Nürnberg kümmert sich aus Umweltgesichtspunkten seit 2010 um das Phosphorrecycling. Im Kontext der novellierten Klärschlammverordnung entscheidet die Stadt die Verwertung nun vorrangig unter den Gesichtspunkten der Entsorgungssicherheit und erstellte auf dieser Basis seinen Geschäftsplan.
Die branchenweiten Diskussionen und Entwicklungen sind in der Konsolidation. Wenn die Mehrheit der in Deutschland gestarteten Projekte zur Rückgewinnung des Phosphors aus Klärschkämmen realisiert wird, ist der Bedarf der thermischen Entsorgungskapazität bis 2029 gedeckt. Nürnberg schätzt die aktuelle Situation wie folgt ein.
Technische Entwicklung: Monoverbrennung mit Veraschung im Wirbelschichtofen ist und bleibt auf Jahrzehnte hinaus technischer Standard der thermischen Behandlung von Schlamm. Die Möglichkeit zur Extraktion von Phosphor aus der Asche ist großtechnisch nachgewiesen. Die Vorabreicherung von Phosphor ist mit einfacheren Mitteln machbar, aber nicht ausreichend wirksam und als Übergangstechnologie bis zum Ende der Mitverbrennung in (Braun-)Kohlekraftwerken und Abfallverbrennungsanlagen nicht wirtschaftlich darstellbar. Verfahren, die sekundäre P-Rezyklate erzeugen (vor allem Erzeugnisse, die sich als Kalzinierung definieren), sind verfügbar oder noch in Erprobung, bzw. noch nicht etabliert.
Rechtliche Entwicklung: Die politischen Schwerpunkte haben sich seit 2017 auf andere Umweltthemen verlagert. Seit klar ist, dass die Abwasserbetriebe ihren Entsorgungspflichten hinreichend nachkommen, in dem sie die Klärschlammentsorgung nach Maßgabe der AbfKlärV ausschreiben, hat sich die Diskussion um die Gebührenfähigkeit zum betriebseigenen Recycling erübrigt. Die Auslegungshilfen zur AbfKlärV zur Umsetzung der Artikel 3 – 5 bleiben dennoch wichtig. In der Solidargemeinschaft der Klärwerke mehrt sich die Gewissheit, dass die Politik die Verordnung revidieren wird, wenn die technischen und wirtschaftlichen Realitäten nach 2023 nicht den geforderten entsprechen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasser und Abfall 11 (November 2020) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Dipl.-Ing. Burkard Hagspiel | |
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PFAS im Altlastenbereich – Erfahrungen aus Europa und Österreich
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe synthetischer,
persistenter organischer Schadstoffe, die aufgrund ihrer breiten Anwendungsmöglichkeiten und ihrer stofflichen Eigenschaften ubiquitär in der Umwelt vorkommen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden in Europa zahlreiche PFAS-Verunreinigungen in Böden und Gewässern identifiziert. Zu den wichtigsten Eintragsquellen zählen die PFAS-produzierende Industrie, die Ausbringung von Reststoffen der Abwassereinigung, die Verwendung PFAS-hältiger Feuerlöschschäume, sowie diffuse atmosphärische Deposition. In Österreich wurden in jüngster Zeit mehrere Monitoring-Programme und Studien zu der Thematik durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse wurden in der Folge zwei Fälle im Detail untersucht, bei denen es durch die Verwendung von Löschschäumen zu weitreichenden Grundwasserverunreinigungen gekommen ist.
Modification of the sewage sludge ash P-mineralogy by thermo-chemical
treatment with LF slags
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
As an essential nutrient Phosphorus (P) is an important constituent in fertilisers used in agriculture. However, almost the entire amount of P used in Europe must be imported from sources worldwide. High amounts of P are concentrated in sewage sludge from mostly municipal sewage. From 2029 P-recycling from sewage sludge is mandatory for wastewater treatment plants in Germany. In this study, a process which uses a thermo-chemical treatment of sewage sludge ash (SSA) with Ca-carriers, is developed. The method succeeds in producing materials which match the demands for plant available P and as proven by chemical extraction and pot trials as required by national and European regulations for fertilisers. This was achieved by treating the molten SSA with burnt lime and slags from Ca-rich ladle furnace (LF-slag) which results in the formation of better soluble P-minerals in comparison to the phases whitlockite and apatite mostly abundant in SSA.
In die Zukunft gerichtete Klärschlammbehandlung und -verwertung in der Metropole Ruhr
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2021)
Die zukünftigen Anforderungen an die CO2-Reduzierung und die Phosphorrückgewinnung bei der Klärschlammentsorgung stellen die Kläranlagenbetreiber vor Herausforderungen. Mit der weltweit größten solarthermischen Klärschlammtrocknung und einer großtechnischen Demonstrationsanlage zum Phosphorrecycling aus Klärschlammaschen werden dazu in Bottrop innovative Lösungen angegangen.
Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung – Stand der Umsetzung bei EEW Energy from Waste
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (10/2021)
Gesetzliche Vorgaben erschweren die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm und die Vorgabe der Phosphorrückgewinnung ab 2029 wird faktisch zum Ausstieg aus der Klärschlammdüngung. Für die wahrscheinlichste Lösung der thermischen Klärschlammverwertung
hat die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) eine Referenzanlage
entwickelt, die aktuell an fünf Anlagenstandorten in der Genehmigung bzw. Umsetzung ist. Die erste Anlage wird im ersten Quartal 2022 in Helmstedt in Betrieb gehen. Für die erforderliche Phosphorrückgewinnung plant EEW mit Kooperationspartnern die Produktion von standardisierten Mineraldüngern. Die Düngemittelproduktion soll bereits deutlich vor dem, für das Phosphorrecycling gesetzlich vorgegebenem, Datum 2029 die Klärschlammasche verwerten.
Phosphorrecycling nach dem TetraPhos-Verfahren
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2021)
Am Standort Köhlbrandhöft des Klärwerks Hamburg und der Klärschlammverbrennungsanlage Vera befindet sich die weltweit erste großtechnische Anlage zur Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm. Errichtet und betrieben wird die Anlage nach dem Remondis TetraPhos-Verfahren.