Die gegenwärtig verzeichnete Folge abflussschwacher Jahre, die bislang 2018 kulminierte, ist in dieser Form zwar außergewöhnlich. Der Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, dass (auch mehrjährige) Niedrigwasserphasen, die noch extremer ausfallen können als derzeit gegeben, Teile der natürlichen Klimavariabilität darstellen. Unter Berücksichtigung des Klimawandels kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich derartige Phasen in Folge von Lufttemperaturanstieg und jahreszeitlicher Niederschlagsumverteilung verschärfen. Deutliche Veränderungen der Niedrigwasserabflüsse des Rheins sind aber nach dem gegenwärtigen Wissensstand erst Ende des 21. Jahrhunderts zu erwarten. Diese können mit Schifffahrtseinschränkungen einhergehen, sofern keine Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden.
Die Abflussverhältnisse in den Bundeswasserstraßen sind in der jüngeren Vergangenheit verbreitet durch niedrige, teils sogar extrem niedrige Wasserstände und Durchflüsse gekennzeichnet. Ein Blick auf Bild 1 zeigt, dass mit ganz wenigen regionalen Ausnahmen in jedem der letzten fünf Jahre 2015 bis 2019 die vieljährigen mittleren Niedrigwasserdurchflüsse MNQ an jedem der großen Ströme unterschritten waren. Dabei übertrifft das Niedrigwasserjahr 2018 nicht nur in dauerbezogener Hinsicht in fast allen Fällen die Vergleichsjahre; auch seine räumliche, gebietsübergreifende Bedeutung ist umfassend. Im Falle der in der Auswertung dargestellten Ereignisse des 21. Jahrhunderts erweisen sich Oder- und Elbegebiet als besonders betroffen.
Demgegenüber bestehen am Rhein in Bezug auf eine schifffahrtliche Nutzung günstigere Verhältnisse; nautisch problematische Niedrigwasserphasen sind hier im Vergleich zu den östlichen Bundeswasserstraßen oftmals weniger ausgedehnt.
Hintergrund hierfür sind im Rheingebiet einerseits die orographischen Gegebenheiten; an den Luvseiten des Rheinischen Schiefergebirges, der Vogesen, des Schwarzwaldes und insbesondere der Alpen kommt es angesichts der in Mitteleuropa vorherrschenden Westwetterlagen zu häufigeren und ergiebigeren Niederschlagsereignissen als im kontinentaler geprägten Mittel- und Ostdeutschland. Andererseits erstrecken sich die Kopfeinzugsgebiete des Rheins auch auf die höheren Lagen der Alpen und Voralpen. Das Abschmelzen der dort in der kalten Jahreszeit angesammelten Schnee- und Eisrücklagen sorgt in Verbindung mit retardierenden Effekten der Alpenrandseen, insbesondere des Bodensees, für Schmelzwasserbeiträge zum Rheinabfluss in erheblichem Umfang, und zwar unabhängig von der
jeweilig aktuellen Niederschlagssituation. Bild 2 zeigt anhand des Pegels Kaub, dass diese Schmelzwasserzuschüsse im gesamten Jahresverlauf erfolgen, wenngleich dies in stark wechselndem Ausmaß geschieht. Im Falle von Ober- und Mittelrhein wirkt außerdem die saisonale Umverteilung von Oberflächenwasser durch die alpine Speicherbewirtschaftung zur Wasserkraftnutzung ausgleichend auf die dort häufig auch in den Wintermonaten auftretenden Niedrigwassersituationen; die hier zur Verfügung stehenden Reservoire repräsentieren ein Gesamtvolumen von rund 1,9 Mrd. m³.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 06 (Juni 2021) | |
Seiten: | 5 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Petra Herzog Dr. Enno Nilson Jörg Uwe Belz | |
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