Der kritische Zustand von Abwasserkanälen

Die statistisch-stochastischen Modellierungen des kritischen Kanalnetzzustandes für Kanäle im und oberhalb des Grundwassers werden beschrieben. Der kritische Kanalzustand beschreibt den Übergang der Kanalhaltungen von der Reparatur- in die Sanierungszone, der für den Kanalbetrieb eine besonders wichtige Rolle spielt.

Der Zweckverband zur Abwasserbeseitigung im Hachinger Tal betreibt ein Kanalnetz im Trennsystem mit einer Länge von 180 km. Dieses Netz entsorgt drei bayerische Gemeinden: Unterhaching, Taufkirchen und Oberhaching. Dank der günstigen Untergrundverhältnisse kann das anfallende Regenwasser in den Boden versickern. Das Hachinger Netz besteht im Wesentlichen aus Steinzeugkanälen DN 250 – 400 mm und zwei Hauptsammlern DN 600/1100, DN 800/1200 und DN 900/1350 mm aus Ortbeton. Eine weitere, wichtige Komponente des öffentlichen Netzes bilden 8.383 Grundstücksanschlüsse mit einer Gesamtlänge von 95 km (Stand: Januar 2013).

Statistisch-stochastische Modellierungen des kritischen Zustandes von Steinzeugkanälen mit Durchmesser DN 200 – 400 mm werden präsentiert, die auf der Korrelation zwischen dem baulichen Zustand und dem Alter der Kanäle basieren. Die Untersuchungsgrundlage bilden zwei repräsentative Stichproben. Die erste umfasst Kanalhaltungen, die in der Gemeinde Unterhaching oberhalb des Grundwasserspiegels errichtet sind. Die zweite besteht aus Kanalhaltungen, die sich in der Gemeinde Oberhaching unterhalb des Grundwasserspiegels befinden. Die Objekte der beiden Stichproben wurden im Jahre 2000 optisch inspiziert und deren baulicher Zustand nach dem damals gültigen Arbeitsblatt ATV-M 149 klassifiziert. Diese Klassifizierung sieht fünf Zustandsklassen vor: von der besten Klasse (4) bis zur schlechtesten Klasse (0). Die vierte Zustandsklasse beschreibt Kanalhaltungen, die keine oder nur kleine Schäden aufwiesen. Die Haltungen der dritten und der zweiten Klasse benötigen Reparatur-und die Haltungen der letzten zwei Klassen Sanierungsmaßnahmen.

Als kritischer, baulicher Zustand ist der Übergang der Kanäle vom Reparatur-zum Sanierungszustand zu verstehen. Der Übergang kann in Form einer Grenze zwischen zwei Bereichen beschrieben werden, wobei der erste Bereich den Bedarf an Reparaturmaßnahmen und der zweite den Bedarf an Sanierungsmaßnahmen beschreibt. Diese Grenze lässt sich grafisch anhand einer Übergangskurve von der zweiten in die erste Zustandsklasse darstellen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 09/2014 (September 2014)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. habil. Andreas Raganowicz

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