Über theoretische und reale Recyclingfähigkeit

Zukünftig sollten die Recyclingfähigkeit neu definieret werden. Erkennbarkeit und Sortierfähigkeit, aber auch die Eignung der Sammelsysteme sind un-bedingt zu berücksichtigen.

Die Prüfung der Recyclingfähigkeit soll auch durch experimentelle Tests abgesichert werden. Das Stufenmodell der Recyclingfähigkeit und die Methode der Material-Nutzungszeit werden vorgestellt. Wenn wir zukünftig mehr und besser recyclingfähige Produkte in unseren abfallwirtschaftlichen Anlagen finden, werden wir technisch auch in der Lage sein, diese zu separieren und zu verwerten. Der Gesetzgeber ist aufgerufen für diese Privilegierung von recyclingfähigen Produkten die geeigneten Rahmenbedingungen und Anreizsysteme zu schaffen. Ökomodulation ist dazu ein wirksames Mittel.


Immer mehr Produkte werben mit den Attributen „recyclingfähig" oder „kompostierfähig" und signalisieren den Konsumenten damit besondere Umweltverträglichkeit. Aus Sicht der Abfallwirtschaft ist die Frage berechtigt, ob diese Produkte wirklich recycelt werden und wie sie sich in unserem REALEN abfallwirtschaftlichen System verhalten.

Bei genauerem Hinsehen lösen sich leider viele Versprechungen in Luft auf. Die Recyclingfähigkeit bezieht sich oft nur auf den Werkstoff, der theoretisch stofflich verwertet werden könnte. Damit ist aber die technische Recyclingfähigkeit noch lange nicht gegeben. Dazu gehört nämlich auch noch die Erkennbarkeit z.B. durch Sensoren, aber auch die Ausschleusbarkeit in Sortiermaschinen, um ein Partikel aus einem Gutstrom abzuscheiden. Es muss auch ein geeignetes Recyclingverfahren für das, in der Sortierung gewonnene Konzentrat, vorhanden und nutzbar sein.

In realen abfallwirtschaften Systemen sind aber zusätzlich noch das Verhalten des Abfallerzeugers, das Vorhandensein und der Einfluss des Sammelsystems, die reale Verschmutzung und die regionalen Aspekte, wie die Existenz von geeigneten Sortieranlagen, zu berücksichtigen. Wenn all das berücksichtigt wird, dann können wir von der realen Recyclingfähigkeit sprechen.

 





Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2020 (November 2020)
Seiten: 18
Preis inkl. MwSt.: € 9,00
Autor: Univ.-Prof. DI Dr. mont. Roland Pomberger

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Erfahrungen mit der biologischen Abbaubarkeit von kompostierbaren Kaffeekapseln
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
In Österreich kommen verstärkt Kaffeekapseln auf den Markt, die als „kompostierbar“ bzw. „biologisch abbaubar“ gekennzeichneten werden. Diese Entwicklung wird von Konsumenten als positiv wahrgenommen, ist jedoch aus abfallwirtschaftlicher und umwelttechnischer Sicht als kritisch zu betrachten. Denn in bisherigen Studien (van der Zee & Molenveld 2020; Rameder 2018; Shrestha et al. 2020), war die Desintegration der zumeist aus PLA bestehenden Kapseln in Labor-versuchen und in der Praxis nach den Anforderungen der EN 13432 nicht in ausrei-chendem Maße gegeben. Die bisherigen Erkenntnisse werden durch die eigenen Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen an vier am österreichischen Markt erhältlichen „kompostierbaren“ Kaffeekapseln nur bestätigt. Erfahrungen der österreichischen Abfallwirtschaftsverbände zu dieser Thematik stützen im Wesentlichen die Erkenntnis, dass die derzeitige Entwicklung in Richtung biologisch abbaubare Kunststoffe für das Produkt Kaffeekapsel nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und Erfahrungen nicht sinnvoll erscheint.

90 %-Erfassung von Kunststoff-Getränkeverpackungen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2020)
Die EU-Richtlinie zur Verringerung von Einwegplastik (Single-Use-Plastic- oder SUP-Richtlinie) sieht vor, dass Kunststoffgetränkeflaschen bis zum Jahr 2029 zu zumindest 90 % zum Zwecke des Recyclings getrennt gesammelt werden. Dies erscheint nur mit einem Anreiz in Form eines Pfandes realistisch. Eine hohe Sammelquote an Getränkeflaschen liefert einen signifikanten Beitrag zur Erreichung von Recyclingzielen für Kunststoff-Verpackungen. Neben Getränkeflaschen sind zum Erreichen der Recyclingziele alle Kunststoff-Verpackungen entsprechend recycling-gerecht zu gestalten.

Der Sack im Behälter - Wertstoffe und Restmüll lassen sich gemeinsam erfassen
© Deutscher Fachverlag (DFV) (6/2008)
Nach der ausführlichen Übersicht über die Großversuche zur Erfassung von Wertstoffen (vgl. ENTSORGA-Magazin 7/8.2007 und 5.2008) widmen wir uns heute dem Versuch „Sack im Behälter“, den das Unternehmen Lobbe im Raum Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) derzeit durchführt. Bürgerakzeptanz, Sammel- und Sortierergebnisse scheinen viel versprechend.

Kunststofftransformation im Zuge der Kompostierung
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Im Rahmen des Projektes Plastic Free Compost wurden die Transformation und das Zersetzungsverhalten von Kunststoffen während des Kompostierungsprozesses untersucht.

Strategien zur Vermeidung von Mikroplastikemissionen der Kunststoffindustrie
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2021)
Kunststoff in der Umwelt nimmt aktuell eine zentrale Stellung im gesellschaftlichen und politischen Diskurs ein. Im Rahmen einer Befragung von rund 100 Stakeholdern wurden die Bedeutung von Mikroplastikemissionen der Kunststoffindustrie konkretisiert sowie Treiber, Hemmnisse und geeignete Gegenmaßnahmen ausdifferenziert.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?