Konsequenzen nachlassenden Nitratabbaus in Grundwasserleitern

In einem vom DVGW und von Wasserversorgungsunternehmen finanzierten Forschungsvorhaben wurde eine Methodik zur Charakterisierung und Quantifizierung des Nitratabbauvermögens in Porengrundwasserleitern entwickelt und die qualitativen, technischen und wirtschaftlichen Konsequenzen eines fortschreitenden Aufbrauchs des Nitratabbauvermögens für die Wasserversorgung bewertet.

Auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen werden seit Langem Stickstoffdünger zur Ertrags- und Produktivitätssteigerung ausgebracht. Stickstoffüberschüsse, die bei nicht bedarfsgerechter Düngung auftreten, können unter entsprechenden Bedingungen in Form von Nitrat auch in die zur Trinkwasserversorgung genutzten Grundwasserleiter gelangen und so zu einer nachteiligen Veränderung der Grund- und Rohwasserqualität führen. Verfügen die Grundwasserleiter über kein oder nur über ein sehr geringes Nitratabbauvermögen, kann es im Rohwasser zu einem schnellen Anstieg der Nitratkonzentrationen kommen. Um den Nitrateintrag ins Grundwasser zu mindern, werden in den meisten Wassergewinnungsgebieten Grundwasserschutzmaßnahmen bezuschusst. Dennoch führen hohe Nitratkonzentrationen häufig dazu, dass Brunnen außer Betrieb genommen, die Förderung in tiefere Stockwerke verlagert oder eine kostenintensive Nitratelimination bei der Wasseraufbereitung eingerichtet werden muss.

In vielen Gebieten sind solche Maßnahmen zur Einhaltung der Qualitätsstandards vordergründig nicht erforderlich, da die zur Trinkwassergewinnung genutzten Rohwässer keine oder nur geringe Nitratkonzentrationen aufweisen. Dies ist im Wesentlichen hydrogeochemisch und biologisch gesteuerten Nitratabbauprozessen zu verdanken, die sowohl in der ungesättigten Bodenzone als auch im Grundwasserleiter ablaufen können. Bei der heterotrophen Denitrifikation reagiert organisch gebundener Kohlenstoff (OC)mit dem im Grundwasser gelösten Nitrat, bei der autolithotrophen Denitrifikation sind es insbesondere Eisendisulfide (Pyrit: FeS2). Beide Verbindungen liegen meist nur in Spuren im Gesteinsmaterial der Grundwasserleiter vor und werden im Zuge der Reaktionsprozesse, bei denen Nitrat über Zwischenstufen zu Stickstoffreduziert wird, irreversibel verbraucht. Das an diese Stoffe gebundene Nitratabbauvermögen eines Grundwasserleiters ist somit als "endliche Ressource" anzusehen, die im Laufe der Zeit aufgezehrt wird. Damit einhergehend ist prinzipiell mit einem Anstieg der Nitratkonzentration im Grundwasser - und damit früher oder später auch im geförderten Rohwasser - zu rechnen.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 02 - 2014 (Februar 2014)
Seiten: 7
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Dr. Axel Bergmann
Dr. Carsten Hansen
Prof. Dr. Wolfgang van Berk
Prof. Dr. Peter Dietrich
Dipl.-Geol. Joachim Kiefer

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