Sylvenstein 2020 - Bilanz, Defizite, Lösungsansätze

Die für den Bau einer Talsperre ermittelten naturwissenschaftlichen Kennwerte sind keine unveränderlichen Konstanten. Durch eine inhärente Datenunsicherheit sowie durch sich stetig verlängernde Beobachtungszeitreihen, der Stichprobe für die statistische Extremwertschätzung, variieren sie auch unter stationären Klimabedingungen. Dieser Sachverhalt wird beim Nachweis der Hochwasserbemessungsfälle (HWBF) derDIN 19 700 [1] berücksichtigt. Sie erlaubt bei bestehenden Anlagen zum Beispiel den Einstau in den außergewöhnlichen Hochwasserrückhalteraum in die Hochwasserschutzbetrachtungen miteinzubeziehen (BHQ3), wenn die aktuell verwendeten Hochwasserzuflüsse größer sind als der ehemals verwendete Zufluss.

Eine deutliche Zunahme der hydrologischen Bemessungswerte in den 1980er-Jahren führte zu zahlreichen baulichen Nachrüstungen am Sylvensteinspeicher. In den letzten 25 Jahren wurden eine zusätzliche Hochwasserentlastungsanlage, die erneute Dammerhöhung, die Erneuerung des Stahlwasserbaues sowie ein neues Dichtungs- und Kontrollsystem für über 115 Mio. Euro realisiert. Mit einer wasser- sowie einer luftseitigen Kronenmauer ist die Dammkrone derzeit als Trogkonstruktion ausgebildet, die durch den Wellenauflauf überbrandendes Wasser vom Dammbauwerk ableiten kann. Ein Wellenabweiser sollte nun das Paket der Nachrüstungen abschließen. Die aktuelle routinemäßige Überprüfung der hydrologischen Bemessungsgrundlage deutet jedoch erneut auf Defizite im Hochwasserrückhaltevolumen und/oder der Leistungsfähigkeit der Abfuhrorgane hin.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 06 (Juni 2023)
Seiten: 4
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. Tobias Lang
Dr. Johannes Bellinger
Moritz Stöß

Artikel weiterleiten In den Warenkorb legen Artikel kommentieren


Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Nullenergiebewässerung als Pilotprojekt der zukünftigen mediterranen Landwirtschaft
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2024)
Die Landwirtschaft steht in Anbetracht des Klimawandels, dem dadurch erhöhten Nutzungsdruck sowie einer Verknappung der Wasserressourcen vor der Notwendigkeit, eine nachhaltige und effiziente Bewässerung einzurichten. Hier lohnt ein Blick auf die Erfahrungen mit der PV-gestützten Bewässerung im mediterranen Raum, weil auch für die deutsche Landwirtschaft ein immer größer werdender Bewässerungsbedarf prognostiziert wird.

Wasserwiederverwendung in der spanischen Landwirtschaft
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (3/2024)
Die Trockenphasen der letzten Jahre lassen den Umgang mit gereinigtem kommunalen Abwasser neu überdenken. Für eine reine Ableitung in ein Gewässer ist hoch aufbereitetes Abwasser immer dann zu schade, wenn ohnehin trockene Verhältnisse vorherrschen. In den wasserarmen südspanischen Regionen Murcia und Andalusien wird seit Jahrzehnten eine Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft praktiziert, die von Abwasseraufbereitung bis zur Produktqualität konsistent ist und Gemüse von kontinuierlich hoher Qualität produziert.

Einfluss von Wasserkraftanlagen auf den ökologischen Zustand von Fließgewässern in Deutschland
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2023)
Wasserkraftanlagen haben einen statistisch signifikanten, negativen Einfluss auf 18 von 32 untersuchten Parametern des ökologischen Zustands von Fließgewässern gemäß EU-WRRL sowie der Gewässerstrukturgüte.

Kleine Wasserkraft und Gewässerstrukturentwicklung seit 1850 aufgezeigt am Beispiel der Isen in Oberbayern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2023)
Nahezu alle Gewässer Deutschlands blicken auf eine jahrhundertelange Siedlungsgeschichte zurück. Dabei wurden die Gewässer vom Menschen nachhaltig und oft auch grundlegend nach seinen Bedürfnissen verändert. Es pielten im Laufe der Entwicklung unterschiedliche Beweggründe des Menschen die bestimmende Rolle hierbei.

Fischabstieg an einem Schlauchwehr - Machbarkeitsstudie für den Einsatz von Sonarkameras
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2023)
Bei der Untersuchung des Fischabstiegs stehen vielfach Aspekte der Turbinenmortalität von Wasserkraftanlagen sowie mögliche Schutz- und Abstiegseinrichtungen im Fokus [1], [2]. Wehranlagen bzw. ihre Wehrfelder stellen einen weiteren Abstiegskorridor für Fische dar, der in Abhängigkeit vom Ausbaugrad einer Wasserkraftanlage und den Abflussverhältnissen von Bedeutung sein kann. Dieser Korridor wird prioritär, wenn keine Wasserkraftnutzung am Standort existiert und der Abfluss hauptsächlich über das Wehr abgeführt wird.

Name:

Passwort:

 Angemeldet bleiben

Passwort vergessen?