Potenziale der Wasserkraft im Einzugsgebiet des Neckars

Um die derzeitige und mögliche künftige Wasserkraftnutzung im Neckar-Einzugsgebiet unter Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten systematisch zu untersuchen, hat das Land Baden-Württemberg eine entsprechende Potenzialstudie beauftragt. Im Rahmen dieser Studie wurden die Ziele der WRRL ebenso wie eine Vielzahl von ökologischen, hydrologischen und technischen Daten berücksichtigt, um alle Potenziale über 8 kW zu identifizieren. Hierbei wurde auch eine vereinfachte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter Berücksichtigung der jeweils relevanten EEG-Vergütung durchgeführt, um die Realisierbarkeit der Potenziale abschätzen zu können. Im Ergebnis konnten für zwei Szenarien ein zusätzliches technisch-ökonomisch-ökologisches Potenzial von 27 bzw. 25 MW entsprechend eines Regelarbeitsvermögens von 121 bzw. 103 GWh/a ermittelt werden, wobei jeweils ca. 10 % wirtschaftlich realisierbar sein dürften.

Neben Bayern verfügt Baden-Württemberg über die größten Potenziale der Wasserkraft in Deutschland. Aktuell sind in Baden-Württemberg rund 1 700 Laufwasserkraftanlagen installiert. 65 Anlagen haben dabei eine Leistung von über 1 MW. Mit 5 200 GWh/a Stromerzeugung in 2010 ist die Wasserkraft die wichtigste regenerative Energiequelle des Landes. Nach dem Willen des Landes Baden-Württemberg soll die Wasserkraft auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Mix der erneuerbaren Energien spielen.
Zugleich muss die Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes im Zuge der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) die Fließgewässer des Landes bis 2015, spätestens aber bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand versetzen, soweit nicht künstliche oder erheblich veränderte Wasserkörper betroffen sind. Im Zuge der Bestandsaufnahme als Teil der Umsetzung der WRRL wurden insbesondere die Unterbrechung der Durchwanderbarkeit der Gewässer, eine zu geringe Mindestwasserführung in Ausleitungsstrecken und die Unterbindung der natürlichen Gewässerdynamik als mit der Nutzung der Wasserkraft zusammen hängende Faktoren identifiziert, die das Erreichen der ökologischen Bewirtschaftungsziele gefährden können.
Aus diesem Grunde beauftragte das damalige Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg (heute Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft) eine Studie zur Ermittlung der mit den ökologischen Bewirtschaftungszielen vereinbarbaren Aus- und Neubaupotenziale der Wasserkraft im Einzugsgebiet des Neckars. Ausgenommen war die Bundeswasserstraße Neckar zwischen Plochingen und Mannheim. Wesentliche Grundlage für die Auswahl des Neckar-Einzugsgebiets waren die umfangreichen Vorarbeiten über den Bestand der Querverbauung, welche in diesem Gebiet bereits durchgeführt waren.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 7-8 / 2012 (Juli 2012)
Seiten: 6
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dipl.-Biochem. Johannes Reiss
Dipl.-Biol. Uwe Dußling
Prof. Dr.-Ing. Stephan Heimerl

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