Biologische Wirksamkeit von Leitrechen-Bypass-Systemen - Aktueller Kenntnisstand

Für den Fischschutz und Fischabstieg an europäischen Wasserkraftanlagen wird zunehmend das Leitrechen-Bypass-System nach Ebel, Gluch & Kehl eingesetzt. Nunmehr sind für verschiedene Standorte detaillierte biologische Funktionsprüfungen des Systems verfügbar. Der vorliegende Beitrag vermittelt einen Überblick über wesentliche Ergebnisse dieser Untersuchungen, wobei auch Studien an ähnlich gestalteten Systemen mit schräg angeströmtem Horizontalrechen Berücksichtigung finden. Auf der Grundlage dieser Daten und der bisherigen Betriebserfahrungen werden
praktische Hinweise für den künftigen Einsatz von Leitrechen-Bypass-Systemen abgeleitet.

Ausgehend von den gravierenden Bestandsrückgängen des Europäischen Aals, den Problemen bei der Wiederansiedlung anadromer Arten und neuen rechtlichen Maßgaben setzte in den beiden vergangenen Jahrzehnten eine verstärkte Forschungstätigkeit zur Entwicklung technischer Lösungen für den Fischschutz und Fischabstieg an Wasserkraftanlagen (WKA) ein. Ein Ergebnis dieser Aktivitäten ist das Leitrechen-Bypass-System nach Ebel, Gluch & Kehl, das im Zeitraum 1999-2001 konzipiert und im Jahr 2006 am Standort Halle-Planena (Saale, Deutschland) erstmals praktisch ausgeführt wurde. Darüber hinaus wurden im Rahmen einer weltweiten Metastudie wissenschaftlich begründete Regeln für die Anordnung, Bemessung und Gestaltung von Fischschutz- und Fischabstiegssystemen erarbeitet.
Das zwischenzeitlich weiterentwickelte Leitrechen-Bypass-System gilt heute national und international als Stand der Technik bzw. Best-Practice-Lösung für den Fischschutz und Fischabstieg an WKA mit Ausbaudurchflüssen bis 100 m³/s und ist an zahlreichen europäischen Standorten im Einsatz. Aufbau und Funktionsprinzip des Systems sind in verschiedenen Veröffentlichungen beschrieben, so dass auf entsprechende Darstellungen nachstehend verzichtet und lediglich eine Prinzipskizze wiedergegeben wird.
Während die vorteilhaften betrieblichen Eigenschaften des Systems bereits frühzeitig erkennbar wurden, fehlten quantitative Daten zur biologischen Wirksamkeit bis in die jüngere Vergangenheit weitgehend. Erst in den letzten Jahren hat sich der Fundus der diesbezüglich verfügbaren Untersuchungen sukzessive erhöht. Da deren Ergebnisse für die Fortentwicklung des Fachgebietes von genereller Bedeutung sind, wurden die vorliegenden Studien im Rahmen eines aktuellen Projektes nach einheitlichen Kriterien aufgearbeitet und systematisiert. Hierbei fanden auch Untersuchungen an ähnlich gestalteten Systemen mit schräg angeströmtem Horizontalrechen Berücksichtigung.
Der vorliegende Beitrag vermittelt einen Kurzüberblick über wesentliche Ergebnisse der Projektbearbeitung und gibt auf der Grundlage dieser Daten sowie der bisherigen Betriebserfahrungen praktische Hinweise für den künftigen Einsatz von Leitrechen-Bypass-Systemen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 12 (Dezember 2020)
Seiten: 10
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. rer. agr. Guntram Ebel

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Feinrechen - Grenzen der Kirschmer- Gleichung
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2021)
Die Berechnung des Stauhöhenverlusts an Feinrechen in kommunalen Kläranlagen basiert seit Jahrzenten auf der von Otto Kirschmer 1925 entwickelten Gleichung. In der Praxis zeigt sich bei Anwendung dieser für Wasserkraftanlagen konzipierten Gleichung auf Feinrechen, dass sich die berechneten und gemessenen Werte z. T. erheblich unterscheiden. Unter Zuhilfenahme von über 900 Experimenten wurden in der Herleitung der Kirschmer-Gleichung die dafür verantwortlichen Annahmen, welche in heutigen Kläranlagen oft nicht zulässig sind, identifiziert.

Verbesserung des Prozessverständnisses der Kraftwerkspassage von Aalen durch neuartige Ansätze
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (12/2020)
Die Passage einer Wasserkraftanlage kann bei abwärts wandernden Fischen zu schweren Schäden führen, welche beispielsweise durch Rechen und Bypässe, fischangepasstes Turbinenmanagement und fischangepasste Turbinen reduziert werden können. Es werden zwei Ansätze dargestellt, die das Prozessverständnis während der Kraftwerkspassage verbessern können. Beide Ansätze bieten die Möglichkeit, die Auswirkungen von Wasserkraftanlagen auf abwandernde Aale besser zu verstehen und diese in der Bemessung und Planung von Wasserbauwerken zu berücksichtigen.

Zur Verringerung von Fischschäden in Turbinen mittels Verhaltensbeeinflussung
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (12/2021)
Um den Einfluss des Fischverhaltens auf die Schädigungsraten bei der Turbinenpassage zu klären, wurden vergleichende Untersuchungen für eine normale, unbeeinflusste Passage, eine Passage unter medikamentöser Betäubung sowie eine Passage unter Einwirkung eines elektrischen Feldes durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigen die Verhaltenseinflüsse und insbesondere die Funktionalität einer darauf beruhenden innovativen Technik zur Verringerung der Fischschäden bei Kraftwerkspassagen.

Kolmationsmonitoring an einer Renaturierungsstrecke der Wupper
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (2/2021)
In der Wupper in Wuppertal-Laaken wurde im Anschluss an eine Renaturierung ab 2017 ein Kolmationsmonitoring durchgeführt und hierbei ein neues Messgerät auf seine Eignung für das Monitoring der räumlichen und zeitlichen Kolmationsdynamik innerhalb des obersten Sohlbereichs getestet. Dazu bot sich der frisch renaturierte Gewässerabschnitt aufgrund der maschinellen Sedimentumlagerungen an. Die Untersuchungsergebnisse werden hier vorgestellt.

Workshop zur Maßnahmenplanung und -umsetzung an großen Wasserkraftanlagen im Donaueinzugsgebiet
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (12/2020)
Die Umsetzung der WRRL bedeutet an großen Flüssen eine beachtliche Herausforderung. Die Ziele können nur gemeinsam unter Einbindung aller Interessensvertreter erreicht werden. Wasserkraftunternehmen an den großen Gewässern im Donaueinzugsgebiet organisierten dazu im Jahr 2019 den Workshop „Ökologie und Wasserkraft an großen Gewässern“ mit Vertretern von Behörden, Universitäten, Planungsbüros und Fischereiverbänden mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich erfolgsversprechender Maßnahmen an großen Wasserkraftanlagen an großen Gewässern im Donaueinzugsgebiet zu entwickeln.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?

Der ASK Wissenspool
 
Mit Klick auf die jüngste Ausgabe des Content -Partners zeigt sich das gesamte Angebot des Partners
 

Selbst Partner werden?
 
Dann interessiert Sie sicher das ASK win - win Prinzip:
 
ASK stellt kostenlos die Abwicklungs- und Marketingplattform - die Partner stellen den Content.
 
Umsätze werden im Verhältnis 30 zu 70 (70% für den Content Partner) geteilt.
 

Neu in ASK? Dann gleich registrieren und Vorteile nutzen...