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Der Großteil deutscher Handelsunternehmen will die enorme Ressourcen- und Energieverschwendung durch ungewollte Werbeprospekte nicht stoppen.
Berlin, 19.6.2022: Der Großteil deutscher Handelsunternehmen
will die enorme Ressourcen- und Energieverschwendung durch ungewollte
Werbeprospekte nicht stoppen. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 37 großen deutschen Händlern.
Unternehmen wie Aldi Süd, Netto Nord, Rewe oder Rossmann halten demnach
an der massiven Ressourcenverschwendung durch millionenfach verteilte,
nicht adressierte Werbeprospekte fest. Der Textilhändler Kik, der
Non-Food-Discounter Tedi und der Einzelhändler Woolworth waren die
einzigen befragten Unternehmen, die das Versenden gedruckter
Werbebroschüren eingestellt haben. Die DUH fordert deshalb von
Umweltministerin Steffi Lemke eine politische Regelung gegen ungewollte
Werbepost. Pro Jahr werden insgesamt bis zu 28 Milliarden gedruckte
Werbeprospekte ungefragt in deutschen Briefkästen verteilt. Durch ein
gesetzliches Opt-In-Verfahren würde Werbung nur noch in Briefkästen
landen, wenn dies ausdrücklich erwünscht ist, etwa mit einem „Werbung –
Ja bitte“-Schild.
„Nie war die Einsparung von Energie und Ressourcen wichtiger als jetzt“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Wir
können es uns nicht leisten, milliardenfach gedruckte Werbeprospekte zu
produzieren, die anschließend ungelesen im Müll landen. Wie unsere
Umfrage ergeben hat, ist der Großteil des Handels nicht zu wesentlichen
Änderungen bereit. Deswegen muss Umweltministerin Lemke mit einer
Opt-In-Regelung gegensteuern. Damit könnte die Bundesregierung ohne
großen Aufwand die Werbemüllflut stoppen – und niemand muss auf etwas
verzichten. Wer weiterhin Werbung will, bekommt sie. Der ungelesene und
sinnlos produzierte Großteil der Prospekte aber wird eingespart. Allein
durch einen Stopp der ungewollten Werbepost könnten pro Jahr bis zu eine
halbe Million Tonnen CO2 eingespart werden. Als erstes europäisches
Land hat Luxemburg bereits vor wenigen Wochen vorgemacht, wie so etwas
umgesetzt werden kann.“
In der Umfrage der DUH wurde die
mangelnde Dialogbereitschaft der Händler deutlich. Insgesamt 26
Handelsunternehmen antworteten nicht. Die restlichen Antworten
offenbaren, dass weiter an unadressierter Werbepost als wichtigstem
Marketinginstrument festgehalten werden soll. Sieben Händler
rechtfertigten den massenhaften Einsatz von Werbeprospekten durch den
Einsatz von Recyclingmaterial. Als Alternative zu gedruckten Prospekten
sieht die DUH papierlose, onlinebasierte Angebotsinformationen.
Dazu meint der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer: „Auch
ein Werbeprospekt aus Recyclingmaterial hat erhebliche
Umweltauswirkungen. Auch dafür wird viel Energie und Chemie eingesetzt
und die Prospekte werden über weite Wege bis zu den Verbraucherinnen und
Verbrauchern transportiert. Ungelesene Werbebroschüren werden nicht
sinnvoller, nur weil sie aus Recyclingpapier bestehen. Das schwedische
Möbelunternehmen Ikea, der Textilhändler Kik oder der Einzelhändler
Woolworth zeigen, dass es auch ohne gedruckte Werbebroschüren geht. Sie
haben ihre Printkataloge und die Versendung von Werbebroschüren
eingestellt. Alternativ können Werbeangebote papierlos über
Online-Kunden- oder Prospektportale zur Verfügung gestellt oder per Mail
versendet werden. Zwar nutzen viele Händler bereits
Online-Kommunikation, allerdings häufig nur als Ergänzung, sodass die
großen Mengen gedruckter Werbeprospekte nicht ersetzt werden. Dies muss
jedoch das erklärte Ziel sein.“Hintergrund:
Pro Jahr werden mehr als 28 Milliarden gedruckte
Werbeprospekte ungefragt in deutschen Briefkästen verteilt – mit
verheerenden Folgen für Umwelt, Klima und Müllaufkommen. Zur Herstellung
der Werbeprospekte werden pro Jahr 42 Milliarden Liter Wasser, 4,3
Milliarden Kilowattstunden Energie und 1,6 Millionen Tonnen Holz
verbraucht. Viele der milliardenfach hergestellten Broschüren, die teils
auch noch mit Plastik umhüllt sind, landen ungelesen im Müll. Dass ein
Opt-In-System unnötige Werbebroschüren schlagartig verringern kann,
zeigt etwa die niederländische Hauptstadt Amsterdam, die es schon 2018
eingeführt hat. Laut Stadtverwaltung werden dadurch pro Jahr 6.000
Tonnen Papier und zwischen 650 und 750 Fahrten der kommunalen Müllabfuhr
eingespart.
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