Großmaßstäbliche in-situ-Verfestigung – eine neue Möglichkeit in der Sanierungspraxis (ein Fallbeispiel)

Das Sanierungsprojekt an der Altlast W30, Frachtenbahnhof Praterstern, Bereich
Ölgasanstalt in Wien stellte ein Projekt in einem massiven Spannungsfeld dar. Die Sanierungsnotwendigkeit – die Eigentümerinteressen – die Nachnutzung schienen gegensätzliche, nicht vereinbare Interessen zu verfolgen. Der gefundene Lösungsansatz stellte eine Sanierungskombination aus unterschiedlichen Methoden dar, wobei das Kernverfahren – die in-situ Verfestigung - eine neu zur Anwendung kommende Sanierungstechnik war, die bisher nur für kleinräumige Sanierungsbereiche herangezogen wurde. Die Verfestigung im Untergrund wurde bisher z.B. bei Kontaminationen unter Gebäuden in sehr kleinräumigen Bereichen angewendet. Im Zuge der Sanierung der W30 wurde ein ca. 8.500 m³ mächtiger, zusammenhängender Zementmonolith errichtet, der die Schadstoffe langfristig und ohne Nachsorge im Untergrund bindet.

Die Altlast W30 – Frachtenbahnhof Praterstern, Bereich Ölgasanstalt in Wien ist auf den ersten Blick ein klassischer Teerölschaden, der mit standardisierten Sanierungsverfahren saniert und/oder gesichert werden könnte.
Der Schaden entstand in der Zeit zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und 1945 durch die Produktion von Ölgas am ehemaligen Areal des Frachtenbahnhofs Praterstern. Das Abfallprodukt der Produktion, das Teeröl, hat sich über viele Jahrzehnte im Untergrund bis auf den Grundwasserstauer bewegt und verursacht dort eine kleinräumige, aber massive Verunreinigung des Grundwassers durch den Schadstoff PAK. Die Schadstofffahne weist im Grundwasserabstrom eine Länge von rund 100 m auf.
Zu sanieren ist daher die gesättigte Zone mit einer Mächtigkeit von rund 8 m auf einer Fläche von ca. 1.400 m², die durch die unterschiedlichen Wegigkeiten im Untergrund unterschiedlich stark belastete Bereiche aufweist.

Neben der am GW-Stauer befindlichen Schwerphase wurde auf einer Teilfläche von ca. 400 m² auch eine auf dem GW aufschwimmende Leichtphase detektiert.

Die Wahl des besten Sanierungsverfahrens war ein langwieriger Prozess, bei dem viele Randbedingungen Berücksichtigung finden mussten, da sich das zu sanierende Grundstück in einem raumplanerisch hochwertigen Stadtentwicklungsgebiet befindet.
Die Bebauung bzw. Nutzung des insgesamt ca. 85 ha großen ehemaligen Nordbahnhofareals begann bereits 2015 und soll bis 2026 abgeschlossen sein. Insgesamt werden auf dem Areal zukünftig ca. 20.000 Menschen in 10.000 neuen Wohnungen ihr Zuhause finden- neue Schulen, Kirche, Einkaufsmöglichkeiten und Büros sowie Hotel, Uni-Campus, neue öffentliche Verkehrsmittel und großzügige Parkanlagen runden das Erscheinungsbild des neuen Stadtteiles ab. Eine Eingliederung der Altlastenfläche in dieses Stadtviertel sollte ein positives Beispiel sein, wie zukünftig Raumplanungs- und Sanierungsgedanken zusammenspielen können.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2022 (November 2022)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 2,00
Autor: Renate Patek
K. Schitzenhofer
H.-P. Weiß

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