Bereits seit den 1950er-Jahren lässt sich Perchlorat im Grundwasser nachweisen, von wo aus der als toxisch eingestufte Stoff in das Trinkwasser eingetragen werden kann. In der Umwelt wird Perchlorat aufgrund seiner stabilen Struktur nur sehr langsam abgebaut und stellt damit auch langfristig eine Qualitätsbeeinträchtigung für die Rohwasserressourcen dar. Im Rahmen eines DVGW-Verbundvorhabens wurden nun erstmals repräsentative Daten über die Belastung von Trink- und Badebeckenwässern in Deutschland gesammelt und darauf basierend ein Leitfaden erstellt, der Wasserversorger und Badbetreiber bei der Risikominimierung einer Perchloratbelastung unterstützt.
Seit Längerem ist bekannt, dass das als toxisch eingestufte Perchlorat als Bestandteil von Raketentreibstoffen und insbesondere Pyrotechnik in die aquatische Umwelt und von dort – mangels adäquater Aufbereitungstechnik – bis ins Trinkwassers gelangen kann. Neuen Erkenntnissen zufolge gibt es zudem weitere Quellen für den Eintrag des Perchlorats in das aquatische Milieu über Trink- ,Schwimmbecken- oder Prozesswässer: So kann Perchlorat auch Bestandteil der für die Desinfektion von Wässern benötigten Hypochloritstammlösungen sein. Zudem kann die Komponente über die in der Regel vor Ort betriebene Chlordioxidgeneration und der Chlorelektrolyseanlagen gebildet werden.
Bisher ist bekannt, dass Perchlorat nur bei der Onsite-Chlorelektrolyse, nicht aber bei Anwendung des Inline-Verfahrens unter Verwendung der natürlichen Salzkonzentration des Wassers entsteht. Eine systematische Untersuchung dieser Vorgänge erfolgte jedoch bisher nicht. Die Onsite-Chlorelektrolyse als vergleichsweise neues chlorbasiertes Desinfektionsverfahren unter Einsatz von Kochsalz ist in Deutschland zur Desinfektion von Trinkwasserzugelassen.
Über die Eintragspfade in die aquatische Umwelt, das Ausmaß ihrer Belastung und die Bedeutung derartiger Qualitätsbeeinträchtigungen für die Rohwasserressourcen zur Trinkwassergewinnung liegen in Deutschland aktuell nur sehr vereinzelt Informationen vor. Auch der Einfluss der Trinkwasser- und auch Badebeckenwasseraufbereitungsverfahren in Kombination mit den nachgeschalteten verschiedenen Desinfektionsverfahren wurde noch nicht systematisch untersucht und bewertet. Gleichwohl ist bekannt, dass Perchlorat sehr stabil ist und in der Umwelt nur sehr langsam abgebaut wird.
Copyright: | © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH | |
Quelle: | Heft 02 - 2017 (Februar 2017) | |
Seiten: | 7 | |
Preis inkl. MwSt.: | € 4,00 | |
Autor: | Dr. rer. nat. Wido Schmidt Dr. Achim Rübel | |
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