Bei einem Deponierückbau werden die Abfälle unter Einhaltung der bezüglich des Arbeits- und Nachbarschaftsschutzes geltenden Anforderungen abgegraben. Im Ge-gensatz zu einer Deponieumlagerung, bei der der abgegrabene Abfall wieder voll-ständig auf eine Deponie verbracht wird, werden bei einem Deponierückbau die ab-gegrabenen Abfälle klassiert und fraktioniert, Stör- und/oder Schadstoffe werden aussortiert, Teile der rückgebauten Abfälle werden einer Verwertung zugeführt und nur der nicht verwertbare Anteil wird am Standort oder in einer standortnahen geeig-neten Deponie verdichtet wieder eingebaut, was dazu führt, dass beim Wiedereinbau nur noch ein wesentlich kleinerer Teil des ursprünglich beanspruchten Deponievolu-mens in Anspruch genommen wird. Sofern erforderlich, erfolgt vor dem Wiederein-bau eine Inertisierung und/oder Zerkleinerung von Teilfraktionen oder des gesamten Abfalls. Im Folgenden wird der Deponierückbau bezüglich Technik, Wirtschaftlichkeit und Perspektiven beleuchtet.
Stand der Technik der Sanierungsmaßnahmen zur Stilllegung und Nachsorge von Altdeponien ist die Abkapselung unterschiedlicher Ausprägung mit begleitender Beobachtung von Deponie und Umgebung. In ausgewählten Fällen werden vorlaufend Maßnahmen zum beschleunigten Abbau der im Deponiekörper vorhandenen mikrobiell abbaubare organischen Substanz in Form einer anaeroben und/oder aeroben In Situ-Stabilisierung durchgeführt. Erfahrungen mit der Sanierung von Altablagerungen haben gezeigt, dass die spezifischen Kosten pro Kubikmeter Deponievolumen selten über 25 € und oft unter 5 € pro Kubikmeter Deponievolumen liegen. Sofern auf eine vorlaufende In Situ-Stabilisierung verzichtet wird, können die genannten Lösungen jedoch erhebliche Nachteile besitzen, da die Funktion der Sanierungselemente auf Dauer gewährleistet sein muss, so dass entsprechende Kontrollmaßnahmen dauerhaft durchgeführt werden müssen und ggf. Reparaturkosten anfallen können.
Das Ende dieser Maßnahmen ist im Grunde kaum zu prognostizieren. Daher erscheint es durchaus interessant zu sein, das Problem der Sanierung umfassend zu lösen und durch Rückbau der deponierten Abfälle die Ursache einer Sanierungsbedürftigkeit zu beseitigen. Damit kommen zu den reinen Abgrabekosten noch die Entsorgungskosten hinzu. Zweckmäßigerweise sollten daher auch Teillösungen mit in Betracht gezogen werden, z. B. der Teilrückbau mit Entsorgung von z. B. flachen Deponieteilen.
Die Vorteile des Deponierückbaus liegen ganz offensichtlich auf der Hand. Neben der Sicherheit, die Ursachen für eine Umweltbeeinträchtigung beseitigt zu haben und zukünftig somit keine Risiken mehr aus der Altablagerung in Erwägung ziehen zu müssen, sind insbesondere keine Nachsorgekosten mehr gegeben. Würde man den Zeitraum für die Nachsorgekosten den Realitäten anpassen, so wäre ein Deponierückbau ein klares „Muss“, bei einem Nachsorgezeitraum von 30 Jahren hingegen steht die oben genannte relativ kleine Kostengröße im Raum, die, sollte ein Rückbau als Alternative in Frage kommen, von diesem unterschritten werden muss.
Ein Deponierückbau wird in der Praxis nicht ohne erneute Deponierung von Teilströmen auskommen. Daher ist auch nach einem Deponierückbau ein Deponiekörper weiterhin vorhanden. Allerdings ist auch dann der genannte Vorteil des Rückbaus in annähernd gleicher Form gegeben. Der Deponierückbau führt zu einer Verminderung des wiederabgelagerten Schadstoffpotentials durch Schadstoffentfrachtung und/oder Inertisierung des Deponiegutes in einer Größenordnung, dass das verbleibende Ablagerungsgut dem nach einer mechanisch-biologischen Abfallbehandlung von Frischmüll verbleibenden Ablagerungsgut entspricht. In die Überlegungen einzubeziehen sind zudem die weiteren Vorteile, die mit einem Deponierückbau verbunden sind. Dies sind:
Copyright: | © Verlag Abfall aktuell | |
Quelle: | Band 35 - Deponietechnik 2010 (Februar 2010) | |
Seiten: | 12 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 0,00 | |
Autor: | Prof. Dr.-Ing Gerhard Rettenberger | |
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