Hochwasserrisiken am Rhein – wichtigste Maßnahmen aus internationaler Sicht

Der erste koordinierte Hochwasserrisikomanagementplan gemäß Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) für die internationale Flussgebietseinheit Rhein (Ebene A = EZG > 2 500 km²) liegt seit Ende 2015 vor. Der Plan beschreibt die Hochwasserrisiken am Rhein, seinen großen Nebenflüssen und die wichtigsten Maßnahmen zur Verringerung hochwasserbedingter nachteiliger Folgen aus internationaler Sicht.

Der Rhein verbindet als einziger europäischer Fluss die Alpen mit der Nordsee und ist mit 1 233 km Länge einer der wichtigsten Flüsse Europas. Das rund 200 000 km2 große Einzugsgebiet teilen sich neun Staaten (Schweiz, Italien, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande). Im Rheineinzugsgebiet überlagern sich verschiedene Abflussregime. Im südlichen, alpennahen Bereich (Pegel Basel) treten Hochwasserereignisse durch das Wechselspiel von Schneedeckenaufbau und sommerlicher Schneeschmelze und relativ hohen Niederschlägen vornehmlich im Sommer auf. Typisch für die Gewässer im Mittelgebirgsbereich (Neckar, Main, Nahe, Lahn, Mosel etc.; Pegel Trier) ist ein pluviales Abflussregime mit einer Dominanz von Hochwasserereignissen im Winter. Durch die Überlagerung beider Regime ergibt sich stromabwärts des Rheins eine immer gleichmäßigere Verteilung des Abflusses über das Jahr (kombiniertes Regime; Pegel Köln).

Der im 19. Jahrhundert begonnene Ausbau des Oberrheins wurde im Jahr 1977 mit dem Bau der Staustufe Iffezheim als letzter Staustufe abgeschlossen. Mit diesem Ausbau hat sich die Hochwassergefahr stromabwärts (nördlich der staugeregelten Rheinstrecke) aufgrund der deutlichen Laufverkürzung und Verringerung der potenziellen Überschwemmungsbereiche durch Eindeichung direkt am Sommerbett, der Wellenbeschleunigung und Überlagerung mit Hochwasserwellen aus Nebenflüssen erheblich verschärft. Nach 1977 wurde daher damit begonnen, dieser anthropogen bedingten Hochwasserverschärfung durch den gezielten Bau von Rückhaltungen zu begegnen.

Die letzten großen Hochwasserereignisse 1993 und 1995 haben sich über extrem hohe Zuflüsse insbesondere aus dem Moselgebiet im Rhein stromabwärts von Koblenz aufgebaut und hohe Schäden am Niederrhein verursacht (1993 1,4 Mrd. Euro und 1995: 2,6 Mrd. Euro). Im Mai 1999 war ein weiteres großes Hochwasserereignis am Hoch- und Oberrhein zu verzeichnen.

Bereits über das 20. Jahrhundert hinweg zeigte sich eine Tendenz hin zu einer größeren Regenlastigkeit (Pluvialisierung), mit der Konsequenz einer Zunahme der mittleren winterlichen Abflüsse (November bis April). Dies führt im Süden bei der jahreszeitlichen Verteilung zu einer Vergleichmäßigung der Abflüsse und im Norden zu einer stärkeren Ausprägung der jahreszeitlichen Verteilung.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 11/2016 (November 2016)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig

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