Qualität ist Gemeinschaftsaufgabe - Europaweites Netzwerk mittelständischer E-Schrott Recycler

Das durch die Richtlinie des europäischen Parlamentes und des Rates über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (WEEE) geforderte europaweite Recycling von Elektronikschrott stellt für kleine oder mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung dar. Die Bedeutung der Kommunen als Auftraggeber sinkt. Stattdessen treten Hersteller auf, die meist nach europaweiten Lösungen suchen. Die Wettbewerbssituation ist unter diesen Umständen äußerst kritisch.

26.09.2006 Um in dieser neuen Situation die wertvollen Erfahrungen und das Wissen kleiner und mittelständischer Elektronikschrott-Recycler europaweit zu sichern und bedarfsgerecht nutzbar zu machen wurde die Recycling-Network-Europe AG (RENE) gegründet. Mittlerweile sind darin 32 mittelständische Recycling-Unternehmen aus 17 EU-Ländern mit einer Kapazität von über 800.000 Jahrestonnen organisiert. RENE bietet europaweit umweltgerechtes Recycling von elektronischen Altgeräten nach den Vorgaben der WEEE-Richtlinie und der jeweiligen nationalen Gesetzgebung an. Das Komplettangebot der RENE umfasst nicht nur Sammlung, Logistik sowie das Recycling sondern auch die Wiedervermarktung funktionstüchtiger Produkte einschließlich der Qualitätssicherung. Darüber hinaus bietet RENE Herstellern die europaweite Registrierung sowie die Meldung der Produkte und deren Verkaufszahlen und das Reporting der Recyclingzahlen bei den Clearingstellen an (in Deutschland die EAR). Dadurch müssen beim Kunden keine zusätzlichen Personalkapazitäten aufgebaut werden. Im Kooperationsverbund mit einem Order Managementsystem ist RENE in der Lage, national und europaweit Lösungen für die Produktverantwortung der Hersteller in den Bereichen Business to Business und Business to Consumer anzubieten.

RENE versteht sich als Premium-Anbieter im Elektronikschrottrecycling und bietet den Kunden in ganz Europa eine einheitliche Recyclingqualität. Um dieses Niveau durch alle Mitglieder zu gewährleisten, haben die RENE-Partner gemeinsam mit dem Bayerischen Institut für Angewandte Umweltforschung und -technik (BIfA GmbH) eine Qualitäts-Charta entwickelt. Erste Vorgabe dieses Katalogs von verbindlichen Regeln und Handlungsgrundsätzen ist, dass alle Recyclingpartner nach DIN ISO 14001 zertifiziert sein müssen. Selbstverständlich müssen auch die nationalen Genehmigungen für die Verwertung von Elektronikschrott vorliegen. Die Charta umfasst spezifische Vorgaben für die Recyclingprozesse und das Stoffstrommanagement, aber auch Regelungen zu umweltbezogenen Grundsätzen, Arbeitsschutz und Produktsicherheit.

Jedes neue Mitgliedsunternehmen muss sich zunächst zur Einhaltung dieser Charta verpflichten. Es folgt dann eine Übergangsphase, in der gegebenenfalls die DIN ISO 14001-Zertifizierung realisiert und die Voraussetzungen zur vollständigen Umsetzung der Charta geschaffen werden können. Im Anschluss wird jedes Mitglied durch die BIfA GmbH als unabhängigem und international tätigem Dienstleister in einem internen Prozess vor Ort auditiert. Das Audit wird in der Regel jährlich wiederholt und ist unabhängig von der DIN ISO 14001 Auditierung. Ziel ist ausschließlich die Überprüfung der Einhaltung der RENE-Charta. Wie in Auditierungsprozessen üblich, werden Empfehlungen ausgesprochen und Abweichungen dokumentiert undan das auditierte Unternehmen sowie an das RENE-Management berichtet.

Elektro- und Elektronikschrottrecycling wurde in Europa auch schon vor Erlass der WEEE betrieben. Die dabei gewachsenen Strukturen, der rechtliche Rahmen und lokale Bedingungen schaffen in jedem Land unterschiedliche Verhältnisse. Vorgehensweisen, die in einem Land gebräuchlich sind, können in anderen Ländern schwer oder gar nicht umsetzbar sein. Schon aus diesem Grunde war es für RENE unumgänglich, eigene Qualitätsstandards zu definieren. Ähnlich variantenreich ist die Recyclingpraxis. Die Auditierung der Mitgliedsunternehmen zeigte, dass in den europäischen Ländern deutliche Unterschiede beim Recycling und bei der Wiederverwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten bestehen. Diese sind teils auf historisch gewachsene Gepflogenheiten und örtliche Rahmenbedingungen zurückzuführen, zu einem erheblichen Teil aber auch auf Unterschiede in der Umsetzung der WEEE durch die Länder und auf unterschiedliche Erfassungs- und Mengenverteilungsprozesse.

Das wichtigste Kapital der RENE ist aber gerade diese Vielfalt der bei den Mitgliedsunternehmen vorhandenen Praxiserfahrungen und Lösungsansätze. Jeder RENE-Recyclingbetrieb hat im Laufe vieler Jahre Wissen erworben, Kontakte und Strukturen aufgebaut, die bestens an die lokalen Verhältnisse angepasst sind. Es ergeben sich Synergien, die über ein Forum für den Know-how-Transfer und den Austausch zwischen den Unternehmen genutzt werden.

Durch die Kooperation erfahrener Elektronikschrott-Recyclingunternehmen in Verbindung mit dem zentralen Qualitätsmanagement und der Auditierung durch den unabhängigen Dienstleister BIfA GmbH verfügt RENE über zwei wesentliche Erfolgsfaktoren für ein europaweites Recycling von Elektro- und Elektronikschrott. Zum einen sind dies die vielfältigen Erfahrungen und die lokale Schlagkraft der Recyclingunternehmen. Zum anderen die Möglichkeit, den Kunden eine zentrale Anlaufstelle sowie ein europaweit einheitlich hohes Qualitätsniveau zu bieten, gewährleistet durch die Verpflichtung auf die RENE-Charta in Verbindung mit der internen Auditierung durch die BIfA GmbH.

Bei der praktischen Umsetzung der WEEE in den EU-Mitgliedsstaaten sind in der Anfangsphase zahlreiche Schwierigkeiten zu bewältigen. Die installierten nationalen Prozesse für die Erfassung und Verteilung der Elektronikschrottmengen sowie für Reporting und Controlling arbeiten noch nicht reibungslos. Regelungen, Zuständigkeiten und Anforderungen an die Prozesse sind vielfach noch nicht klar definiert. Hinzu kommen die gerade in der Startphase noch völlig unzureichende Kontrolle von Menge und Verbleib eingesammelter Geräten durch die staatlichen oder beauftragten Organisationen.

Es wird noch einige Zeit dauern bis die Anfangsschwierigkeiten behoben und die wesentlichen offenen Fragen geklärt sind. RENE versteht diese Zeit als Herausforderung und Chance, die vielfältigen Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen zu nutzen, um Qualität und Effizienz ihrer Leistungen fortlaufend zu verbessern.

Unternehmen, Behörden + Verbände: Recycling-Network-Europe AG (RENE), EAR, Bayerisches Institut für Angewandte Umweltforschung und -technik GmbH (BIfA)
Autorenhinweis: Sarah Hottenroth, Siegfried Kreibe Bayerisches Institut für Angewandte Umweltforschung und -technik GmbH, Maximilian Scheppach, RENE AG



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: September 2006 (September 2006)
Seiten: 2
Preis inkl. MwSt.: € 0,00
Autor: Dipl.-Geoökol. Sarah Hottenroth
Dr. Siegfried Kreibe
Maximilian Scheppach

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