Kann die Wasserwirtschaft die „wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen“ lösen?

Zur Vorbereitung des zweiten Bewirtschaftungszyklus der EG-Wasserrahmenrichtlinie müssen die Mitgliedstaaten 2013 die „Wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen" der Öffentlichkeit vorlegen. Eine Auswertung der entsprechenden Angaben aus dem ersten Zyklus identifiziert die intersektorale Koordinierung als zentrale Herausforderung bei der Erreichung der Richtlinienziele und entwickelt eine Methodik zur Ableitung der wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen, die diese Herausforderung berücksichtigt.

In Deutschland waren 2009 circa 38 % des Grundwassers und 90 % der Oberflächengewässer in keinem guten Zustand. Das Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), durch ein aufwändiges Maßnahmenprogramm bis möglichst 2015 flächendeckend einen guten Zustand zu erreichen, ist angesichts des enormen Umfangs mit dem Fristverlängerungen gemäß Art. 4.4 WRRL für den ersten Bewirtschaftungszyklus in Anspruch genommen werden, in weite Ferne gerückt. Die Hoffnungen, eine deutliche Zustandsverbesserung herbeizuführen, ruhen jetzt auf dem zweiten Bewirtschaftungszyklus, der von 2015 bis 2021 laufen wird. Zur Vorbereitungen des neuen Zyklus müssen bis Ende 2013 die erstmalig im Jahr 2007 für die Einzugsgebiete festgestellten „wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen" (WWBF) nach Art. 14 WRRL überprüft, aktualisiert und der Öffentlichkeit zur Anhörung vorgelegt werden.
Unter den WWBF werden – zumindest in Deutschland – die in einem Einzugsgebiet vorrangigen Handlungsfelder von überregionaler Bedeutung verstanden. Nach dieser Auffassung beziehen sich die WWBF nicht primär auf Defizite, die nur lokal oder regional begrenzt wirken, sondern verweisen auf Probleme mit Folgen für das gesamte Einzugsgebiet. Im ersten Bewirtschaftungszyklus wurden die WWBF in Deutschland, wie auch in anderen europäischen Mitgliedstaaten, in erster Linie auf Grundlage der in den Flussgebieten vorhandenen wesentlichen anthropogenen Gewässerbelastungen gemäß der Bestandsaufnahme im Jahre 2004 ermittelt. Im vorliegenden Aufsatz wird die These vertreten, dass Funktion und Bedeutung der WWBF für den zweiten Bewirtschaftungszyklus nahelegen, bei ihrer Bestimmung ein breiteres Verständnis zugrunde zu legen, das über eine ausschließlich gewässerbezogene und auf Belastungen beschränkte Sichtweise hinausgeht: Ob der Gewässerzustand einer hinreichenden Zahl von Wasserkörpern in Zukunft verbessert werden kann, hängt ganz entscheidend davon ab, inwieweit die bestehenden Vollzugsdefizite behoben werden können. Die WWBF sollten daher nicht nur die Belastungen selbst, sondern auch die Schwierigkeiten bei deren Beseitigung in den Blick nehmen. Durch ihre Verankerung in Art. 14 WRRL sind die WWBF vor allem ein Element der Information und Anhörung der Öffentlichkeit. Durch eine Explikation der maßgeblichen Umsetzungsprobleme in den WWBF kann ein Bewusstsein für die Komplexität und Umfassendheit der Aufgaben, vor denen die Wasserwirtschaft steht, geschaffen werden.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 1-2/2013 (Januar 2013)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dipl. Geogr. Frauke Bathe
Dr. Bernd Klauer
Dr. Johannes Schiller

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