Wasserwirtschaft - Heft 11


Auenrevitalisierung im Nationalpark Donau-Auen bei Wien
Dr. Christian Baumgartner
Durch die Einrichtung des Nationalparks können für die Donauauen bei Wien sehr intensive wasserbauliche Revitalisierungs-Programme durchgeführt werden. Zielsetzung ist eine möglichst weitreichende Reaktivierung der flussmorphologischen Landschaftsprozesse (Erosion, Anlandung etc.), auf denen sich die auentypischen Lebensräume in ihrer Sukzessionsreihe und Artenvielfalt entwickeln können. Wesentliche Maßnahmen sind dabei die Entfernung der Uferbefestigung und die Anbindung der Seitenarme. Die Wasserstraße Donau und der Hochwasserschutz können dabei gewährleistet werden.
Entwicklungsziele von Flussauen in Schleswig-Holstein
Dr. Matthias Brunke
Die Renaturierung von Flussauen ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe zur Erhaltung der Biodiversität. Ein flussmorphologischer Gleichgewichtszustand, die Entwicklung von Pionierflächen, Weich- und Hartholzauen, die Wiederherstellung eines Mikroreliefs auf den Auenflächen sowie die Wiederaktivierung von Auengewässern gehören zu den wichtigsten Zielen eines Auenprogramms. Renaturierungen von Flussauen sind effektiv, wenn hydro- und morphodynamische Prozesse gefördert sowie größere Flächen einbezogen werden.
Berührlose optische Durchflussmessung unter hochalpinen Verhältnissen
Dr. Maxence Carrel, Dr. Salvador Pena-Haro, Dr. Beat Luethi, Dr. Issa Hansen
Dieser Beitrag stellt ein bildgebendes Messsystem vor, mit dem Wasserstand und Durchfluss in einem alpinen Wildbach gemessen werden. Das System ist energetisch autark und kann in Echtzeit zur Überwachung eines Wildbaches und dessen Umgebung abgerufen werden. Wasserstand, Fließgeschwindigkeit und Durchfluss werden automatisch bestimmt und auf einen Server übertragen. Die gemessenen Durchflusswerte wurden durch Tracerversuche validiert und das Messsystem erwies sich als zuverlässig über vier Schmelzsaisons bei alpinen Wetterverhältnissen.
Hydraulische Berechnungen für die Entwicklung eines Auenstrukturplans an der Elbe in Niedersachsen
Prof. Dr.-Ing. Bernd Ettmer, Linda Bromberg, Stefan Orlik, Klaus-Jürgen Steinhoff, Clemens Löbnitz
Großbewuchs auf den Flussvorländern stellt nach wie vor einen zentralen Diskussionspunkt zwischen Hochwasserschutz und Naturschutz dar, in dem sich oftmals wasserwirtschaftliche und ökologische Ziele konträr gegenüberstehen. In einem Auenstrukturplan sollen die Belange des Hochwasserschutzes und der Ökologie für die Elbe in Niedersachsen zusammengeführt werden. Die Grundlage für den Auenstrukturplan bilden hydraulische Berechnungen mit einem 2-D-HN-Modell. Mit diesem wurde die Wirkung des derzeit vorzufindenden Großbewuchses sowie die Wirkung von geplanten Gehölzrückschnitts-Maßnahmen in ihrer hydraulischen Wirkung auf die Wasserspiegellage bei Hochwasser berechnet.
125 Jahre alte Pumpe läuft wieder
Dipl.-Ing. (FH), M. Sc. Horst Geiger
Eine 125 Jahre alte, wasserkraftbetriebene Druckpumpe pumpt jetzt wieder. Das vollständig erhaltene und nun auch wieder voll funktionsfähige Technikdenkmal von 1894 in Schöntal-Aschhausen wurde mit einem Fest eingeweiht. 50 Personen des Fördervereins machten mit Förderung durch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg in über 1 000 Arbeitsstunden alles wieder gangbar. Der Firma E. Bosch GmbH (Nattheim) gelang das Verschließen eines Risses im gusseisernen Kolbenmantel.
Synergien im Gewässer-, Boden-, Arten- und Klimaschutz am Beispiel von Flussauen
Prof. Jürgen Geist, Prof. Dr. Karl Auerswald
Die Begradigung von Fließgewässern und das Drainieren von Auen führten zu einem Landnutzungswandel von Grünland zu Ackerbau. In der Folge kam es zur klimaschädlichen Mineralisierung der organischen Bodensubstanz, stiegen Oberflächenabfluss und Bodenerosion, und die Fließgewässer kolmatierten und verschlammten, was vor allem für kieslaichende Fische und Makroinvertebraten problematisch ist. Durch einen integrativ-systemischen Ansatz der Wiedervernässung lassen sich gleichzeitig Verbesserungen beim Gewässer-, Boden-, Arten- und Klimaschutz erzielen.
Revitalisierung der Dornburger Alten Elbe - ein Naturschutzprojekt im Konsens
Christian Kunz
Naturschutzgroßprojekte gelingen, wenn alle Akteure der Verwaltung und der Zivilgesellschaft in Planungen sowie Lösungsfindungen einbezogen werden. Erste Ideen zur Revitalisierung der 25 km langen Dornburger Alten Elbe bei Magdeburg erfolgten bereits in den 1990er-Jahren. Verschiedene Anläufe, der letzte 2006-2010, scheiterten vor allem, weil eine gute Öffentlichkeitsarbeit praktisch nicht stattgefunden hat. Der Elbekirchentag 2014 brachte den wichtigsten Impuls, um Schwung in einen erneuten und, aus heutiger Sicht, vielversprechenden Projektanlauf zu bekommen.
Kooperatives Auenmanagement im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue
Prof. Dr. Johannes Prüter, Ortrun Schwarzer
Um im Überschwemmungsgebiet der unteren Mittelelbe die zum Teil konfligierenden Interessen von Hochwasserschutz, Naturschutz und Landwirtschaft in Ausgleich zu bringen, hat ein auf sechs Jahre angelegtes Förderprojekt des Landes Niedersachsen, bearbeitet von der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue, neue stark regionalisierte Partizipations- und Kommunikationsstrukturen entwickelt. Für die Freihaltung ausgewählter Uferpartien, die für den schadlosen Hochwasserabfluss besondere Bedeutung haben, werden verschiedene mechanische Verfahren und Beweidungsprojekte entwickelt und erprobt, die den besonderen Anforderungen der hier betroffenen Natura-2000-Gebietskulisse gerecht werden können.
Wie wird Altwasserrevitalisierung für Fische erfolgreich?
Sabine Radke, Prof. Dr. Volker Lüderlitz
Auengewässer haben eine besondere Bedeutung als Fischhabitate. Um die Funktionsfähigkeit dieser Biotope wiederherzustellen, zielen Revitalisierungsmaßnahmen häufig auf eine Optimierung der Anbindungssituation ab. Anhand von Untersuchungen der Morphologie und Fischzönosen von zehn Auengewässern der Mittelelbe konnten wir die Bedeutung der Anbindung für verschiedene ökologische Gilden aufzeigen. Wesentliche Voraussetzung für eine artenreiche Fischfauna ist nicht eine häufige Anbindung, sondern eine hohe Standortheterogenität durch Fragmentierung.
Wilde Mulde – Revitalisierung und Wirkungsanalyse in Fluss-Auen-Ökosystemen
Dr. Chriatiane Schulz-Zunkel, Dr. Carolin Seele-Dilbat, Heiko Schrenner, Georg Rast
Im Rahmen des Verbundforschungsprojektes „Wilde Mulde“ wurden im Bereich der Mulde bei Dessau Revitalisierungsmaßnahmen im Fluss und in der Aue umgesetzt. Von Anfang an wurde das Projekt intensiv wissenschaftlich begleitet. Ein Großteil der Maßnahmen ist bereits abgeschlossen, während die Forschung nach abgeschlossener Voranalyse die Wirkungen untersucht. Der Beitrag erläutert Motivation, Herausforderungen und Ergebnisse dieses intensiven Zusammenwirkens von Praxis und Forschung.
Digitalisierung für Gewässerschutz
Dr. Rolf Schwen
Das Thema Mikroplastik gewinnt zunehmend an Bedeutung. Entsprechend wissenschaftlicher Erkenntnisse fokussiert das Unternehmen HST Systemtechnik darauf, den Neueintrag von Mikroplastik aus Binnengewässern über Flüsse, Häfen und Küstengewässer zu verringern – mit digitalisierten und intelligenten Rechen.
Bioindikatorische Typisierung der Anbindung von Altgewässern der Mittelelbe
Dipl.-Ing. Michael Seidel, Dr. Fengqing Li, Dr. Uta Langheinrich, Prof. Dr. Volker Lüderlitz
Die Typisierung von Altgewässern erfolgt überwiegend über die hydrologische Anbindung an den Hauptstrom. Inwiefern Altgewässer dementsprechend auch biologisch typisierbar sind, wurde über 87 Probenahmen des Makrozoobenthos aus 46 Altgewässern entlang der Mittelelbe untersucht. Die Ergebnisse zeigten variable, aber letztlich sehr ähnliche Lebensgemeinschaften in den unterschiedlichen Altgewässertypen. Unterschiede waren nur in einzelnen Metriks feststellbar. Aufgrund dessen erscheint eine Bioindikation des Anbindungsgrades nur eingeschränkt sinnvoll.
Gewässer- und Auenentwicklung im urbanen Raum am Beispiel des Emscher-Umbaus
Dr. Caroline Winking, Dipl.-Ing. Mechthild Semrau, Dr. Mario Sommerhäuser
Der Umbau des sehr urbanen Flusssystems der Emscher (NRW) besteht aus vielen einzelnen, technisch hochkomplexen und anspruchsvollen ökologischen Verbesserungsmaßnahmen. Vor dem Hintergrund vieler Restriktionen und dem allgegenwärtigen Platzmangel, müssen innovative Methoden für eine ökologisch funktionsfähige Fließgewässer- und Auenentwicklung im urbanen Raum angewandt werden. Hierfür wurde ein ökologisches Konzept zur Renaturierung der Emscher erstellt, das Anwendungsmöglichkeiten zur Strukturverbesserung und Förderung eigendynamischer Entwicklung enthält. Dazu zählen Gewässeraufweitungen, Ökologische Schwerpunkte, Bachmündungsauen, Siedlungswasserauen und Instream-River-Training-Maßnahmen. Diese werden in diesem Artikel am Beispiel des Emscher-Umbaus beschrieben und deren Anwendungen beispielhaft erklärt.
Vegetationsentwicklung nach einer Flussrenaturierung in den Alpen
Prof. Stefan Zerbe, Oliver Rohrmoser, Dr. Vittoria Scorpio, Prof. Francesco Comiti
Im Rahmen einer Untersuchung wurde die Vegetationsentwicklung nach einer Renaturierung an zwei Alpenflüssen näher betrachtet. Der Flusslauf und die typischen Auenhabitate sollten damit naturnäher und diverser gestaltet werden. Wir stellen nach bis zu 12 Jahren der Renaturierung fest, dass das Ziel der Diversifizierung der Flussaue erreicht worden ist. Auch das Vorkommen von gefährdeten Arten, wie z. B. der Deutschen Tamariske, wurde gefördert. Aufgrund der künstlichen Störungen, die durch die Renaturierungsmaßnahmen hervorgehoben wurden, haben sich vielfach Neophyten ausgebreitet.
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