Auswertung von Salzverdünnungsmessungen durch mechanische Integration

Salzverdünnungsmessungen mit Kochsalz (NaCl) als Tracerstoff sind eine in Forschung und Praxis verbreitete Methode zur Durchflussbestimmung. Die Auswertung der Messungen erfolgt normalerweise durch numerische Integration der Durchgangskurve. Dazu wird diese entweder händisch erfasst oder mit speziell dafür entwickelten Geräten automatisch registriert. Die händische Eingabe der Messwerte für die nachfolgende Auswertung benötigt eine gewisse Zeit, die bei Geländearbeiten i. Allg. begrenzt und damit kostbar ist. Beim Einsatz automatischer Messkoffer ist das Ergebnis unmittelbar nach der Messung verfügbar. Jedoch sind diese Geräte mit Kosten verbunden. Eine rasche, betriebssichere Auswertung bei geringen Kosten ermöglicht die Anwendung der mechanischen Integration oder Pumpenmethode. Der Beitrag erläutert diese bislang nicht publizierte Auswertemethodik. Zwei Anwendungsbeispiele zeigen, dass sich auf diesem Weg Ergebnisse erzielen lassen, deren Genauigkeit mindestens mit der der numerischen Integration der Durchgangskurve vergleichbar ist.

1 Einleitung

Salzverdünnungsmessungen mit Kochsalz (NaCl) als Tracerstoffsind eine in Forschung und Praxis verbreitete Methode zurDurchflussbestimmung. In ihrer heutigen Form wurde siebereits in den 1920er-Jahren entwickelt [1]. Der Tracerstoff istgesundheitlich unbedenklich, das gesamte Experiment einschließlichAuswertung kann im Gelände stattfinden und dieMesstechnik (handelsübliche Leitfähigkeitsmessgeräte) und derTracerstoff sind allgemein verfügbar [2]. Nach Morgenschweis[3] kommt sie insbesondere bei turbulentem Fließen inWildbächen oder Gebirgsflüssen zur Anwendung, wo diegängige Durchflussmessung nach dem Messflügelverfahren(Geschwindigkeitsflächenmethode) an ihre Grenzen kommt.Voraussetzung ist eine ausreichende Turbulenz, um die Durchmischungdes Markierstoffs zu gewährleisten. Anhand derDurchgangskurve, die nach einer angemessenen Durchmischungsstreckegemessen wird, kann der jeweilige Durchflussermittelt werden [2]. Als Alternative zu Überfallwehren wird siezum Beispiel in der schottischen Umweltverwaltung auch innaturschutzfachlich wertvollen Gebieten angewendet, weil sieohne schwerwiegende Eingriffe in den Gewässerlauf auskommt[4]. Außerdem sind die Messfehler bei der Salzverdünnungsmethodeerfahrungsgemäß geringer als bei Flügelmessungen[5], [6]. Für den Einsatz in abgelegenen, schwer zugänglichenGebirgsregionen nutzt der Lehrstuhl für Hydrologie und Flussgebietsmanagementder TU München im Rahmen des Forschungsprojektes SEHAG auch die Möglichkeit einer automatischenEinspeisung nach Seutlinger et al. [7].

Beim üblichen mobilen Einsatz erfolgt die Auswertung derMessungen normalerweise durch numerische Integration derDurchgangskurve (s. Abschnitt 2). Dazu wird die Durchgangskurveder elektrischen Leitfähigkeit entweder händisch erfasstoder mit speziell dafür entwickelten Messkoffern automatischregistriert. Die händische Erfassung mit anschließender händischerEingabe der Messwerte benötigt eine gewisse Zeit, diebei Geländearbeiten im Allgemeinen begrenzt und damitkostbar ist. Zahlreiche Wiederholungen an einem Messort odermehrere Messungen an unterschiedlichen Orten innerhalbeines Messtages sind damit nur eingeschränkt möglich. BeimEinsatz automatischer Messkoffer ist das Ergebnis unmittelbarnach der Messung verfügbar. Jedoch sind diese Geräte mitKosten verbunden, die nicht für jede Institution oder jedes Projekt leistbar sind.

Eine raschere und sehr betriebssichere Auswertung bei vernachlässigbaren Kosten ermöglicht hingegen die Anwendung der in Abschnitt 3 vorgestellten numerischen Integration oder Pumpenmethode. Hier steht das Ergebnis praktisch unmittelbar nach dem Tracerdurchgang zur Verfügung. Die Anwendungsbeispiel ein Abschnitt 4 zeigen, dass sich auf diesem Weg Ergebnisse erzielen lassen, deren Genauigkeit mindestens vergleichbar
ist mit der der numerischen Integration der Durchgangskurve.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 07/08 (August 2021)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Alexander Gerner

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Verbrennung von PTFE zur Bewertung der Freisetzung polyfluorierter organischer Substanzen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Der Beitrag handelt von Ergebnissen zur Messung polyfluorierter Substanzen in Abgasen einer Anlage nach der 17. BImSchV.

Hochwasserwarnung und -information in Thüringen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2022)
Der Freistaat Thüringen ist im Gegensatz zu den beiden Flächenländern Rheinland-Pfalz und Sachsen nahezu ausschließlich als Hochwasserentstehungsgebiet einzuordnen. Größere Zuläufe wie Rhein oder Elbe mit Oberliegern in anderen (Bundes-) Ländern, gibt es in Thüringen nicht. Die bedeutendsten Zuflüsse von außerhalb sind die Saale sowie die Weiße Elster. Das bayerische Einzugsgebebiet der Saale besitzt eine Fläche von ca. 1 000 km². Allerdings findet sich auf dem weiteren Weg der Saale in Thüringen schon nach wenigen Kilometern Fließstrecke das Talsperrensystem der Saalekaskade, mit dem die Saaleabflüsse unterhalb sehr deutlich reguliert werden können. Die Weiße Elster besitzt ein noch etwas größeres Einzugsgebiet von ca. 1 250 km² oberhalb von Thüringen, das zum größten Teil in Sachsen liegt und noch kleinere tschechische Anteile besitzt. Durch die sächsischen Talsperren Pöhl, Pirk und Dröga kann auch der Hochwasserabfluss der Weißen Elster deutlich beeinflusst werden.

Steuerung der Versagenswahrscheinlichkeit homogener Deichböschungen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2022)
Ein ganzheitliches Hochwasserrisikomanagement zielt auf die Minimierung des Hochwasserrisikos in einem Flussgebiet. Dies erfordert unter anderem, die Zuverlässigkeit von Schutzbauwerken (z. B. Deichen) im Systemzusammenhang einzustellen, wofür es wiederum Steuerungsgrößen bedarf. In dieser Studie werden aus insgesamt zehn Eingangsvariablen vier als aussichtsreiche Steuerungsgrößen für homogene Deichböschungen identifiziert. Die gewonnenen Erkenntnisse gilt es im Weiteren auf komplexere Systeme zu übertragen.

45. Dresdner Wasserbaukolloquium zum Thema Nachhaltigkeit im Wasserbau
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2022)
Nachdem das Dresdner Wasserbaukolloquium im vergangenen Jahr zwangsweise als vollständig digitale Veranstaltung durchgeführt wurde, konnte das 45. Dresdner Wasserbaukolloquium am 14. und 15. Juni 2022 nun wieder als Präsenzveranstaltung im Internationalen Congress Center Dresden ausgetragen werden. Die Konferenz stand unter dem Thema „Nachhaltigkeit im Wasserbau – Umwelt, Transport, Energie“.

Diskussionsbeitrag zur Anwendung des Modellverbunds AGRUM im Gewässerschutz
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (6/2022)
Zur Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie, der EG-Wasserrahmenrichtlinie und der EG-Meeresstrategie- Rahmenrichtlinie müssen die Nährstoffbelastungen des Gewässersystems deutlich reduziert werden. Für diese Aufgabe werden mit dem Modellverbund AGRUM deutschlandweit die Mengen und Eintragspfade von Stickstoff in das Gewässersystem ermittelt und darauf aufbauend Minderungsmaßnahmen entwickelt. Es sind allerdings Zweifel angebracht, ob mit AGRUM der Flächenumfang und die erforderliche Minderungsmenge des N-Überschuss der Landwirtschaft sachgerecht ausgewiesen werden.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?

Der ASK Wissenspool
 
Mit Klick auf die jüngste Ausgabe des Content -Partners zeigt sich das gesamte Angebot des Partners
 

Selbst Partner werden?
 
Dann interessiert Sie sicher das ASK win - win Prinzip:
 
ASK stellt kostenlos die Abwicklungs- und Marketingplattform - die Partner stellen den Content.
 
Umsätze werden im Verhältnis 30 zu 70 (70% für den Content Partner) geteilt.
 

Neu in ASK? Dann gleich registrieren und Vorteile nutzen...