Städte und urbane Zentren sind die Vorreiter im Übergang zu einer regenerativen, ressourcen- und materialeffizienten Gesellschaft. Sie stellen bereits heute Rohstofflager der Zukunft dar und können einen relevanten Anteil ihres Bedarfs an mineralischen Ressourcen aus diesen Lagern decken. Entsprechend werden in der EU bereits heute 88 % der Baurestmassen und Bauabfälle verwertet. Oftmals allerdings nur in einer niederwertigen Form, zum Beispiel als Füllmaterial. Ein signifikant höherer Umweltnutzen kann durch die Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien oder ein hochwertiges Recycling erschlossen werden. Dieses Ziel verfolgt das gerade begonnene Projekt CIRCuIT, in welchem die Städte Kopenhagen, Hamburg, London und Helsinki den Wiedereinsatz von Bauteilen in verschiedenen Bauvorhaben demonstrieren und das hochwertigen Recycling um 20 % in ihrem Einflussbereich steigern wollen.
Städte und urbane Zentren sind die Vorreiter im Übergang von einer linearen, verbrauchenden hin zu einer regenerativen, ressourcen- und materialeffizienten Gesellschaft. Gemeinsam mit allen städtischen Stake Holdern können Verwaltung, Industrie und gesellschaftliche Gruppen neue Wege finden, um der weltweit wachsenden Materialknappheit zu begegnen und eine neue städtische Agenda für die Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Bereits heute weist der Bau- und Abrisssektor hohe Recyclingraten auf. Gemäß der EU-Abfallrahmenrichtlinie sollen bis 2020 70 % der Bau- und Abbruchabfälle wiederverwendet, recycelt und/oder verwertet werden. Dieses Ziel wurde bereits 2014 übertroffen, da die Verwertungsquote für dieses Jahr mit 88 % berechnet wurde. Die Verwertung der Baurestmassen erfolgt jedoch oft in der Form von Downcycling, das heißt Beton aus Hochbauten wird für Tragschichten und Ausgleichsschichten im Straßenbau verwendet und wird nicht erneut hochwertig in Gebäuden verbaut. Die direkte Wiederverwendung von Bauteilen oder Materialien für denselben Zweck ist die beste Umweltoption, da sie im Vergleich zum Recycling einen niedrigeren Energieeinsatz erfordert. Dies gilt zum Beispiel für Materialien wie Ziegel, Fliesen, Fenster oder Edelstahlbauteilen, aber auch für Beton und Betonbauteile. Vor diesem Hintergrund sind innovative Lösungen zur Schließung des Kreislaufs städtischer Materialien und Ressourcenströme im Bauumfeld erforderlich, welche die Umwandlung von Städten und urbaner Zentren unterstützen und deren Regenerationsfähigkeit steigern. Um den Kreislauf zu schließen und lokale Regierungsbarrieren und praktische Herausforderungen zu überwinden sowie mögliche Synergien zwischen Unternehmen und Materialverbrauch zu erschließen, müssen die lokalen Stoffflüsse zusammen mit den vorhandenen Gebäudedatensätzen zukünftig noch besser erfasst werden, um auf diese Weise Angebot und Nachfrage von Materialien anzupassen. Darüber hinaus ist die Entwicklung städtebaulicher Ansätze und Instrumente, welche Städte bei der Weiternutzung von Gebäuden unterstützen und Änderungen auf Systemebene einleiten können, wie z. B. kommunale Raumplanung, nachvollziehbare Kriterien für öffentliche Ausschreibungen und Audits vor dem Abriss, erforderlich. Diese Ansätze verfolgt das Horizon2020 Projekt CIRCuIT, welches geleitet von Kopenhagen und gemeinsam mit Hamburg, London und Helsinki durchgeführt wird. Das Projekt fördert vor allem Wissensaustausch-Strukturen, das Upscaling und die Replikation von Kreislaufwirtschaftslösungen über Projektpartner und Stake Holder in der gesamten Wertschöpfungskette des Bausektors.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH | |
Quelle: | 31. Abfall- und Ressourcenforum 2019 (April 2019) | |
Seiten: | 9 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,50 | |
Autor: | Prof. Dr.-Ing. Kerstin Kuchta | |
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Umsetzung der GewAbfV im Baubereich
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Der größte Abfallstrom in Deutschland sind die Bau- und Abbruchabfälle mit 229 Mio. Tonnen pro Jahr. Die 2017 novellierte GewAbfV sollte das Recycling auch in diesem Bereich fördern. Analysen von Verbänden und auch die eigenen Erfahrungen aus der Branche zeigen, dass es der Novelle an Durchsetzungskraft und Realitätsnähe mangelt.
FAQs zum Re-Use von Gebäudekomponenten
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Das Poster behandelt die gängigen Diskussionspunkte bei der Umsetzung von Re-Use von Gebäudekomponenten. Die 14, als FAQs, ausgeführten Punkte kombinieren die Projekterfahrungen mit den Ergebnissen einer Interviewreihe unter österreichischen Stakeholdern des Rückbausektors und einem Quellenstudium. In der Zusammenschau entsteht ein umfassendes Bild der Herausforderungen, die beim Re-Use von Gebäudekomponenten entstehen. Gleichzeitig beleuchten die Autor:innen Optionen zu deren Überwindung.
Deep Learning basiertes Sortieren von Aluminiumschrott auf Grundlage von Röntgentransmissionsdaten
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Eine gesicherte Verfügbarkeit an Rohstoffen für die Industrie und die zunehmende Verknappung an Rohmaterialien bestärken die Ziele der Kreislaufwirtschaft und rücken den Einsatz von Sekundärrohstoffen stärker in den Fokus. Ein Teil der Kreislaufwirtschaft ist die Recyclingindustrie, durch die es möglich wird, effizient und nachhaltig die enthaltenen Materialien in Altgeräten zur Wiederverwertung aufzubereiten und die Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen zu sichern.
Mineralische Ersatzbaustoffe – Aufbereitung ohne (Abfall-)Ende?
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Seit Jahrzehnten wird das Recycling von mineralischen Baustoffen betrieben
– eigentlich schon seit der Zerstörung der baulichen Substanz während des letzten Weltkriegs der Not gehorchend unmittelbar im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau in der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Entwicklung des deutschen Umweltrechts bereits in den 50er Jahren, beginnend mit dem Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz 1957), wurden im Hinblick auf die Auswirkungen aufbereiteter mineralischer Baustoffe auf den Untergrund und das Grundwasser in den verschiedenen Bundesländern Erlasse geregelt, mit denen die Anforderungen an die aufbereiteten Materialien und deren Einbau festgelegt wurden.
Sensorgestützte Charakterisierung von Bauschutt bei hohen Belegungsdichten mittels Deep Learning
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Der Bausektor gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Der Bestand an Gebäuden und Infrastrukturen ist mit rund 28 Milliarden Tonnen (Stand 2010) inzwischen ein bedeutendes, menschengemachtes Rohstofflager, das nach Nutzungsende wieder dem Recycling zugeführt werden kann (Umweltbundesamt 2021). Bauabfälle fallen dann als Bauschutt, Straßenaufbruch, Boden und Steine sowie als Baustellenabfälle an.