Gerüche – zwischen Abfall und Stimulans - Ein olfaktorischer Streifzug durch Wiens Geschichte und Gegenwart

In der Rangordnung der Sinne gilt der Geruchssinn als niederer Sinn. Als extremer Nahsinn, der – im Unterschied zu Gesicht und Gehör – erst bei verringerter Distanz seine volle Aufnahmefähigkeit entfaltet, wurde er in der Geschichte der westlichen Zivilisation aufs Engste mit den Bereichen der Animalität und – seit Freud – der Analität in Verbindung gebracht, was zu einer nachhaltigen Diskreditierung und sozialen Ächtung der olfaktorischen Wahrnehmung führte.

Schon für Immanuel Kant war daher der Geruchssinn eindeutig der entbehrlichste und undankbarste unter den Sinnen, da er weit mehr mit Gegenständen des Ekels als der Annehmlichkeit – wie er formulierte – zu tun habe, und wenn schon ein Genuss zu bemerken, dieser immer nur flüchtig und vorübergehend sei [8]. Diese Flüchtigkeit erweist sich als paradoxes Charakteristikum, ist sie doch einerseits eine wesentliche Voraussetzung für die Auslösung eines olfaktorischen Reizes – wer sich ständig in einem bestimmten Geruchsmilieu aufhält, riecht dieses bekanntermaßen nicht mehr –, andererseits ist es gerade dadurch besonders schwer, Gerüche wissenschaftlich, technisch oder planerisch in den Griff zu bekommen. Eine – neurologisch bedingte – Konstanz gibt es allerdings: Der Vorgang des Riechens ist untrennbar mit jenem des Erinnerns verknüpft, Gerüche stellen geradezu Katalysatoren der Erinnerung dar. Arthur Schopenhauer bezeichnete den Geruchssinn denn auch als den Sinn des Gedächtnisses (...), weil er unmittelbarer, als irgend etwas Anderes, den specifischen Eindruck eines Vorganges, oder einer Umgebung, selbst aus der fernsten Vergangenheit, uns zurückruft [19]. Die Nase also, als unser eigentliches Erinnerungsorgan? Wer kennt sie nicht, die oft schon vergessen geglaubten Kindheitseindrücke, die sich durch plötzlich heranwehende Düfte schlagartig vergegenwärtigen. Heinz Janisch hat dazu ein interessantes Buch herausgebracht [6], für Marcel Proust war’s der Anstoß, sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit zu begeben.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Abfallwirtschaft für Wien (2004) (Dezember 2004)
Seiten: 10
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Mag. Dr. Peter Payer

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