Partizipation betroffener Akteursgruppen zur Minderung der Nitratbelastung des Grundwassers

Die Nitratwerte im deutschen Grundwasser sind vielerorts seit über 20 Jahren erhöht. Die EU-Kommission beurteilte entsprechende Gesetzesnovellen der vergangenen Jahre mehrfach als unzureichend. Vorgestellt werden Untersuchungsergebnisse dazu, unter welchen Voraussetzungen kleine partizipative Gremien lokal zu einer Einhaltung der Nitratgrenzwerte in ihrer jeweiligen Region beitragen können.

Im Jahr 2016 verklagte die Europäische Kommission Deutschland aufgrund anhaltend hoher Nitratwerte in deutschen Gewässern vor dem Europäischen Gerichtshof. 2018 wurde die Bundesrepublik mit der Begründung, gegen die Nitratrichtlinie der Europäischen Union (EU) verstoßen zu haben, verurteilt – denn die Qualität des Grundwassers in Deutschland gehöre „zu den schlechtesten in Europa“. Bereits zwischen 2012 und 2014 wurde der Grenzwert im deutschen oberflächennahen Grundwasser von 50 mg/l bei 28 % aller Messstellen des EU-Nitratmessnetzes überschritten. Die EU-Kommission forderte Nachbesserungen der deutschen Gesetze und drohte Deutschland mit einer weiteren Klage sowie Strafzahlungen in Höhe von 850.000 € täglich. Am 1. Mai 2020 trat schließlich eine Novelle der Düngeverordnung in Kraft, von der Teile aufgrund der Corona-Pandemie jedoch erst zum 1. Januar 2021 umgesetzt werden müssen.
In Anbetracht dessen, dass die in Deutschland geltenden Gesetze, durch die überschüssige Nitrateinträge minimieren werden sollten, in den letzten Jahrzehnten zu kaum einer Verbesserung der Situation beigetragen haben und auch aktuell geplante Änderungen als nicht zielführend eingeschätzt werden, wurde im Rahmen einer Masterarbeit an der Leuphana Universität Lüneburg ein alternativer Weg untersucht: die Eindämmung von Nitrateinträgen mittels Partizipation bzw. Kooperation.
Ziel war es hierbei, herauszufinden, inwiefern eine Zusammenarbeit ansässiger, von der Nitratproblematik betroffener Akteure zu einer lokalen Verbesserung der Nitratwerte im Grundwasser beitragen könnte.
Dieser partizipative Lösungsansatz ist aus zweierlei Gründen vielversprechend: Zum einen hat sich die Beteiligung von Akteuren bereits als effektives Instrument im Gewässerschutz bewährt. Tausende freiwillige Vereinbarungen zwischen Landwirten und Wasserversorgern in Niedersachsen konnten seit 1992 nachweislich die Nitratwerte in ihrer Region verringern. Denn alle für die Thematik relevanten Akteursgruppen sind an der Vermeidung überschüssiger Stickstoffeinträge interessiert: Landwirte wie Wasserversorger sind auf nitratarmes Wasser angewiesen und die Politik steht durch die EU unter Handlungszwang. Zum anderen handelt es sich beim Thema Nitratüberschuss um ein Problem mit hochgradig komplexen, dynamischen Zusammenhängen, dessen Lösung die lokale Expertise aller beteiligten Akteure regelrecht erfordert.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 10 (Oktober 2020)
Seiten: 7
Preis inkl. MwSt.: € 10,90
Autor: M.Sc. Alina Lipp

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