In Österreich fallen durch die forcierte thermische Verwertung von Abfällen rund 50.000 Tonnen Rauchgasreinigungsrückstände an, die als gefährlicher Abfall einzustufen sind. Vorwiegend sind dies Flugaschen bzw. Kessel- und Filterstäube. Diese werden derzeit entweder mit Zement verfestigt und auf einer Reststoffdeponie abgelagert oder Untertage deponiert. Alternativ zur gängigen Praxis der Entsorgung dieser Flugaschen werden gegenständlich thermische sowie nasschemische Verfahren untersucht die einerseits eine Dekontamination der Flugaschen erlauben und andererseits eine Ressourcennutzung der in den Aschen enthaltenen Materialien ermöglichen.
Das in Österreich seit 2004 bzw. 2009 bestehende Ablagerungsverbot von unbehandelten Abfällen induzierte einen deutlichen Anstieg der thermisch verwerteten Abfälle. Standen im Jahr 2000 nur drei Müllverbrennungsanlagen MVA mit einer Kapazität von etwa 530.000 t/a zur thermischen Behandlung von Rest- und Gewerbemüll zu Verfügung, so sind mittlerweile 12 Anlagen mit einer Kapazität von über 2.600.000 Tonnen Abfall in Betrieb (BAWP 2011, Linz 2012). Diese Entwicklung führte einerseits zu einer deutlichen Reduktion der schlussendlich zu deponierenden Abfallmassen und der dafür benötigten Deponievolumina; andererseits werden durch die thermische Behandlung und die damit einhergehende Aufkonzentrierung anorganischer Schadstoffe (Salze, Schwermetalle) gefährliche Abfälle generiert. Darunter fallen insbesondere Flugaschen (Kessel- sowie Filterstäube) und im Fall einer nassen Rauchgasreinigung auch Filterkuchen aus der Abwasserreinigung. Insgesamt entstehen in Österreich durch die Rest- und Gewerbemüllverbrennung jährlich rund 50.000 Tonnen an Rauchgasreinigungsrückständen, die nach (AVVO2003) als gefährlicher Abfall einzustufen sind (BAWP 2011). Hauptverantwortlich dafür sind einerseits erhöhte Schwermetallgesamt- und Eluatgehalte und andererseits die hohe Salzkonzentrationen (Abdampfrückstand). Der überwiegende Anteil der Rauchgasreinigungsückstände (>95 %) entfällt auf Flugaschen und Filterstäube. Die in Österreich gängige Praxis ist es, diese alsgefährlicher Abfall eingestuften Flugaschen und Filterstäube zur untertägigen Deponierung zu exportieren oder mit Zement zu stabilisieren (Böhmer 2007). Letzteres erlaubt schlussendlich eine Ausstufung nach (FestVO 1997) zur obertägigen Deponierung auf Reststoffdeponien -reglementiert durch (DVO 2008). Nur vereinzelt (z.B. MVA Wels) werden Flugaschen bereits einer weitergehenden Behandlung unterzogen, bei welcher durch eine nasschemische Behandlung Salze ausgewaschen und Schwermetall gesamtgehalte bzw. deren Eluierbarkeit reduziert werden, was eine Ausstufung mit anschließender obertägiger Deponierung ohne Zementstabilisierung erlaubt.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben | |
Quelle: | Depotech 2014 (November 2014) | |
Seiten: | 4 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 2,00 | |
Autor: | Amon Purgar Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Johann Fellner Mag. DI Dr.techn. Jakob Lederer Professor Dipl.-Ing. Dr. Helmut Rechberger | |
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Auslaufmodell MBA? – Ein Situationsbericht aus der Steiermark
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2014)
Durch bestehende Überkapazitäten im Bereich der thermischen Abfallbehandlung und dem damit einhergehenden Preisverfall bei der Müllverbrennung, ist in der Steiermark zuletzt ein starker Trend zur Umstellung der bestehenden MBA-Anlageninfrastruktur vom üblichen Endrottebetrieb zu einem Trocknungsbetrieb zu beobachten. Ziel der mechanisch-biologischen Behandlung ist damit nicht mehr die Erzeugung eines deponiefähigen stabilisierten Abfalles, sondern lediglich dessen Trocknung für die nachfolgende thermische Verwertung. Von den sieben in der Steiermark in Betrieb befindlichen MBA-Anlagen haben vier auf reinen Trocknungsbetrieb umgestellt.
Verbrennung als Verfahrensbestandteil
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2014)
Einfache Lösungen für die Gewinnung von Sekundärrohstoffen aus Abfällen gibt es nicht, insbesondere wenn sie Mischungen aus unterschiedlichen Stoffen darstellen sowie mit Schadstoffen, Keimen und Störstoffen kontaminiert sind und der gesetzlich geforderte Anspruch auf hochwertiges Recycling mit diesen Abfällen zumindest derzeit nicht erfüllt werden kann. Hochwertigkeit bedeutet, dass sowohl der Recyclingprozess als auch die rückgewonnenen Produkte qualitativ hochwertig sind und die Umwelt geringstmöglich belasten. Für Sekundärprodukte bedeutet Hochwertigkeit auch, dass sie qualitativ und möglichst auch wirtschaftlich mit aus primären Rohstoffen gewonnenen Produkten vergleichbar sind.
Ersatzbrennstoffe: Mitverbrennung in Zement- und Kohlekraftwerken in Europa
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2014)
In Europa gewinnt die Mitverbrennung alternativer Brennstoffe in Zementwerken und Kohlekraftwerken zunehmend an Relevanz, da durch die Substitution von Kohle einerseits der teurere Primärbrennstoffbedarf gesenkt und andererseits eine Reduktion des CO2- Ausstoßes erreicht werden kann. Zudem hat die Deponierichtlinie in einigen Ländern bereits zur deutlichen Reduzierung deponierter Siedlungsabfälle geführt, wodurch die thermische Behandlung und damit auch die Mitverbrennung an Bedeutung gewonnen hat und weiter zunehmen wird. Modernisierungsmaßnahmen (durch die Industrieemissionsrichtline bedingt) – v.a. im Bereich der Rauchgasreinigung – führen dazu, dass eine Mitverbrennung stärker ermöglicht wird.
Qualitätssicherung von Ersatzbrennstoffen für die Zementindustrie am Beispiel der Produktionsanlage ThermoTeam
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2014)
Der Einsatz von Ersatzbrennstoffen (EBS) in der Zementindustrie ist in einem abfallwirtschaftlich hoch entwickelten Land wie Österreich Stand der Technik und besitzt eine lange Tradition. In den letzten Jahren hat die Qualitätssicherung von EBS bedingt durch die Verschärfung gesetzlicher Rahmenbedingungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die größte Österreichische Ersatzbrennstoffproduktionsanlage ThermoTeam wurde mit Mai 2012 um eine Ausschleusungsanlage (PET- und PVC Aussortierung) auf Basis der Nahinfrarot- Technologie erweitert. Im Zuge eines Forschungsprojektes lag neben der Überprüfung der Arbeitsweise der installierten Anlage ein Schwerpunkt auf der Erarbeitung eines praktikablen rechtskonformen Probenahmekonzeptes sowie einer kundenspezifischen Identifikation hinsichtlich u.a. Chlorgehalt der angelieferten Abfallströme.
In die Feuerung integrierte Behandlung von Rückständen aus Müllverbrennungsanlagen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2014)
In modernen Rostfeuerungsanlagen mit Rückschub-Rost werden in der Feuerung hohe Brennbetttemperaturen bei ausreichender Verweilzeit, effektiver Durchmischung des Brennbettes und ausreichender Luft- bzw. Sauerstoffzuführung sichergestellt. Die im Brennbett auch bei konventionellem Betrieb ablaufenden Sinterungs- und Schmelzprozesse ermöglichen die Einbindung von gemeinsam mit dem Abfall zurückgeführten Rückständen, bei sicherer Zerstörung der Organika. Diese geschlossenen und prozessintegrierten Stoffkreisläufe ermöglichen bei Berücksichtigung physikalisch-chemischer Randbedingungen die signifikante Reduzierung der zu deponierenden Rückstandsmenge bei zusätzlich möglicher Rückgewinnung von Sekundärstoffen wie Metalle und Mineral-Fraktionen.