Praxiserfahrungen mit Stoffstromtrennanlagen für Hausmüll

Die Stoffstromtrennanlagen für Hausmüll sind seit den 90er-Jahren „full scale“ in Betrieb, aber bis 2008 waren sie fast vollständig auf Sekundärbrennstoffe, Metalle und die organische Fraktion zur Vergärung fokussiert; die Restfraktion wurde in MVA verbrannt. Ende der 90er-Jahre wurde mit der Trennung von Kunststoffen und z. B. Getränkekartons begonnen. Diese ließen sich jedoch nicht wirtschaftlich auf die gewünschte Qualität aufbereiten. Heutzutage sind die weithin anerkannten DKRQualitäten gut zu erreichen und von den abgetrennten Stoffströmen gehen immer mehr in die werkstoffliche Verwertung. In Holland ist die thermische Nutzung von nicht-biogenen Stoffströmen als nicht Verwertung anerkannt. Neben der getrennten Sammlung von Wertstoffen in Haushalten wird die nachgelagerte Abtrennung von Wertstoffen aus dem Hausmüll, wie z. B. Kunststoffe, in den Niederlanden immer weiter ausgeweitet. Weitere Versuche zur Abtrennung von Papier und Textilien aus Hausmüll sind erfolgreich.

Die Abfallwirtschaft hat sich von der Entsorgung zu einer sehr intensiven und manchmal komplexen Industrie entwickelt. Dabei ist die sogenannte „Ladder von Lansink“ (Lansink ist ein niederländischer Politiker), wie in der folgenden Tabelle dargestellt, das Leitmotiv:
- Prävention: nicht kaufen oder gebrauchen
- Wiederverwendung: statt Neuware gebrauchen
- Mechanisches Recycling: Kunststoff-Recycling
- Biologisches Recycling: Biogas aus Biomüll
- Chemisches Recycling: Monomeren aus Kunststoff
- Energetisches Recycling: Verbrennung mit Dampf-/Elektrizitätsproduktion
- Verbrennung: ohne Energierückgewinnung
- Deponie
Wirtschaftlich sind wir leider nicht so weit, dass diese „Ladder“ funktioniert.
Die Europäische Abfallrahmenrichtlinie hat in den Niederlanden 2006 zum „Besluit beheer verpakkingen en papier en karton“ (Beschluss Verwaltung Verpackungen und Papier/Pappen) geführt, in dem auch die werkstofflichen Verwertungsquoten für die Verpackungen festgelegt wurden. Die Verpackungswirtschaft in den Niederlanden hat dazu „Nedvang“ und „Afvalfonds Verpakkingen“ gegründet. Nedvang registriert und kontrolliert die werkstoffliche Verwertung von Verpackungen. Daneben organisiert Nedvang den Abtransport, die Sortierung und die Verwertung von in den Haushalten getrennt gesammelten Kunststoffverpackungen. Die niederländischen Kommunen haben über ihren Verein der VNG die „Raamovereenkomst Verpakkingen“ (Vereinbarung Verpackungen) unterzeichnet. Die Kommunen sind gesetzlich verantwortlich für den Abfall ihrer Einwohner und damit auch für die Verwertung der Verpackungen. 2008 begann in den Niederlanden die großflächige Verwertung von kommunalen Kunststoffverpackungen. 2012 wurden etwa 100.000 Tonnen Kunststoffverpackungen überwiegend über deutsche DSD-Sortieranlagen und deutsche Kunststoffrecyclingfirmen für die werkstoffliche Verwertung aussortiert. Dabei handelte es sich um etwa 90.000 Tonnen in den Haushalten getrennt erfasster Kunststoffe und über 10.000 Tonnen aus Stoffstromtrennanlagen für Hausmüll.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 25. Kasseler Abfall- und Bioenergieforum - 2013 (März 2013)
Seiten: 7
Preis inkl. MwSt.: € 3,50
Autor: Gerard Nijkamp
Kees Bouter

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