DINplus – Neue Anforderungen an kompostierbare Bioabfallsammelbeutel und Konsequenzen für die Praxis

Viele Haushalte entsorgen weiterhin Teile ihrer Bioabfälle über die Restmülltonne, weil die separate Sammlung als unsauber empfunden wird. Als Lösung werden neben Papierbeuteln auch feuchtigkeitsresistente Kunststoffbeutel angeboten, die als „kompostierbar“ zertifiziert sind. Eine Reihe von Kommunen haben mit solchen Beuteln gute Erfahrungen gemacht, in vielen örE werden sie aber auch abgelehnt – es wird befürchtet, dass die Bürger sie mit herkömmlichen Kunststoffbeuteln verwechseln und in den Verwertungsanlagen der biologische Abbau zu lange dauert. Als Antwort auf diese Befürchtungen sind in der novellierten Bioabfallverordnung konkrete Regelungen formuliert worden. Nachfolgend werden aktuelle Entwicklungen zu diesem Thema beschrieben.

Die getrennte Verwertung von Bioabfällen soll weiter gesteigert werden
Ökobilanzierer sind sich oft nicht ganz einig – zur Frage der Ökobilanz der getrennten Sammlung und Verwertung organischer Haushaltsabfälle besteht allerdings ein breiter Konsens zu den ökologischen Vorteilen. Auch wirtschaftlich ist diese Getrenntsammlung in den meisten Kreisen und Städten günstiger. Bund und Länder formulieren daher übereinstimmend die Absicht, die Biogutsammelmengen zu steigern. Nach einer Reihe von Bundesländern hat zuletzt Rheinland-Pfalz in seinem neuen Abfallwirtschaftsplan ein besonders ambitioniertes Ziel gesetzt: der Anteil organischer Abfälle im häuslichen Restabfall soll bis 2030 auf maximal 20 kg pro Kopf gesenkt werden –umgerechnet wäre das ein Anteil von ca. 15 % am Restabfall. Bisher liegt der Anteil im nationalen Schnitt laut einer Studie des Umweltbundesamts bei knapp 40 %. Allerdings handelt es sich beim Biogut auch um eine recht feuchte und geruchsintensive Abfallfraktion, sodass die Motivation zur Getrenntsammlung oft nicht besonders hoch ist. Insofern ist der Wunsch vieler Haushalte nachvollziehbar, wie bei anderen Abfallarten auch, für diese unangenehmen Abfälle Sammelbeutel einsetzen zu dürfen. Neben Papierbeuteln werden hierfür auch zertifiziert „kompostierbare“ Kunststoffbeutel diskutiert – und in vielen Haushalten bereits eingesetzt, auch wenn seitenseiner Reihe von Kommunen davon abgeraten wird oder in manchen Fällen die Verwendung solcher Beutel per Abfallsatzung untersagt wird.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 34. Abfall- und Ressourcenforum 2023 (April 2023)
Seiten: 8
Preis inkl. MwSt.: € 4,00
Autor: Jöran Reske

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Mikrokunststoffe in Komposten und Gärprodukten
© Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (12/2023)
Mikrokunststoffen (MKS) in der Umwelt wird eine hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geschenkt. Hierbei bestehen im Hinblick auf die Belastung und Gefährdung terrestrischer Ökosysteme durch MKS erhebliche Wissenslücken.

Aktion Biotonne Deutschland
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die Aktion Biotonne Deutschland ist ein Netzwerk nationaler, regionaler und lokaler Akteure, die gemeinsam zur Biotonne kommunizieren. Seit 2016 führt die Initiative jährlich Kampagnen unter der Dachmarke „Aktion Biotonne Deutschland“ durch. Die nationalen Partner kommunizieren dabei über bundesweite Medien, die teilnehmenden Kommunen und Abfallwirtschaftsbetriebe setzen die Kampagne vor Ort um – unterstützt vom Projektbüro Aktion Biotonne Deutschland. Die diesjährige Aktion ist die BIOTONNEN-CHALLENGE 2023, eine Kampagne für weniger Fremdstoffe. Inwieweit sich die Fremdstoffquote ändert, wird mit der „Chargenanalyse“ der Bundesgütegemeinschaft Kompost BGK gemessen.

Untersuchung des Verhaltens von Beuteln aus biologisch abbaubaren Kunststoffen in der Kompostierungsanlage Neumünster
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Abbauversuche mit als kompostierbar zertifizierten Bioabfallsammelbeuteln wurden in einer Kompostierungsanlage mit Haupt- und Nachrotte über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen durchgeführt. Aussagen zum Beutelabbau wurden über die verbliebenen Makro-, Meso- und Mikropartikel getroffen. Der Praxisversuch wurde mit Laboruntersuchungen zur Beutelcharakteristik und zum Abbauverhalten im anaeroben Milieu ergänzt. Darüber hinaus wurde die aktuelle Situation der Bioabfallsammlung in deutschen Kommunen bewertet und Schlussfolgerungen für den Einsatz von BAK-Beuteln in der Praxis der Bioabfallsammlung gezogen.

Feldversuche zum Abbauverhalten von kompostierbaren Vorsammelhilfen in der technischen Kompostierung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Kompostierbare Vorsammelhilfen (zertifiziert nach EN 13432 und „OK Compost Home“) wurden zwei Versuchsmieten in „realitätsnahen“ Mengen zugesetzt, wobei eine theoretische Befüllung von 1 bis 1,2 kg Bioabfall pro Vorsammelhilfe erreicht wurde. Die Vorsammelhilfen fragmentierten bereits in den ersten beiden Rottewochen und verschwanden zwischen der zweiten und der vierten Woche in der Fraktion > 10 mm vollständig. Geringe Partikelanzahlen vom Typ der untersuchten Vorsammelhilfen konnten in der Fraktion 0,63 bis 0,2 mm in der Anlage 1 nach neun Wochen und in Anlage 2 nach zwölf Wochen nachgewiesen werden, wodurch gezeigt werden konnte, dass die untersuchten Vorsammelhilfen während der ordnungsgemäßen Kompostierung kaum zu Mikrokunststoffen fragmentiert.

Development of local municipal solid waste management in the Western Transdanubia region of Hungary
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
Hungarian municipal solid wastes (MSW) management has developed tremendously over the past 15 years. More than 3,000 landfills and dumps had been closed, just to mention one improvement. However, still, lots of work is necessary to accomplish the EU’s ambitious aim of decreasing landfilling and increasing recycling and composting.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?