Nicht erneuerbare Rohstoffe: die Grenzen von Recycling und Entkopplung

Von entscheidender Bedeutung für die Bestimmung der Erfolgsfaktoren eines nachhaltigen Ressourcenmanagements (SMM: Sustainable Materials Management) ist der Mechanismus der zunehmenden Erschöpfung konzentrierter Rohstoffvorkommen: zunächst einmal direkt, insofern als er das eigentliche Ressourcenproblem des SMM betrifft; dann aber auch indirekt, denn indem man die Auswirkungen einer Art des Materialmanagements auf die Erschöpfung der Ressourcen misst, bewertet man auch seine relative Beeinflussung aller kumulativen und globalen Auswirkungen, die mit dem innerhalb eines Lebenszyklus verwendeten Anteil primärer Rohstoffe zusammenhängen und durch das Recycling vergleichsweise verringert werden sollen: Jede Tonne eines primären Rohstoffes, dessen Abbau und Umwandlung in Rohmaterial vermieden wird, erspart der Umwelt auch alle mit diesen Arbeiten verbundenen Folgen.

Da dieser Mechanismus der Ressourcenerschöpfung jedoch selbst kumulativ und mit stetiger Zunahme verbunden ist, erfolgt eine Messung der Effizienz der verschiedenen Szenarien nicht anhand des Ausmaßes der mengenmäßigen Verringerung der jährlichen Stoffströme sondern am besten durch die bis zu gewisser Ebene des kumulierten Verbrauchs der Ressourcen gewonnene Zeit. Die Beobachtung der weltweiten Rohstoffproduktion zeigt übrigens, dass diese, zumindest für mehrere aufeinanderfolgende Jahrzehnte, historisch ein exponentielles Trendwachstum aufweist. So beläuft sich beispielsweise das Trendwachstum für Stahl im 20. Jahrhundert auf jährlich 3,5 %, für Rohkupfer zwischen 1960 und 2005 auf jährlich 3,0 % und für Öl zwischen 1975 und 2005 auf 1,1 % pro Jahr. Die entscheidende Frage, die es vor der Bestimmung der gemeinsamen Prioritäten und entsprechenden Zielsetzungen zu beantworten gilt, ist die Frage nach den grundlegenden Parametern des Materialkreislaufs, mit denen die Zeitpunkte der Verknappung primärer Rohstoffe in einer Wirtschaft mit materiellem Wachstum weiter in die Zukunft verschoben werden können. Der Rohstoff wird zunächst in einer verwertbaren Form auf der Basis von „Primärrohstoffen“ oder „Sekundärrohstoffen“ gewonnen: Erz (gewonnen aus einer nicht erneuerbaren konzentrierten Quelle) oder recycelte Abfälle; der Rohstoff durchläuft dann anschließend einen Produktions- und Vertriebskreislauf, bevor er vom Verbraucher verwendet wird, der ihn dann zum Ende der Nutzung erneut in Form von Abfällen verfügbar macht. Je nachdem, ob es sich beispielsweise um Lithium für Batterien oder um einen Dachstuhl aus Stahl handelt, kann die Gesamtdauer zwischen der ursprünglichen Produktion und der Rückgewinnung in Form von Abfall extrem variieren: Wir wollen hier diese Dauer als „Verweildauer in der Wirtschaft“ bezeichnen, und vorbehaltlich anderer Angaben bezeichnen wir damit den für alle seine Verwendungen (Konservendose, Auto, Werkzeugmaschine oder Betonstahl) durchschnittlichen Zeitwert der Verweildauer des jeweiligen Materials.



Copyright: © IWARU, FH Münster
Quelle: 12. Münsteraner Abfallwirtschaftstage (Februar 2011)
Seiten: 9
Preis inkl. MwSt.: € 4,50
Autor: François Grosse

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