiter darauf zugreifen, sofern ihnen die erforderlichen Rechte dies erlauben. Die Pflege der Stammdaten ist eine notwendige Voraussetzung und beschleunigt die Abwicklung von Aufträgen enorm.

So wird aus dem Angebot z.B. durch eine einfache Kopierfunktion ein Vertrag oder ein Auftrag erstellt. Oder der Vertrag ist Kopiervorlage für die immer wiederkehrende Erstellung von Aufträgen. Im Auftrag können direkt alle Prozesse und Kosten dokumentiert werden, die mit der Leistungserbringung verbunden sind: so z.B. der Einsatz von Fahrzeugen und Mitarbeitern, die Gestellung von Containern, die Abfall- oder Wertstoffmengen, Deponiekosten und Mautgebühren etc. Unmittelbar aus dem Auftrag wird per Knopfdruck die Fakturierung angestoßen, die zur Erstellung ungebuchter oder gebuchter Rechnungen führt.

Alle operativ relevanten Adressen wie Rechnungsempfänger, Lieferanschrift, Fahrzeugtyp, Behälterart, Abfallart und ein individuell definierter Preis sind im Beleg vorhanden. Daher können direkt aus dem Auftrag die erforderlichen Begleitpapiere und auch eine Rechnung erzeugt werden.
Besonders effizient wird moderne Unternehmenssoftware, wenn sie eine integrierte Telematik für das Flottenmanagement besitzt. Über GPS werden dabei permanent die Standorte aller Fahrzeuge ermittelt und in der Leitstelle auf digitalen Karten dargestellt. Der Disponent ist so jederzeit über die Fahrzeugbewegungen im Bilde. Telematik ermöglicht damit einen optimalen Fahrzeugeinsatz und vermeidet Leerfahrten. Zudem können die Auftragsdaten direkt an die Fahrzeuge übermittelt werden. Alle Einsatzzeiten und Fahrstrecken werden automatisch vom System ermittelt und legen damit die Basis für eine auftragsbezogene Deckungsbeitragsrechnung mit Realdaten.
Unternehmen, Behörden + Verbände: tegos GmbH, Fraunhofer Institut Materialfluss und Logistik
Autorenhinweis: Dr. Gevert Nörtemann tegos GmbH, Frank Steinwender, Fraunhofer Institut Materialfluss und Logistik
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