Klärschlammproduzenten haben bis Ende 2023 ein Konzept zur Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung vorzulegen. Die am Markt vorhandenen innovativen Verfahren zur thermischen Vorbehandlung von Klärschlämmen können diesbezüglich eine Option gegenüber etablierten Verbrennungstechniken darstellen.
Mit der Novellierung der AbfKlärV wurden die Klärschlammproduzenten angehalten, der für sie zuständigen Behörde bis Ende 2023 ein Konzept zur Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung vorzulegen. Aufgrund von Abhängigkeiten in Form der Ausbaugrößedes Klärwerkes, der zu beachtenden Übergangszeiträume sowie der Beschaffenheit der Klärschlämme hinsichtlich geforderter Grenzwerte, bieten sich verschiedene Wege an, dieser Aufforderung nachzukommen[1]. Während die Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen der Größenklassen (GK) 1 bis 4a zukünftig weiterhin unabhängigvom Phosphorgehalt die Wahl zwischen der bodenbezogenen Verwertung (bei Einhaltung der Grenzwerte), der anderweitigen thermischen Abfallentsorgung, wie auch der thermischen Vorbehandlung treffen können, bleibt den GK 4b und 5 nach den Übergangszeiträumen alleinig die thermische Vorbehandlung in Form der Mono-Behandlung vorbehalten. Dieses greift, sofern zuvor keine Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm stattgefunden hat oder der Gehalt an Phosphor einen Wert von kleiner 20 g P/kgTR aufweist.
Eine Verwertung der Klärschlämme erfolgt somit zumeist in einer überregionalen, zentralen Verbrennungsanlage, womit LKW Transporte verbunden sind, die nicht nur der CO2-Problematik entgegen stehen, sondern auch in der Bevölkerung immer weniger Akzeptanz finden. Zudem ergibt sich eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für die Klärschlammerzeuger, weil die Entsorgungspreise, die Logistikkosten und die Investitionen in eine derartige Verbrennungstechnik seit längerem einer starken Kostensteigerung unterliegen bzw. ein hohes Niveau halten.
Um dem Geschehen entgegen zu treten, kann eine in Eigenregie geführte, dezentrale thermische Vorbehandlungsanlage einen möglichen Lösungsweg darstellen.
Ausgangslage
In den letzten Jahren haben sich die Auswirkungen der Änderungen der AbfKlärV und DüMV innerhalb der Abwasser- und Abfallwirtschaft deutlich verschärft. Während auf der Seite der Klärschlammproduzenten das Thema der Entsorgungssicherheit zunehmend in den Vordergrund rückte, profitierten hierdurch auf der anderen Seite die Betreiber von Mitverbrennungsanlagen. Aufgrundder (noch) fehlenden Kapazitäten an thermischen Vorbehandlungsanlagen, wird diese Situation voraussichtlich in den nächsten drei bis fünf Jahren weiterhin Bestand haben, vermutlich bis zum Ende der Übergangsfristen in 2029/2032. Planungen von Neubauprojekten, die heute hauptsächlich die stationäre Wirbelschichtfeuerung umfassen, sind entsprechend angelaufen und werden in Deutschland auf über 44 Projekte mit einer jeweiligen mittleren Durchsatzleistung von etwa 27.000 MgTR/a geschätzt [2],um die anstehenden rd. 1,75 Mio. MgTR/a kommunale Klärschlämme behandeln zu können.
Dabei könnte der Klärschlamm einen Beitrag leisten, um die energetischen Ansprüche eines Klärwerksstandortes aus Sicht der thermischen und elektrischen Energie zu entlasten [3] und darüberhinaus dazu beitragen, sich langfristig unabhängig gegenüber dem Verbrennungsmarkt aufzustellen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasser und Abfall 06 (Juni 2021) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Ralf Wittstock Jessica Thiess | |
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PFAS im Altlastenbereich – Erfahrungen aus Europa und Österreich
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe synthetischer,
persistenter organischer Schadstoffe, die aufgrund ihrer breiten Anwendungsmöglichkeiten und ihrer stofflichen Eigenschaften ubiquitär in der Umwelt vorkommen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden in Europa zahlreiche PFAS-Verunreinigungen in Böden und Gewässern identifiziert. Zu den wichtigsten Eintragsquellen zählen die PFAS-produzierende Industrie, die Ausbringung von Reststoffen der Abwassereinigung, die Verwendung PFAS-hältiger Feuerlöschschäume, sowie diffuse atmosphärische Deposition. In Österreich wurden in jüngster Zeit mehrere Monitoring-Programme und Studien zu der Thematik durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse wurden in der Folge zwei Fälle im Detail untersucht, bei denen es durch die Verwendung von Löschschäumen zu weitreichenden Grundwasserverunreinigungen gekommen ist.
Modification of the sewage sludge ash P-mineralogy by thermo-chemical
treatment with LF slags
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
As an essential nutrient Phosphorus (P) is an important constituent in fertilisers used in agriculture. However, almost the entire amount of P used in Europe must be imported from sources worldwide. High amounts of P are concentrated in sewage sludge from mostly municipal sewage. From 2029 P-recycling from sewage sludge is mandatory for wastewater treatment plants in Germany. In this study, a process which uses a thermo-chemical treatment of sewage sludge ash (SSA) with Ca-carriers, is developed. The method succeeds in producing materials which match the demands for plant available P and as proven by chemical extraction and pot trials as required by national and European regulations for fertilisers. This was achieved by treating the molten SSA with burnt lime and slags from Ca-rich ladle furnace (LF-slag) which results in the formation of better soluble P-minerals in comparison to the phases whitlockite and apatite mostly abundant in SSA.
In die Zukunft gerichtete Klärschlammbehandlung und -verwertung in der Metropole Ruhr
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2021)
Die zukünftigen Anforderungen an die CO2-Reduzierung und die Phosphorrückgewinnung bei der Klärschlammentsorgung stellen die Kläranlagenbetreiber vor Herausforderungen. Mit der weltweit größten solarthermischen Klärschlammtrocknung und einer großtechnischen Demonstrationsanlage zum Phosphorrecycling aus Klärschlammaschen werden dazu in Bottrop innovative Lösungen angegangen.
Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung – Stand der Umsetzung bei EEW Energy from Waste
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (10/2021)
Gesetzliche Vorgaben erschweren die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm und die Vorgabe der Phosphorrückgewinnung ab 2029 wird faktisch zum Ausstieg aus der Klärschlammdüngung. Für die wahrscheinlichste Lösung der thermischen Klärschlammverwertung
hat die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) eine Referenzanlage
entwickelt, die aktuell an fünf Anlagenstandorten in der Genehmigung bzw. Umsetzung ist. Die erste Anlage wird im ersten Quartal 2022 in Helmstedt in Betrieb gehen. Für die erforderliche Phosphorrückgewinnung plant EEW mit Kooperationspartnern die Produktion von standardisierten Mineraldüngern. Die Düngemittelproduktion soll bereits deutlich vor dem, für das Phosphorrecycling gesetzlich vorgegebenem, Datum 2029 die Klärschlammasche verwerten.
Anreicherung von Plastikpartikeln in Auenböden
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2021)
Rückstände von Plastik, welches heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist, gelangen nicht nur in die Weltmeere, sondern auch in die Böden. Der „neue“ Schadstoff Mikroplastik ist dabei auch in Auenböden weit verbreitet und gefährdet zusätzlich die bedeutenden Funktionen von Auen und
ihren Böden.