Alternative biologisch aktivierte Oberflächenabdichtungen für kleinere Deponien

Für größere Deponien ist die Regelabdichtung eine allgemein anerkannte und praktikable Lösung. Alternativen, wie die aerobe in situ Stabilisierung, sind zwar fachtechnisch z.T. gut untersucht, aber vor allem nach wie vor mit erheblichen Prognoseunsicherheiten behaftet.
Anders stellt sich die Situation bei vielen kleinen Deponien dar.

Das Konzept der vollständigen bzw. weitgehenden Abgrenzung des Deponiekörpers von seiner Umgebung durch die Regelabdichtung stellt für diese Deponien häufig eine erhebliche technische und finanzielle Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass der abgedichtete Deponiekörper sein biologisches Potential nicht verliert. Eine Beschädigung der Abdichtsysteme kann selbst nach Jahrzehnten jederzeit zu einer Reaktivierung der Stoffumsätze führen.  Im Gegensatz zur abdichtenden Konservierung des Schadstoffpotentials durch die Regelabdichtung kommt gerade für solche kleineren Deponien mit geringem Gefährdungspotential eine in-situ-Stabilisierung als nachhaltige Alternative in Betracht. Dabei werden die Schadstoffemissionen nicht vollständig unterbunden, sondern gezielt gesteuert um durch Nutzung der natürlichen Selbstreinigungspotentiale langfristig eine Wiedereingliederung des Deponiekörpers in den natürlichen Stoffkreislauf zu gewährleisten.
Eine wesentliche Maßnahme dabei stellt die biologisch aktivierte Oberflächenabdich-tung dar. Eine solche Abdichtung soll den Wassereintritt gezielt reduzieren, aber nicht vollständig unterbinden.  Gleichzeitig wird ein freier Gasaustritt aus dem Deponiekörper angestrebt. Eine mit methanotrophen Bakterien biologisch aktivierte und mit Sauerstoff angereicherte Schicht sorgt in einem solchen System für die weitgehend vollständige Umwandlung des freigesetzten Methan in CO2. Die kontinuierliche Sauerstoffbereitstellung in einer für den Stoffumsatz geeigneten Tiefe der Abdeckung wird u.a. durch die Verwendung Sauerstoff freisetzender Verbindungen (ORC) gewährleistet. Diese werden in die Abdeckung eingebracht und sichern den Sauerstoffbedarf mindestens für die ersten 2-3 Jahre. Durch gezielte Formulierung der ORC kann die Sauerstoff bereitstel-lende Schicht zusätzlich so gestaltet werden, dass mit zunehmendem Verbrauch auch eine zunehmende Abdichtung des Deponiekörpers erfolgt. Damit übernimmt die ORC-Schicht in späteren Deponiephasen die Funktion einer zusätzlichen Barriere.             
Das Konzept der biologisch aktivierten Oberflächenabdichtung soll im Rahmen eines Pilotprojektes an einem Deponiestandort in Sachsen-Anhalt erprobt werden. Weil bei diesem Konzept auch Sickerwasser über längere Zeiträume anfällt, stellt die längerfristige Prognose der Sickerwasserbildung und Schadstoffausbreitung einen wichtigen Teil des Projektes dar. Dabei ist zu prüfen, ob Natural Attenuation - Prozesse (NA) oder Enhanced Natural Attenuation Maßnahmen (ENA) in die Sanierungsstrategie einbezogen werden können.



Copyright: © Wasteconsult International
Quelle: Praxistagung Deponie 2005 (Dezember 2004)
Seiten: 9
Preis inkl. MwSt.: € 4,50
Autor: Prof. Dr. rer. nat. habil. Marion Martienssen

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Bewertung verschiedener Elutionsmethoden der BBodSchV an ausgewählten bayerischen Altlastenstandorten mittels Lysimeteruntersuchungen
© Bayerisches Landesamt für Umwelt (10/2003)
Von verschiedenen Altlastenstandorten wurden Bodenmonolithe für Lysimeterversuche entnommen. Parallel dazu erfolgte eine Bodenprobenahme, um damit unterschiedliche Elutionsverfahren zu testen. Des Weiteren wurden in einer Datenbank Gesamtstoff- und Eluatgehalte von kontaminierten Bodenmaterialien zahlreicher Altlastenuntersuchungen zusammengestellt mit dem Ziel, Geringfügigkeitsschwellen für Gesamtstoffgehalte zu überprüfen.

Anforderungen des Bodenschutzes an das Auf-/Einbringen von Materialien auf/in Böden
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2002)
Anwendung des BBodSchG im Bezug auf Regelungen, Abgrenzungs- und Anwendungsfragen, einsetzbare Materialien sowie Geltungsbereiche und Untersuchungspflicht

Die Förderung der Altlastenforschung im UFG-Regime
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2018)
Altlastensanierung erfolgt üblicherweise ohne große öffentliche Aufmerksamkeit, was durchaus im Sinn von Altlastenbesitzern und -sanierern ist. Bei den betroffenen Stakeholdern gibt es jedoch das klare Bekenntnis, alle Altlasten innerhalb von 30 Jahren zu sanieren. Im Vergleich zur Anzahl der bisher sanierten Altlasten stellt dies eine vielfach größere Aufgabe dar zu deren Erledigung entsprechende Werkzeuge entwickelt werden müssen.

Von der Mülldeponie zum Energieberg: Deponiesanierung in Hamburg-Georgswerder
© Deutscher Fachverlag (DFV) (2/2011)
1983 löste ein Dioxinfund auf der Deponie Hamburg-Georgswerder einen der größten Umweltskandale Deutschlands aus. Fast 30 Jahre später spielt Georgswerder als Energieberg eine große Rolle im Energiekonzept Hamburgs und soll zukünftig 2.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Möglich machen dies Sanierungsmaßnahmen, die bis heute zu den umfangreichsten ihrer Art zählen und die Entwicklung von umwelttechnischen Verfahren entscheidend mitgeprägt haben.

Erfahrungen bei Umlagerung und Rückbau von Deponien
© Wasteconsult International (12/2010)
Rückstandhalden wurden vereinzelt im Rahmen von Maßnahmen zum Flächenrecycling aufbereitet und Rohstoffe konnten gewonnen werden. Die in den Jahrzehnten 1970 bis 2005 verfüllten Hausabfalldeponien haben in Einzelfällen Anforderungen an die Basisdichtung oder von Dichtungen zwischen unterschiedlichen Ablagerungsbereichen nicht erfüllt und erforderten infolgedessen, dass der Abfall umgelagert werden musste, um diese technischen Maßnahmen nachträglich umzusetzen.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?

Der ASK Wissenspool
 
Mit Klick auf die jüngste Ausgabe des Content -Partners zeigt sich das gesamte Angebot des Partners
 

Selbst Partner werden?
 
Dann interessiert Sie sicher das ASK win - win Prinzip:
 
ASK stellt kostenlos die Abwicklungs- und Marketingplattform - die Partner stellen den Content.
 
Umsätze werden im Verhältnis 30 zu 70 (70% für den Content Partner) geteilt.
 

Neu in ASK? Dann gleich registrieren und Vorteile nutzen...