Neubau der Zentralkläranlage Gadenstedt

Nach umfangreichen Vorprüfungen wurde die Abwasserbeseitigung von vier Ortslagen der Gemeinde Ilsede von vier veralteten Einzelanlagen auf eine neue Zentralkläranlage umgestellt. Durch Neubau einer kompakten biologischen Abwasserreinigungsanlage in SBR-Technologie konnte ein effektives, leistungsgerechtes und ökonomisches Modell realisiert werden.

Die Abwasserbehandlung der damaligen Gemeinde Lahstedt – zum 1. Januar 2015 mit der Gemeinde Ilsede fusioniert – im Landkreis Peine in Niedersachsen erfolgte bis zur Inbetriebnahme der neuen Zentralkläranlage Gadenstedt dezentral an vier Standorten. Die Anlagen hatten Ausbaugrößen von ca. 3.000 – 4.000 EW. Bei drei der Anlagen handelte es sich um Tropfkörperanlagen, bei der vierten um eine Belebtschlammanlage in Erdbauweise. Neue und gleichzeitig höhere Anforderungen an die Reinigungsleistung, besonders im Hinblick auf die Stickstoffelimination, und der altersbedingte Sanierungsbedarf der Altanlagen machten eine Neuordnung der Abwasserbeseitigung notwendig.

In einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wurde im Jahr 2014 die Errichtung einer Zentralkläranlage am Standort Gadenstedt der Sanierung und Erneuerung der vorhandenen dezentralen Anlagen gegenübergestellt. Die zentrale Kläranlage wurde dabei als die wirtschaftlichste Lösung identifiziert. 2015 wurden die Planungsleistungen hierzu europaweit ausgeschrieben und nach Wettbewerb an die Arbeitsgemeinschaft aqua consult (Hannover) & Ingenieurbüro Pabsch & Partner (Hildesheim) vergeben.

Auslegungsgrundlagen

Bei den Ortslagen Gadenstedt, Adenstedt, Groß Lafferde, Oberg und Münstedt der Gemeinde Ilsede handelt es sich um Gebiete ländlicher Struktur mit überwiegender Wohnbebauung. Die Qualität und Quantität des Abwassers ist daher grundsätzlich als kommunales Abwasser ohne Einfluss von Industrie oder Gewerbe zu definieren. Entgegen der in Norddeutschland üblichen Trennkanalisation für diese Siedlungsgebiete sind die Entwässerungsanlagen der Ortslagen zum Teil als Mischwassersysteme ausgeführt. Bei Auswertung der Betriebsdaten aus den vorhandenen Anlagen und ergänzenden Messungen wurden erhebliche Abweichungen zu üblichen Ansätzen festgestellt. Im Trockenwetterfall wurde ein Fremdwasseranteil von ca. 67 % ermittelt. Für den Regenwetterfall ergab sich insgesamt ein Zulauf in Höhe von 4 x Qs. In Bezug auf die Abwasserqualität wurden ebenfalls deutliche Unterschiede zu den üblichen Ansätzen für kommunales Abwasser ermittelt (Bild 1).



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 06 (Juni 2020)
Seiten: 5
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Sven Bollmeier
Dr.-Ing. Holger Pabsch
Rüdiger Wildgrube

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