Phosphorrückgewinnung: eine aktualisierte Verfahrens- und Situationsübersicht

Die Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung vom Oktober 2017 sieht die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm oder Klärschlammasche in Deutschland vor. In Ländern, die bisher einen Großteil des Klärschlamms landwirtschaftlich verwertet haben und zusätzlich ein hohes Aufkommen an landwirtschaftlichen Reststoffen aufweisen, gibt es zurzeit, durch die Novellierung der DüV und der AbfKlärV, Engpässe bei der Entsorgung des Klärschlamms. Die Entscheider benötigen von den Technologieanbietern zeitnah Daten zur Wirtschaftlichkeit, was belastbar erst nach großtechnischem Betrieb möglich ist.

Durch die Novellierung der Abfallklärschlammverordnung (AbfKlärV) hat sich in Deutschland in den letzten Jahren einiges im Bereich der Phosphorrückgewinnung getan. Zahlreiche Technologieanbieter entwickeln ihre Anlagen, mit dem Ziel, eine großtechnische Phosphorrückgewinnung zu betreiben.

Wichtig ist dabei, den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind jedoch nicht immer eindeutig auszulegen. So bilanziert die novellierte AbfKlärV eine Abreicherung und keine Rückgewinnung von Phosphor. Doch entspricht das dem Kreislaufgedanken und dem Ziel langfristig die natürlichen Ressourcen zu schonen?

Gegenwärtig haben die Kläranlagenbetreiber primär Probleme bei der Entsorgung ihres Klärschlamms. Durch die Einschränkungen der Düngeverordnung sind aktuell Engpässe bis hin zu Notständen in einzelnen Kommunen und Ländern Deutschlands zu verzeichnen.

Auch der Blick, was auf europäischer Ebene geschieht, ist wichtig. Was machen andere europäische Länder im Bereich der Phosphorrückgewinnung? Und wird die EU-Düngemittelverordnung den Einsatz von recycelten Materialien auf dem europäischen Binnenmarkt vorantreiben?

Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt. Es handelt sich um Bestandteile oder Funktionen der Natur, die der Mensch ökonomisch nutzt. Hierzu zählen neben Boden, Wasser und Luft auch Rohstoffe wie Phosphor. Es wird zwischen erneuerbaren und nicht erneuerbaren Vorkommen unterschieden. Bei nicht erneuerbaren Ressourcen ist die Regenerationszeit nicht absehbar. Der nicht nachhaltige Gebrauch einer solchen Ressource bedeutet, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Phosphor ist eine solche nicht erneuerbare Ressource. Aus diesem Grund macht es Sinn, auch wenn gegenwärtig mit 300 Mrd. t Phosphatgestein ausreichend Reserven zur Verfügung stehen [5], rechtzeitig über einen nachhaltigen Gebrauch von Phosphor nachzudenken und eine Kreislaufführung voranzutreiben. Die EU hat Phosphorit im Jahr 2014 als kritischen Rohstoff eingestuft, im Jahr 2017 wurde dann Phosphor in die Liste aufgenommen [3].



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 11 - 2019 (November 2019)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Jana Krämer

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