Sichere Deponien in Indonesien

Anlieger sollen Abfallanlagen überwachen

Braunschweig (02.11.2005). Die TU Braunschweig hat in Kooperation mit dem Institut für Bodenkultur der Universität Wien und dem indonesischen Institut Teknologi Bandung ein "community based monitoring"-Projekt entworfen, das die Deponien in Bandung/Indonesien sicherer machen soll. Die EU-Kommission bewilligte Projektleiter Prof. Klaus Fricke und Koordinator Dr. Florian Kölsch von der Abteilung für Abfallwirtschaft des Leichtweiß-Instituts für Wasserbau der TU Braunschweig eine Förderung von 300.000 Euro.

Am 21. Februar 2005 kam es in der Nähe der 6-Millionen-Stadt Bandung auf West-Java (Indonesien) zu einem Deponieunglück, bei dem 147 Menschen starben. Über 30 Hektar Reisfelder wurden von herabstürzenden Abfallmassen begraben. Ähnlich wie vor fünf Jahren in Manila mußten erneut zahlreiche Menschen sterben, weil Deponien nicht sicher betrieben worden sind.

Das Grundproblem besteht darin, daß die Deponiebetreiber nicht über die finanziellen Mittel für einen ordnungsgemäßen und sicheren Betrieb verfügen. Für die Durchsetzung hierfür notwendiger Gebührenerhöhungen fehlt den Verantwortlichen aus Städten und Landkreisen der politische Wille. Die Aufsichtsbehörden haben zwar das technische Verständnis, es fehlt jedoch an Durchsetzungskraft, insbesondere die Drohung von Anlagenschließungen laufen ins Leere. Allenfalls der gesicherte Nachweis bevorstehender Umweltkatastrophen gäbe die Handhabe, mehr Druck auf die Kommunen auszuüben.

Das "community based monitoring" setzt an diesem Problem an. Auf den Deponien und in deren Umfeld haben sich zahlreiche Menschen niedergelassen, die von der Wiederverwertung des Deponiemülls leben. Da die betroffenen Anlieger, die meist zu den untersten sozialen Schichten gehören, das größte Interesse an einem sicheren Deponiebetrieb haben, soll ihnen zukünftig die Aufgabe der Überwachung (Monitoring) der Kippen übertragen werden. Sie sollen zu sogenannten Feuermeldern ausgebildet werden, die Veränderungen an der Deponie beobachten und weitermelden sollen. Durch die unmittelbare Publikation der Meßdaten im Internet sollen die Umweltbehörden darin gestärkt werden, die nötigen Schritte einzuleiten. Dadurch soll von zwei Seiten Druck auf die verantwortlichen Kommunen beziehungsweise Betreiber gemacht werden, den Betrieb zu optimieren.

Die TU Braunschweig befaßt sich seit langem mit der Entwicklung geeigneter Monitoring-Maßnahmen. Verschiedene TU-Institute arbeiten im Sonderforschungsbereich "Bauwerksüberwachung" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam an diesem Problem. Ihre Forschungsergebnisse werden mit dem EU-Projekt in die Praxis umgesetzt.

"Community based monitoring" könnte auch für das hoch entwickelte Westeuropa ein interessantes Instrument sein. Industrie- und Umweltanlagen in dicht besiedelten Regionen erfordern wegen des hohen Emissionspotentials eine sorgfältige Überwachung. Dies ist in vielen Bereichen gewährleistet. Dennoch haben Umweltskandale in der Vergangenheit immer wieder kritische Fragen zur Qualität, Unabhängigkeit und Transparenz der Kontrollen aufgeworfen, beispielsweise Leukämiefälle in der Nähe von Atomkraftwerken, Dioxinemissionen aus Müllverbrennungsanlagen, Grundwasserkontaminationen oder unerlaubte Abwassereinleitungen.

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Klaus Fricke, Dr. Florian Kölsch, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, Abteilung für Abfallwirtschaft, Beethovenstraße 51a, D-38106 Braunschweig, Tel. 00531.338962, eMail: klaus.fricke@tu-bs.de, eMail: f.koelsch@tu-braunschweig.de, Internet: www.lwi.tu-bs.de/abwi/.



Copyright: © Rhombos-Verlag (02.11.2005)
 
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