Kann eine Wasserstand-Durchfluss-Beziehung mit Hilfe einer intelligenten Nachführung und einem hydraulischen Modell automatisiert erlernt werden? Das hier entwickelte Verfahren kombiniert die Informationen aus einem hydraulischen Modell mit denen der beobachteten Wasserstände einer Pegelstation und führt auf dieser Grundlage die Beziehung nach. Ein Test der Technologie an der Emscher zeigte, dass eine vollständige Abflusstafel innerhalb von neun Monaten nachgeführt werden kann.
1 Einleitung
Wasserstand-Durchfluss-Beziehungen (W-Q-Beziehungen) unterliegen, wie die Gewässerquerschnitte, die sie beschreiben, einem Wandel. Natürliche Prozesse, wie Erosion oder Pflanzenwachstum, sorgen dafür, dass sich ein einmal festgelegter funktionaler Zusammenhang zwischen Wasserstand und Durchfluss schleichend verändert. Durch Kontrollmessungen wird dieser Veränderung Rechnung getragen, dennoch sind zwei Mittelwasser-, eine Niedrigwasser- und eine Hochwassermessung pro Jahr nicht immer ausreichend, um den vielfältigen Veränderungen am Standort gerecht zu werden. Ein deutlich größerer Umfang an Durchflussmessungen muss an neu eingerichteten Pegelstandorten durchgeführt werden, um die dort gültige W-Q Beziehung erstmalig zu bestimmen. Daher ist an neu errichteten Pegelstandorten meist erst nach drei Jahren eine gesicherteW-Q-Beziehung verfügbar.
Um diesen Messaufwand gezielter zu steuern und um gleichzeitigeine kontinuierliche Überwachung von W-Q-Beziehungenzu ermöglichen, wurde ein Verfahren zur automatischen Nachführungentwickelt. Allgemein formuliert wird dabei die Wasserstandzeitreiheeines Pegels an einem Gewässerquerschnitt im Kontext des Durchflussgeschehens des gesamten Gewässerabschnittesbewertet, wobei der gesamte Gewässerabschnittzusätzlich mit Hilfe eines hydraulischen Modells beschriebenwird. Durch die modellbasierte Beschreibung des Durchflussgeschehenskann für den betrachteten Pegelquerschnitt eine initiale Schätzung des Durchflusses generiert werden. Diese Schätzungist zwar nach wie vor mit Unsicherheiten behaftet, bietet aber dennoch eine fundierte Grundlage für die Nachführung derW-Q-Beziehung am betrachteten Pegelquerschnitt. Um die verschiedenen Quellen von Unsicherheit entsprechend zu berücksichtigen,wird sowohl für das hydraulische Modell als auch fürdie sukzessiv nachgeführte W-Q-Beziehung eine Ensemble-Strategieangewandt. Die Ergebnisse beider Ensembles werdenin festen zeitlichen Intervallen mit Hilfe eines Ensemble-Kalman-Filters (EKF) kombiniert, um die Informationen beider Datenquellen, die Wasserstandzeitreihe des Pegels und das hydraulische Modell, unter Berücksichtigung der Unsicherheiten zu verbinden. Die eigentliche Nachführung der W-Q-Beziehung erfolgt anschließend auf Basis dieser kombinierten Durchflussschätzung.
Das entwickelte Verfahren wurde am Pegel Dorstfeld amOberlauf der Emscher getestet, um hier eine als unbekannt angenommene
W-Q-Beziehung automatisiert nachzuführen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH | |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 07/08 (August 2021) | |
Seiten: | 4 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 10,90 | |
Autor: | Dr. Henning Oppel Dr. Alexander Hartung Dr. Benjamin Mewes | |
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Stauraumverlandung von Hochgebirgstauseen: Experimentelle Modellversuche
mit Mischungen aus Kunststoffgranulat und Sand
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2021)
In Hochgebirgsstauseen erfolgt der Sedimenteintrag aus Einzugsgebieten, die durch Vegetationsmangel geprägt sind und dadurch bei Extremereignissen stark erodiert werden. Das eingetragene Sediment ist oftmals eine Mischung aus Kies und Sand sowie kleineren Anteilen aus Schluffen und Tonen. Der Kies wird als Geschiebe transportiert und bildet am oberen Teil des Stausees einen
deltaförmigen Transportkörper, der im Stausee langsam zur Talsperre wandert. Der Sand wird überwiegend in Suspension transportiert und bei den vornehmlich kleineren Stauräumen bis hin zum Absperrbauwerk abgelagert. Der Sedimenteintrag verringert den Stauraum z. T. deutlich. Da Kies im Wesentlichen als Geschiebe und Sand primär als Suspension in den Stauraum eingetragen werden, müssen diese morphodynamischen Prozesse im physikalischen Modell unterschiedlich betrachtet werden. Im Rahmen von zwei Consulting-Projekten an Talsperren in Chile wurden morphodynamische Experimente für Stauräume durchgeführt mit dem Ziel, die Stauraumverlandung durch eingetragenes Sediment aus Kies und Sand zu reduzieren. Als Modellsediment wurde eine Mischung aus Sand und Kunststoffgranulat verwendet. Die Ergebnisse zeigten, dass mit den getesteten innovativen Verfahren im physikalischen Modell die Baggerungen im Stausee deutlich reduziert werden konnten.
Wasserverlustmonitoring 4.0 – softwaregestützte Leckerkennung
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (7/2016)
Mit der Anpassung des Ansatzes von „Industrie 4.0“ auf die Methodik „Wasserverlustmonitoring 4.0“ sind die Zusammenführung aller vorhandenen Informationsquellen in einem Versorgungssystem sowie die permanente Auswertung und zeitnahe Verfügbarkeit der Bewertung gemeint. Anhand des Fallbeispiels der Stadtwerke Fellbach wird die Vernetzung der einzelnen Informationsquellen, wie die permanenten Zustandsdaten (Durchflussdaten) und die Daten zum Versorgungsnetz (hydraulisches Rechennetzmodell), aufgezeigt. Entsprechend der „4.0“-Methodik erfolgt die Integration der Information und die Anwendung von Cloud-Technologie zur zeitnahen Auswertung und Präsentation der Ergebnisse.
Messsysteme zur Wassermengenerfassung
© BIUKAT - Bayerisches Institut für Umwelt- und Kläranlagentechnologie e.V. (3/2010)
Durchflussmessungen im Abwasser-, Regenwasser und Grauwasserbereich erfolgen fast immer unter erschwerten Bedingungen. Bei unzureichender oder ohne Beachtung sämtlicher Randbedingungen sind Messfehler oder sogar Messausfälle fast unvermeidbar!
Falsche Dimension - Wasserinfrastruktur ist für die Zukunft schlecht gerüstet
© Deutscher Fachverlag (DFV) (6/2005)
Seit einem Jahrhundert ist das Leitungsnetz für die Wasserversorgung ein- und dasselbe, doch der Verbrauch an Wasser ist gesunken. In der Folge steht das Wasser in den überdimensionierten Rohrleitungen, kann selten abfließen, und die Abwasserkanäle verlanden. Was zunächst harmlos klingt, ist tatsächlich eine Gefahr für Einwohner und Kommunen.
Wellenumlenker in der Freibordbemessung an Stauanlagen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2022)
In der angepassten Freibordbemessung an Dammbauwerken im Binnenbereich wird der Wasserübertritt infolge des Wellenauflaufs grundsätzlich nicht toleriert. Liegt ein Freiborddefizit an einer Stauanlage vor, so kann die Umlenkung des Wellenauflaufschwalls mittels entsprechender Kronenelemente den Wasserübertritt unterbinden. Bestehende Dimensionierungsansätze für Wellenumlenker basieren aktuell stets auf theoretischen Ansätzen zum Wellenüberlauf. Im Rahmen unabhängiger Untersuchungen erfolgte die Entwicklung eines Dimensionierungskonzepts
unter Nutzung hydrodynamisch-numerischer Modellierung zur Abschätzung der erforderlichen Wellenumlenkergröße ohne planmäßigen Wasserübertritt.