Bauausführung von Abwasserleitungen und -kanälen in geschlossener Bauweise

Leitungsbauverfahren in geschlossener Bauweise sind dadurch charakterisiert, dass vorgefertigte Rohre von einem Startschacht bis zu einem Zielschacht mittels hydraulischer Pressen vorgepresst oder eingezogen werden. Der für die Rohre erforderliche Hohlraum wird durch die Entnahme des Bodens, durch dessen Verdrängung oder durch eine Kombination beider Varianten hergestellt. Die verschiedenen Bauverfahren werden in Abhängigkeit der Größe der zu erstellenden Leitung in bemannte und unbemannte Verfahren sowie in Abhängigkeit der Maschinen- und Steuertechnik in steuerbare und nicht steuerbare Verfahren eingeteilt. Zudem lassen sich die Verfahren nach der Methode zur Erstellung des Hohlraums für die Rohre in Bodenverdrängungs- und Bodenentnahmeverfahren unterscheiden.

Neben der Erstellung von Abwasserleitungen und -kanälen in offener Bauweise, bei der Rohre in einen zuvor ausgehobenen Graben gelegt werden, welcher anschließend wieder verfüllt wird, existieren Verfahren der geschlossenen Bauweise. Bei diesen Verfahren, die unter dem Begriff „Rohrvortrieb“ zusammengefasst werden, handelt es sich um Bauverfahren zur unterirdischen Verlegung von Leitungen oder Abwasserkanälen. Charakteristisches Merkmal ist dabei das Vorpressen oder Einziehen der Rohe mittels hydraulischer Pressen; der erforderliche Hohlraum wird beim Rohrvortrieb entweder durch die Verdrängung oder die Entnahme des anstehenden Bodens geschaffen.

Die wesentlichen Bestandteile der Verfahrensweise sind:

  • Vortriebsmaschine/Schneidschuh,
  • Vortriebspressen mit Druckring,
  • Pressrahmen mit Rohrlager,
  • Widerlager oder Druckwand,
  • Zwischenpress- bzw. Dehnerstationen.

Im direkten Vergleich zur offenen Bauweise weist der Rohrvortrieb eine ganze Reihe von Vorteilen auf: So lassen sich beispielsweise auch komplexe Hindernisse (stark befahrene Straßen, Gleiskörper, Wasserstraßen, Gebäude und Versorgungsleitungen) bei einer minimalen Störung der oberirdischen Infrastruktur unterqueren. Gerade in innerstädtischen Bereichen wirkt sich darüber hinaus der geringe Platzbedarf für die Baustelleneinrichtung positiv aus, da sich die notwendigen Bodenbewegungen auf den Start-/ Zielschacht sowie das Ausbruchmaterial beschränken. Auch der unkomplizierte Einsatz im Grundwasser ohne aufwendige Wasserhaltungsmaßnahmen spricht für das Verfahren.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 11 - 2015 (November 2015)
Seiten: 8
Preis inkl. MwSt.: € 8,00
Autor: Markus Kirchhartz
Dipl.-Ing. Wilhelm Niederehe

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