Früher lag die Gasversorgung in den Händen einiger weniger Gasunternehmen – und damit auch die Verantwortung für eine sichere Versorgung der Kunden. Durch die Liberalisierung des Gasmarktes wurden Versorgung, Transport, Verteilung und Speicherung des Gases voneinander getrennt und auf viele neue Akteure verteilt. Doch nicht alle tragen gleichermaßen zur Versorgungssicherheit bei. Experten suchen nach Wegen, um die Verantwortung künftig gerechter zu verteilen.
Im Februar 2012 hätte es Süddeutschland kalt erwischen können. Die Temperaturen lagen tagelang weit unter dem Gefrierpunkt. Die Gasheizungen in den Haushalten liefen auf vollen Touren, der Gasverbrauch schoss in die Höhe. Wäre es nur wenige Tage länger so kalt geblieben, wäre das Erdgas im Süden Deutschlands knapp geworden. Eine Verkettung mehrerer ungünstiger Faktoren hatte zu dieser Ausnahmesituation geführt. Zum einen lag der Gasimport am Grenzübergangspunkt zwischen Tschechien und Bayern 30 Prozent unter den Anfragen der Gashändler, weil Russland wegen der Kältewelle ebenfalls einen deutlich höheren Gasbedarf hatte. Zum anderen wurde im Westen deutlich mehr Gas ins ebenfalls kalte Frankreich und Italien exportiert. Erschwerend kam hinzu, dass bestehende Prognoseinstrumente für Süddeutschland einen zu geringen Gasbedarf vorausgesagt hatten, sodass es keine Warnungen vor dem Engpass gegeben hatte. Zwar wurde versucht, die Situation im Süden durch Gaslieferungen aus Norddeutschland zu entschärfen, doch reichten die Kapazitäten der Leitungen nicht aus und eine Versorgung über Norddeutschland stellt keinen Standardgasfluss im Netz dar. In Tschechien und Österreich allerdings gab es durchaus noch ungenutzte Transportkapazitäten, über die man Gas nach Süddeutschland hätte importieren können. Doch diese Möglichkeit blieb ungenutzt, weil die Händler sie nicht in Anspruch nahmen. Wäre tatsächlich ein Engpass eingetreten, hätten die Versorger erste Industriekunden vom Erdgasnetz genommen, und möglicherweise hätten Firmen ihre Produktion drosseln müssen. Der Imageverlust für die Gasversorger wäre enorm gewesen. Glücklicherweise kam es nicht dazu, weil das Wetter umschlug und es rechtzeitig wieder wärmer wurde.
Copyright: | © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH | |
Quelle: | Heft 12 - 2014 (Dezember 2014) | |
Seiten: | 4 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,00 | |
Autor: | Tim Schröder | |
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