Ölhavariebekämpfung auf Gewässern durch Einsatz holzfaserbasierter Ölbinder

Vorgestellt wird ein Havariebekämpfungssystem, dass eine schnelle Ölbeseitigung bei ungünstigen Wetterbedingungen und in Flachwassergebieten ermöglicht. Kern der Entwicklung bilden schwimmfähige holzfaserbasierte Ölbinder, die per Flugzeug oder Schiff ausgebracht und mit Netzsperren wieder aufgenommen werden können.

Für die Ölhavariebekämpfung werden in Abhängigkeit von den jeweiligen örtlichen Bedingungen unterschiedliche Technologien eingesetzt. Zur Ölbeseitigung auf Seen und Flüssen werden die betroffenen Bereiche durch Auslegen schwimmfähiger Ölsperren abgegrenzt und das Öl mittels Skimmersystemen von der Wasseroberfläche entfernt. Eine weitere Möglichkeit bildet der Einsatz von schwimmfähigen Ölbindematerialien, die das Öl zunächst absorbieren und die dann von der Wasseroberfläche aufgenommen werden. Als Bindermaterial kommen unter anderem Kunststoffe, Silikate, Perlit, Bimsstein, Gummi, Holz, Rinde, Cellulose, Leder, Wolle, Kork und Kokosfasern in Form von Pulver, Granulat, Schläuchen oder Matten zum Einsatz. In Deutschland werden kommerzielle Ölbindemittel i.d.R. nach dem Regelwerk der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) geprüft und dann in der Liste der geprüften Ölbindemittel des Verbandes der Hersteller geprüfter Öl- und Chemikalienbindemittel aufgeführt. Für die Anwendung auf Gewässern müssen die Binder die Anforderungen nach Regelwerk DWA-A 716-10 erfüllen und werden der Gruppe „W" zugeordnet [1].
Eine Herausforderung stellt die Beseitigung von Ölverschmutzungen auf Flüssen insbesondere bei Hochwasser und hohen Strömungsgeschwindigkeiten sowie auf dem Meer bei ungünstigen Wetterbedingungen und in Flachwassergebieten dar. Hier sind die verfügbare Ölskimmer oder Sorbentien oft nicht einsetzbar.


Ziel des Verbundvorhabens BioBind (http://biobind.de/) war die Entwicklung eines neuartigen Ölhavariebekämpfungssystems für künstennahe Gebiete der Nord- und Ostsee in Ergänzung zu heute verwendeten Techniken, das eine schnelle Reaktion auf kleine und mittlere Verschmutzungen und hohe Reinigungsraten auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen, starkem Seegang und hohen Strömungsgeschwindigkeiten, insbesondere in Flachwassergebieten (Boddenküste) und küstennahen Bereichen ermöglicht. Die erwartete Zunahme der Öltransportkapazitäten auf der Ostsee infolge des Ausbaus des Ölhafens in St. Petersburg führt zu erhöhten Havarierisiken für dieses Gebiet. Das Verbundvorhaben an dem sieben Partner aus Forschung und Industrie beteiligt waren, wurde von der Universität Rostock, Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau koordiniert [2].



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 09 - 2019 (September 2019)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Holger Unbehaun
Dr. Javane Oktaee
Prof. André Wagenführ

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