Systemversagen oder Modell für ‚Circular Economy‘: Neue Ideen für das Recycling von Kaffeekapseln gesucht

Kaffeekapseln erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So stieg deren Verbrauch in Deutschland von 800 Tonnen in 2005 auf über 20.000 Tonnen zehn Jahre später. Während sie bei Umweltschützern als Umweltsünde und Symbol eines Systemversagens gelten, geben die Autoren Eveline Lemke von der Thinkingcircular Consulting und Dr. Frank Ziebeil von FZ-Recycling GmbH der umstrittenen Kaffeekapsel eine Chance.

Foto: M. Boeckh (13.09.2018) Kaffeekapseln sind bei Umweltschützern mehr als unbeliebt. Einem extrem hohen Verpackungsverbrauch steht ein vergleichsweise geringer Gehalt an Inhaltsstoffen – in diesem Falle Kaffeepulver – gegenüber. In Deutschland, wo es im Gegensatz zur Schweiz kein eigenes Sammelsystem gibt, gelangen die gebrauchten Kaffeekapseln aus Alu oder Kunststoff in den Restmüll oder auch in den gelben Sack oder die gelbe Tonne. Dort geraten sie in der Regel in die Fraktion der unrezyklierbaren Mischkunststoffe bzw. in die thermische Verwertung. Soweit, so schlecht.
Aus dem Synonym für ein Systemversagen ein System für eine neue ‚Circular Economy‘ zu kreieren, ist die Idee eines Unternehmens, das aus diesen Unzulänglichkeiten ein Geschäftsmodell entwickelt hat.
Die Verpackung der Kaffeekapsel und der Kaffee als Verbrauchsgut wurden zunächst getrennt untersucht. Ein positiver Effekt ergibt sich bei der Betrachtung des Kaffeeverbrauchs vor dem Hintergrund des Ziels der Verringerung von „Food-Waste“ (Stichwort: Lebensmittelverschwendung). Dieser Effekt liegt in der Minderung des benötigten Kaffees pro Einheit, also pro Tasse. Hier werden rund 30 Prozent eingespart, so die Hersteller, was sich auch positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt. Kaffeekapseln enthalten rund sechs bis sieben Gramm Kaffee. Für eine Tasse Kaffee werden bei konventioneller Aufbereitung durch Aufbrühen mit Filter dagegen rund neun Gramm Kaffeepulver verbraucht – ein Mehr von rund einem Drittel.
Ein zweiter Blick richtet sich auf das Gewicht des verwendeten Verpackungsmaterials pro Einheit im Vergleich der Kapsel zur konventionellen Verpackung. Hier bringt die Kaffeekapsel-Verpackung...
Unternehmen, Behörden + Verbände: . FZ-Recycling, Thinking Circular
Autorenhinweis: Eveline Lemke, Thinkingcircular Consulting (Niederzissen), Dr. Frank Ziebeil, CEO FZ-Recycling GmbH & Co. KG (Kottenheim)
Foto: M. Boeckh



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 4 - September 2018 (September 2018)
Seiten: 3
Preis inkl. MwSt.: € 5,75 Kostenlos für Premium Mitglieder
Autor: Eveline Lemke
Dr. Frank Ziebeil

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