Die Regenbogenforelle in Bayern - Pro und Contra Besatz in freien Gewässern

In vielen bayerischen Fließgewässern haben Strukturdefizite, Prädatorendruck, Klimawandel und Krankheiten zu einem gravierenden Rückgang von Bachforellen und Äschen geführt - trotz intensiver Maßnahmen liegen die Bestände meist weit unter dem Gewässerpotenzial. Zur
Aufrechterhaltung der Fischerei werden dort zur Kompensation oft Regenbogenforellen eingesetzt, doch dies wird bisweilen als Risiko für standorttypische Fischarten eingestuft und kritisiert. Aktuelle
Zahlen belegen, dass ein solcher Besatz durchaus vertretbar ist, wenn Habitatdefizite mittelfristig nicht behoben werden können und eine zu geringe autochthone Fischfauna die Gewässerressourcen nicht ausschöpft.


1 Einleitung

Die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) wird seit mehr als 100 Jahren in bayerischen Gewässern besetzt, in erster Linie um Defizite in den heimischen Fischbeständen auszugleichen. Schon im Jahr 1919 diskutierten Experten den Besatz mit der aus Amerika stammenden Fischart kritisch, wie aus der Bayerischen Fischereizeitung Anfang des 20. Jahrhunderts [6] hervorgeht. Seitdem haben sich die Umweltbedingungen, das Bewusstsein hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert. Warum werden also heute in Bayern nach wie vor Regenbogenforellen besetzt, unter welchen Voraussetzungen und wie ist die derzeitige Praxis zu bewerten?

Der Klimawandel ist die große Herausforderung für die Fischerei ebenso wie für die Land- und Forstwirtschaft. Es kommt sowohl an Land als auch in den Gewässern zu Verschiebungen der Arten. Im Forst setzt man auf Waldumbau, wobei bei der Bewirtschaftung zunehmend auch auf widerstandsfähigere, nicht einheimische Arten zurückgegriffen wird. Und ähnlich ist es auch bei der Bewirtschaftung von anthropogen veränderten Gewässerlebensräumen und sich erwärmenden Gewässerstrecken mit der Regenbogenforelle - sie ist widerstandsfähiger als die autochthone Bachforelle.

Die EU untersucht die Auswirkungen invasiver Salmoniden im Projekt „Salmoinvade". Dabei kam unter anderem heraus, dass Besatz mit einheimischen Salmonidenarten anderer genetischer Stämme größere negative Einflüsse haben kann als Besatz mit fremden Arten, wie eben der Regenbogenforelle [9]. Zudem ergaben diese Untersuchungen, dass die Verbreitung von domestizierten, nicht einheimischen Regenbogenforellen kontrollierbar bleibt, was zum einen auf die leichte Fangbarkeit dieser Fische zurückzuführen ist, zum anderen lassen sich die Besatzmaßnahmen selbst gut steuern. Trotz allem ist eine zentrale Empfehlung des Projekts, den Besatz mit fremden Salmoniden so restriktiv wie möglich zu gestalten. Gleiches gilt allerdings auch für den Besatz mit heimischen Salmoniden anderer, nicht gewässertypischer Stämme.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020)
Seiten: 8
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: Dr. Sebastian Hanfland

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