Wasserwirtschaft 11 / 2010


Hochwasserrisikomanagement – die ganzheitliche, kooperative und praktische Umsetzung
Stefan Hill, Ralf Schernikau
Das Ziel der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie ist die Verminderung der Hochwasserrisiken durch ein umfassendes Hochwasserrisikomanagement. Das ist nur zu erreichen, wenn die vor Ort dafür zuständigen kommunalen Gebietskörperschaften und die wegen der geforderten Eigenvorsorge ebenfalls „zuständigen“ Betroffenen sich aktiv in das Geschehen einbringen. Die Richtlinie hat zudem auch die Einbindung der „interessierten Stellen“, so zum Beispiel die Fachverbände sowie die Umwelt- und Naturschutzverbände, im Focus. Die Umsetzung soll dabei ganzheitlich, kooperativ und praktisch durchgeführt werden. Der staatlichen Wasserwirtschaftsverwaltung kommt dabei eine wichtige Rolle zu, denn ihr obliegt die Federführung und die landesweite Koordination für die Umsetzung der Richtlinie.
Hochwasserrisiko
Dr.-Ing. habil. Uwe Müller
Im folgenden Beitrag wird das Hochwasserrisiko erläutert. Nach einer Einführung in die Thematik wird der Risikobegriff als Interaktion von Gefährdung und Vulnerabilität definiert. Ein zeitgemäßer Umgang mit den Risiken erfordert eine entsprechende Risikokultur, die durch ein integriertes Hochwasserrisikomanagement gekennzeichnet ist. Das Hochwasserrisikomanagement wird am Ende des Beitrages beschrieben und in den Zusammenhang zur EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie gestellt.
Das INTERREG-IV-B-Projekt LABEL – Anpassung an das Hochwasserrisiko im LABE-ELBE-Einzugsgebiet
Dipl.-Geogr. Matthias Grafe, Dr.-Ing. Peter Heiland, Dipl.-Hydrol. Anke Goerigk, Andreas Kühl
Ein zentrales Anliegen der EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWMR-RL) ist eine ganzheitliche Betrachtung der Einzugsgebiete in Bezug auf das Hochwasserrisikomanagement (HWRM). Ergänzend zur formalen Koordination durch die IKSE und um die tägliche internationale Zusammenarbeit der beteiligten Behörden zu verbessern, arbeiten alle regionalen Behörden des Elbeeinzugsgebietes in dem Projekt LABEL zusammen. Dieses wird teilfinanziert durch das EU-Förderprogramm INTERREG-IV-B-Zentraleuropa. Innerhalb des Projektes erarbeiten 20 Organisationen aus Deutschland, Tschechien, Österreich und Ungarn gemeinsam Risikobewertungen und Anpassungsmaßnahmen.
EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie – Stand der Umsetzung auf Nationaler Ebene
Dipl.-Ing. Meike Gierk, Dipl.-Volksw. Thomas Stratenwerth
Die Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken (HWRM-RL) wurde am 23. Oktober 2007 verabschiedet und mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Neuregelung des Wasserrechts (Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 31. Juli 2009) am 1. März 2010 in nationales Recht umgesetzt. Sie gibt den Rahmen für die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken zur Verringerung von hochwasserbedingten nachteiligen Folgen auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und die wirtschaftlichen Tätigkeiten in der Gemeinschaft vor.
Vorgehensweise zur Erstellung der HW-Risikokarten entsprechend der neuen luxemburgischen Wassergesetzgebung
Christine Bastian, Romain Koster
Mit der neuen Wassergesetzgebung vom 19.12.2008 hat Luxemburg auch die Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie 2007/60/EG in nationales Recht umsetzt. Die seit 2004 bestehende Wasserwirtschaftsverwaltung hat beschlossen, auf die vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos zu verzichten. Hauptgrund war das schon vorhandene Interreg- Projekt TIMIS flood, für welches die Flüsse mit signifikantem Hochwasserrisiko bereits bestimmt wurden. Diese Vorgehensweise bedingt, dass die Hochwasser-Risikokarten zum 22.12.2010 fertiggestellt sein müssen, inklusive der vom oben genannten Gesetz gewollten Öffentlichkeitsbeteiligung.
Hochwassergefahrenkarten aus Sicht der Praxis
Peter Zeisler
Die ältesten HWGK sind weit über 100 Jahre alt. Mit den genaueren Vermessungsverfahren und der Verbreitung der ästhetischen Kartographie mittels Legenden Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auch das Aufgabengebiet für die Kartographie von Gewässern und damit von Hochwasser geschaffen. Darstellungen aus der Zeit davor stellen eher bildhaft die Erdoberfläche da. Das bekannteste historische Kartenwerk über ein Hochwasser ist wohl das Kartenwerk „Der Rheinstrom“, erstellt und veröffentlicht durch das „Großherzoglichen Badische Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie“ im Jahr 1889. In diesem Atlas ist der „Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt aus dem Deutschen Reich“ im Maßstab 1:100 000 dargestellt.
Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten in Deutschland – Die Empfehlungen der Bund / Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser
Dipl.-Ing. Hans-Georg Spanknebel
Die LAWA-Empfehlungen behandeln in ihrer ersten Fassung [1] sowohl die Erarbeitung von Hochwassergefahren- als auch von Hochwassergefahrenzonenkarten, die sich wie folgt unterscheiden: Hochwassergefahrenkarten (HWG-Karten) stellen die Gefährdung durch ein Hochwasserereignis als Zusammenwirken von Eintrittswahrscheinlichkeit und Intensität dar. HWG-Karten sollen für alle Gebiete erstellt werden, bei denen durch Hochwasser signifikante Risiken zu erwarten sind. Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird durch die Jährlichkeit des Ereignisses wiedergegeben und in Form der Überschwemmungsfläche dargestellt
Erarbeitung von Hochwasserrisikokarten in Rheinland-Pfalz
Dr.-Ing. Kaj Lippert
Auf Grundlage der LAWA-Empfehlungen zur Aufstellung von Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten und der landesweit vorliegenden Hochwassergefahrenkarten werden in Rheinland-Pfalz zurzeit die Hochwasserrisikokarten in einem Gesamtprojekt erstellt. Damit wird bis Ende 2010 die zweite Stufe der Umsetzung der europäischen Hochwasserrisikomanagement- Richtlinie abgeschlossen sein. Die Karten werden über das GeoPortal Wasser des Landes Rheinland-Pfalz veröffentlicht und in den geplanten Hochwasserpartnerschaften der Flusseinzugsgebiete vorgestellt.
Wer hat was zu tun? Arbeitsteilung bei der Umsetzung der Europäischen HWRM-Richtlinie
Prof. Dr. Robert Jüpner, Dr.-Ing. habil. Uwe Müller
Eine Vielzahl von Akteuren sind im Umsetzungsprozess der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie beteiligt. Derzeit ist in Deutschland vor allem die Wasserwirtschaftsverwaltung mit der administrativen Umsetzung und der inhaltlichen Ausgestaltung befasst. Welche Arbeitsteilung zwischen den Hauptakteuren (Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft, wiss.-techn. Verbände, Planungs- und Ingenieurbüros) erkennbar ist, wird in diesem Beitrag beschrieben und diskutiert.
Die LAWA-Empfehlungen zur Aufstellung von Hochwasserrisikomanagementplänen und ihre Umsetzung im Nahegebiet
Dr.-Ing. Bernd Worreschk, Ralf Schernikau
Hochwasserrisikomanagementpläne sind das zentrale Element der europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL). Damit die Pläne in Deutschland grundsätzlich vergleichbar sind, hat die Bund / Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) Empfehlungen zur ihrer Aufstellung erarbeitet. Die Ziele des Hochwasserrisikomanagements (HWRM), die Handlungsbereiche und die Vorgehensweise werden dargestellt. Im Bundesland Rheinland-Pfalz soll ein beispielhafter HWRM-Plan für das Naheeinzugsgebiet erarbeitet werden. Die dabei zu berücksichtigenden praktischen Aspekte werden erläutert.
Energiekonzept für wasserwirtschaftliche Anlagen des Wasser- und Abwasserverbandes Havelland, Brandenburg
Bernd Kuse, Thomas Hantke
Die kommunale Wasserversorgung und Abwasserentsorgung weist in verschiedenen Bereichen ein großes Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion laufender Betriebskosten auf. Durch die gezielte Analyse einzelner Prozesse lassen sich umfangreiche Erkenntnisse über den Zustand der technischen Anlagen sowie über die exakten Potenziale zur Energieverbrauchs- und Kostenreduktion gewinnen. Darüber hinaus verfügen Wasserwerke und Abwasserbehandlungsanlagen i. d. R. über ein entsprechendes Flächenangebot, welches sich für eine nachhaltige Nutzung von Technologien zur umweltfreundlichen Erzeugung von Strom eignen kann. Somit lässt sich entweder eine Reduktion des Energiebezuges durch Eigenerzeugung erreichen oder eine Rendite auf Basis der EEG-Einspeisevergütung für die Einspeisung in das Netz der öffentlichen Versorgung erzielen, die bei kommunalen Ver- und Entsorgern letztlich auch den Anschlussnehmern zu Gute kommt.
Grenzüberschreitende Hochwasserpartnerschaften im INTERREG-IV-A-Projekt FLOW MS
Christof Kinsinger, Marco Hinsberger
Das Internationale Betreuungszentrum für Hochwasserpartnerschaften wurde im Juni 2009 eingerichtet. Als Bestandteil des INTERREG-IV-A-Projektes „FLOW MS“ sollen mit seiner Unterstützung grenzüberschreitende Hochwasserpartnerschaften im Einzugsgebiet von Mosel und Saar gegründet, unterstützt und beraten werden. Im Zentrum stehen dabei die Möglichkeiten der Hochwasservorsorge der Städte und Gemeinden. Bisher wurde eine internationale Hochwasserpartnerschaft gegründet, weitere werden noch im Jahr 2010 folgen. Die Schritte bis zur Gründung, die Festlegung der Ziele und die Arbeitsschwerpunkte sind von unterschiedlichen nationalen, regionalen und lokalen Voraussetzungen geprägt.
Personen-Notsignal-Anlage im Großeinsatz
Markus Thomas, Christine Kemmer
Die HEAG Südhessische Energie AG (HSE) ist einer der bedeutendsten Dienstleister für Energie, Wasser und Entsorgung in Südhessen. Das Zentralklärwerk in Darmstadt ist Vorbild für zahlreiche andere Kommunen. Es erfüllt mustergültig die strengen EU-Auflagen und ist zudem vorausschauend gebaut. Eine Herausforderung hier ist der Alleinarbeiterschutz im Falle eines Unfalls, auf dem 14 ha großen Betriebsgelände. Doch wie kann man rund 50 Mitarbeiter schützen und zugleich die Verfügbarkeit gewährleisten?
Flussgebietsuntersuchung (FGU) Körsch
Nina Winkler, Dipl.-Ing. Armin Binder
Im Zuge der FGU Körsch (Bild 1) wurde ein Niederschlag-Abfluss-Modell erstellt. Durch den hohen Bebauungsanteil von ca. 30 % war eine detaillierte Modellierung der Stadtflächen zur genauen Erfassung der hohen Abflussspitzen bei konvektiven Niederschlägen erforderlich (Bild 1+2). Das Modell wurde anhand abgelaufener Ereignisse angepasst und Abflüsse unterschiedlicher Jährlichkeiten ermittelt.
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