Verleihung des Flächenrecyclingpreises Baden-Württemberg 2006
altlastenforum Baden-Württemberg e. V. zeichnet Preisträger aus
Stuttgart. Am 17. März 2006 verlieh das altlastenforum Baden-Württemberg e. V. in Stuttgart erstmalig den Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg. Mit diesem Preis wurden drei Projekte ausgezeichnet, bei denen es gelungen war, brachgefallene und mit Schadstoffen belastete Gewerbe- und Industrieflächen so zu sanieren, daß sie erfolgreich einer neuen Nutzung zugeführt werden konnten. Prämiert wurden die Revitalisierung des Kienzle-Areals in Villingen-Schwenningen, der Scharnhauser Park in Ostfildern und das Französische Viertel in Tübingen.
Die Preisverleihung war in eine Fachveranstaltung eingebettet, in der Dr. Karl Noé vom Arbeitskreis Flächenmanagement des altlastenforums Baden-Württemberg e. V. die Idee und Realisation des Flächenrecyclingpreises und Uwe Wittmann vom Projektträger Jülich des BMBF das Forschungsprogramm des Bundes REFINA“ vorstellten. Staatssekretär Prof. Dr. Christian C. Juckenack vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt gab einen umfassenden Überblick zum Flächenrecycling in Deutschland. Die Preisverleihung erfolgte durch die Umweltministerin von Baden-Württemberg, Tanja Gönner.
Dr. Karl Noé bezeichnete die Auslobung des Preises als in Deutschland bisher einmalig“. Mit dem Preis sollen Noé zufolge unter anderem die Wiedernutzung von aufgelassenen Gewerbe-/Industriestandorten sowie der Stellenwert der Innenentwicklung gegenüber Flächen auf der grünen Wiese“ gestärkt werden. Darüber hinaus soll der Preis das Bewußtsein fördern, daß Altlasten kein Hemmnis für Bauvorhaben sind, und Good practice“-Beispiele aufzeigen. Die Bewerbungsfrist für den Preis lief bis Ende Oktober 2005. Insgesamt gingen acht Bewerbungen ein. Die Auswahl der Wettbewerbsbeiträge erfolgte durch eine Jury, die sich aus Vertretern der Wissenschaft, der Verwaltung, der Praxis und Wirtschaft zusammensetzte. Bewertet wurden dabei der Gesamteindruck des Projektes, das Sanierungs- und Nutzungskonzept, die Fragen der Finanzierung sowie Haftung und Projektorganisation.
Uwe Wittmann präsentierte in seinem Beitrag das Forschungsprogramm für die Reduzierung der FlächenInanspruchnahme und ein NAchhaltiges Flächenmanagement – REFINA“. Hierzu stellt der Bund in den kommenden fünf Jahren rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Das Programm soll die Entwicklung innovativer Konzepte zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme fördern und umfaßt drei Schwerpunkte. Der erste beinhaltet die Erprobung beispielhafter Modellkonzepte für ausgewählte Regionen mit unterschiedlichen räumlichen, rechtlichen, ökonomischen, organisatorischen und akteursbezogenen Entwicklungsbedingungen. Der zweite Schwerpunkt bezieht sich auf Analysen, Methoden und Bewertungsansätze (Flächenrecycling, Bewertungskonzepte, Regionale und überregionale Entwicklung, sowie Instrumente und Methoden). Der dritte Schwerpunkt beinhaltet die Schärfung des Problembewußtseins aus ökologischer, ökonomischer, sozialer und städtebaulicher Perspektive sowie die Verbesserung des Wissenstransfers durch die Entwicklung wirksamerer Informations- und Kommunikationsstrukturen.
In den Schwerpunkten I und II wurden laut Wittmann 141 Projektskizzen eingereicht, bei denen über 800 Einrichtungen involviert sind. Von diesen Skizzen wurden 36 aufgefordert, Anträge zu stellen.
Wittmann zufolge sind beim Projektträger bisher 19 Verbundprojekte und sieben Einzelanträge eingegangen. Weitere acht Verbundprojekte mit rund 20 Einzelanträgen sind in Vorbereitung und zwei Forschungsverbünde mit fünf Projekten wurden bereits im Dezember 2005 bewilligt.
Im Schwerpunktbereich III wurden 61 Projektskizzen eingereicht, von denen 18 in eine Prioritätenliste aufgenommen und zur Antragstellung aufgefordert wurden.
Staatssekretär Prof. Christian C. Juckenack ging in seinem Vortrag Flächenrecycling in Deutschland“ auf die Problematik zwischen der wachsenden Flächeninanspruchnahme und der gleichzeitig großen Anzahl an Brachflächen ein. Durch den Bestand an Altflächen sei häufig ein schlechtes Image der betroffenenen Regionen verbunden, das die Suche nach Investoren erschwere und Maßnahmen der öffentlichen Hand zur Verbesserung der Infrastruktur konterkariere. In den Neuen Ländern verstärken sich Juckenack zufolge die negativen Effekte noch zusätzlich durch die Abwanderung insbesondere junger Erwerbstätiger, während ältere Menschen zurückbleiben. Juckenack verwies auf das Programm Stadtumbau Ost“, das in die richtige Richtung gehe (Rückbau) und die Möglichkeiten eines Intelligenten Flächenmanagements, das seiner Meinung nach zukünftig viel stärker an Bedeutung gewinnen wird. Die Ziele des Intelligenten Flächenmanagements bestehen laut Juckenack darin, die Flächeninanspruchnahme zu begrenzen und eine Balance zwischen Neuverbrauch und Wiedernutzung zu schaffen sowie die ökologischen Funktionen des Bodens wieder herzustellen. Er hob insbesondere die Maßnahmen einer Standortqualitätsverbesserung durch die Beseitigung von Schandflecken“ (desolate, leerstehende Gebäude und nicht genutzte Flächen) und die damit verbundene Steigerung der Attraktivität einer Region hervor, insbesondere im Konkurrenzkampf um Investoren.
Wie Juckenau weiter berichtete, hat Thüringen hat als erstes Bundesland eine vollständige Erhebung seiner Brachflächen durchgeführt. Diese habe einen Bestand von rund 12.000 Hektar (ha) an Brachflächen ergeben. Von diesem Bestand seien rund 6.700 ha zur Baulandmobilisierung geeignet, während circa 5.300 ha für Renaturierung und Ausgleichsmaßnahmen herangezogen werden könnten. In den Neuen Bundesländern finde sich auch ein großer Bestand an Brachflächen in den ländlichen Gebieten.
Zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme schlug Juckenack vor, die EU-Kommission solle die Thematiken des Flächensparens und des Flächenrecyclings in die Strukturfonds (EFRE) integrieren. Dabei sollte gutes Flächenmanagement bewertet und belohnt werden. Auch könne man Bodennutzungszertifikate ähnlich den Emissionszertifikaten ausgeben. Die EU-Strategie für die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen sollte in Richtlinien umgesetzt werden, so Juckenau.
Auf Ebene des Bundes und der Länder verwies Juckenau auf den neuen Koalitionsvertrag. Dieser nennt nicht nur das Ziel der Reduktion der Flächeninanspruchnahme auf 30 ha/Tag bis 2020, sondern sieht auch die Schaffung von finanziellen Anreizmodellen für Flächenressourcenmanagement vor. Der Staatssekretär schlug vor, das bestehende Förderprogramm Stadtumbau Ost zu einem Förderprogramm Flächenumbau Ost zu erweitern. Ebenso regte er eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes mit der Schaffung von Flächenpools für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen an.
Auf Ebene der Kreise und Kommunen forderte Christian Juckenack eine Veränderung der Bemessungssätze der Grunderwerbsteuer bei der Nutzung von Brachflächen, auch sollte in Thüringen ein Bündnis zum Flächensparen vereinbart werden. Die Kommunen sollten ein gemeindeübergreifendes Flächenhaushaltsmanagement sowie Brachflächenkataster einführen und fortführen. Ebenso sollten interkommunale Flächenpools für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen geschaffen werden.
Bei der Preisverleihung wies Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner auf die Problematik der hohen Flächeninanspruchnahme hin. Die Sanierung und erneute Nutzung brach liegender Flächen könnten einen Beitrag leisten, um dem weiterhin hohen Flächenverbrauch im Land gegenzusteuern. Der Flächenverbrauch in Baden-Württemberg lag der Ministerin zufolge im Jahr 2005 bei täglich etwa 8,1 Hektar. Der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen habe sich damit seit 2001 zwar um etwa ein Viertel vermindert, erläuterte Gönner. Trotzdem brauche es weiterhin verstärkte Anstrengungen, den Flächenverbrauch einzudämmen. Eine effiziente Flächennutzung werde auch angesichts der Bevölkerungsentwicklung und weiterer Wanderbewegungen in Baden-Württemberg weiterhin einen hohen Stellenwert haben, so Tanja Gönner. "Wir haben ein sehr großes Potential an brachliegenden Flächen, das für die städtebauliche Entwicklung noch genutzt werden kann." So hätten die Landratsämter und Stadtkreise bis Ende 2005 insgesamt rund 86.000 Flächen überprüft. Etwa 13.000 davon seien bislang als altlastenverdächtig oder sanierungsbedürftig eingestuft worden. Dabei erfordere die Erfassung, Untersuchung und Sanierung der Altlasten erhebliche Aufwendungen von Land, Kommunen und Grundstückseigentümern, betonte Tanja Gönner. In diesem Jahr stelle das Umweltministerium rund 15 Millionen Euro für die Altlastensanierung bereit. Aus heutiger Sicht sei davon auszugehen, dass noch weitere 20 Jahre benötigt werden, um die Altlastenprobleme weitgehend aufzuarbeiten. Die Gesamtkosten hierfür seien auf 1 bis 1,5 Milliarden Euro zu veranschlagen.
- Das Kienzle-Areal in Villingen Schwenningen
Die Jury prämierte das 'Kienzle-Areal' in Villingen-Schwenningen für die beispielhafte Lösung der Altlastenproblematik des ehemaligen Industriegeländes. Die Jury hob hervor, daß es gemeinsam mit kommunalen Planungsträgern und Investoren gelungen sei, ein Nutzungskonzept mit einer guten Mischung aus Wohnen, Dienstleistungen, Verwaltung und Grünanlagen zu realisieren.
Wie bei der Vorstellung des prämierten Projekts erläutert wurde, beherbergte das Areal der ehemaligen Kienzle-Uhrenfabrik im Stadtkern von Villingen-Schwenningen eine der brisantesten Altlasten Baden-Württembergs. Eine lange Geschichte vergeblicher Flächenentwicklungsversuche führte dazu, daß die Fläche über einen Zeitraum von 18 Jahren brach lag. Erst als die Planungs- und Projektentwicklungsgesellschaft Dr. Eisele mbH (PPE) das Grundstück erwarb, konnte es in Wert gesetzt werden. Entscheidender Faktor hierbei war, daß alle erforderlichen Planungsleistungen, die Abstimmung mit den Behörden, Sanierung, Flächenentwicklung und Weiterveräußerung von Grundstücksparzellen durch nur eine Gesellschaft geleistet beziehungsweise koordiniert wurde. Reibungsverluste fachlicher, finanzieller und organisatorischer Art konnten so auf ein Minimum reduziert werden. Weiterhin zeichnete sich dieses Projekt durch eine hervorragende Zusammenarbeit aller Behörden und Ämter aus. So konnte der Bebauungsplan in nur elf Monaten vom Aufstellungs- bis zum Satzungsbeschluß durchgeführt werden. Die entwickelte Fläche umfaßte das ehemalige Betriebsgelände der Fa. Kienzle (47.000 Quadratmeter) sowie die angrenzende, untergenutzte stadteigene Fläche (25.000 Quadratmeter). Die besondere Herausforderung des Flächenrecyclingprojekts Kienzle-Areal“ bestand darin, die sehr massiven Untergrundverunreinigungen zu beseitigen. Grundlage für die Projektrealisierung war ein mit der stadtplanerischen Komponente eng verknüpftes Sanierungskonzept, das den besonderen rechtlichen und technischen Anforderungen der Schadenssituation gerecht wurde und zugleich den Ansprüchen an eine wirtschaftlich tragfähige Konzeption genügte. Im Hinblick auf die Herstellung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse und unter Heranziehung der Schutzgüter wurden ein Sanierungsplan aufgestellt und die Sanierung der Untergrundbelastungen durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), Mineralölkohlenwasserstoffe, Chromat sowie schwach radioaktive Abfälle durchgeführt. Das städtebauliche Konzept basierte auf dem Leitgedanken, Arbeiten und Wohnen im Kernstadtbereich von Villingen-Schwenningen zu verknüpfen. Sozialverträglicher, urbaner Wohnungsbau, ergänzt durch altengerechte Wohnanlagen, wurde kombiniert mit handels- und dienstleistungsorientierten Nutzungen. Parallel dazu ist auf der vormals ungeordneten Grünfläche eine innerstädtische Naherholungsfläche mit sehr hoher Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung und hoher ökologischer Wertigkeit entstanden. Durch die Inwertsetzung des Areals konnte ein Investitionsvolumen von circa 65 Millionen Euro am Standort aktiviert werden. Das Investitionsvolumen setzt sich aus von der PPE erbrachten Leistungen und den durch die Revitalisierung aktivierten Folgeinvestitionen am Standort zusammen.
- Scharnhauser Park
Beim zweiten Preisträger, dem "Scharnhauser Park“ in Ostfildern, handelt es sich um eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Nellingen Barracks. Die Jury hob besonders die städtebauliche Qualität und den sparsamen, disziplinierten Umgang mit den Flächenressourcen hervor.
Das sanierte Gelände umfaßt eine Fläche von rund 140 Hektar. Der Standort wurde 1992 von der US-Armee verlassen. Die Stadt Ostfildern lobte im selben Jahr einen bundesweiten Architektenwettbewerb für die Bebauung des Scharnhauser Park aus. Das umgesetzte städtebauliche Konzept nutzt die landschaftlichen Gegebenheiten: Die Bebauung paßt sich in terrassenartigen Abschnitten dem Gelände an. Im Scharnhauser Park stehen insgesamt rund 38 Hektar Nettobauland zur Verfügung. Auf einer Fläche von knapp 24 Hektar entstehen 3.000 neue Wohneinheiten für 8.000 bis 9.000 Einwohner. Hinzu kommen die bestehenden Offizierswohnungen, die in den neuen Stadtteil zu integrieren waren.
Weiteres wesentliches Ziel des Gesamtentwurfes ist es, einen lebendigen Stadtteil entstehen zu lassen. Deshalb entstehen in Gewerbe- und Mischgebieten mit einer Fläche von insgesamt über 10 Hektar 2.500 Arbeitsplätze. Auf der ehemaligen Militärbrache mußten sämtliche öffentlichen Einrichtungen, die ein Stadtteil dieser Größenordnung braucht, neu geschaffen werden. Auf einer Fläche von vier Hektar entstanden ein Kindergarten, ein Schulzentrum mit Grund- und Hauptschule und Sporthalle sowie ein Stadthaus, in dem alle öffentlichen Dienstleistungen angeboten werden.
Im Scharnhauser Park gibt es Freiflächen im Umfang von 70 Hektar und zusätzlich drei große innerörtliche Parkanlagen mit einer Fläche von rund 10 Hektar. Nach dem Ende der militärischen Nutzung befanden sich 157 Militärgebäude auf dem Gelände des Scharnhauser Park, die bis auf die ehemaligen Offizierswohnungen im Norden wegen der mangelhaften Bausubstanz zurückgebaut werden mußten. Im Zuge der Untergrundsanierung mußten Kontaminationen an Mineralölkohlenwasserstoffen und Aromatischen Kohlenwasserstoffen, insbesondere Benzol saniert werden. Zwischen 1996 und 2005 wurden über 50 kleine und größere Bodensanierungsmaßnahmen durchgeführt. Allein bei den acht größten Sanierungen wurden insgesamt rund 44.000 Tonnen kontaminierter Aushub entsorgt.
Nach etwa zwei Dritteln der geplanten Projektlaufzeit leben im Scharnhauser Park knapp 5.000 Menschen und es sind 1.400 neue Arbeitsplätze entstanden. Die Bauflächen sind zu 80 Prozent vermarktet und die öffentliche Infrastruktur ist nahezu vollständig hergestellt.
- Französisches Viertel in Tübingen
Ebenfalls prämiert werde das gemischte Stadtquartier "Französisches Viertel“ in Tübingen, dessen Gelände zuvor militärisch genutzt worden war. Die Auszeichnung wurde dem Votum der Jury zufolge für das gelungene Gesamtkonzept und die vorbildliche Bürgerbeteiligung verliehen.
Die französische Armee hatte 1992 das als Garnisonsstandort genutzte Gelände der ehemaligen Hindenburgkaserne in Tübingen verlassen. Parallel zu ersten Planungsschritten für das auf dem Gelände geplante Französische Viertel“, das eine kleinteilige Nutzungsmischung von Wohnen, Arbeiten und Leben vorsah, wurden Altlasten auf dem Gelände erkundet. Hierbei stellten die Experten eine Vielzahl unterschiedlicher Schadensherde und Verunreinigungen in Boden, Bodenluft und im Grundwasser fest.
Das städtebauliche Konzept nach dem Motto Stadt der kurzen Wege“ beruht auf einer kleinteiligen Nutzungsmischung, einer kleinteiligen Parzellierung mit privaten Baugemeinschaften, einer hohen Dichte und dem Erhalt der Altbauten sowie auf der besonderen Bedeutung des öffentlichen Raums. Durch das Bauen mit privaten Baugemeinschaften gestalteten die späteren Nutzer die Quartiere in charakteristischer Weise mit. Die direkte Kommunikation zwischen Planern, Verwaltung, Bürgern und Fachexperten war von entscheidender Bedeutung. Die neuen Eigentümer setzten erhaltenswerte alte Gebäude bereits während der ersten Sanierungsphase instand, Flächen, die zur Neubebauung vorgesehen waren, wurden ab 1995 schrittweise und kleinparzelliert vermarktet.
Durch die offene Kommunikation und nutzungsbezogene Sanierung ist es gelungen, die Altlastenproblematik (hauptsächlich PAK, Schwermetalle und Mineralölverunreinigungen sowie die Berücksichtigung von Explosivstoffen) im Einvernehmen und mit fachlich hoher Kompetenz zu lösen. Durch die heterogene Folgenutzung waren sämtliche Wirkungspfade auf dem Gelände betroffen. Die Umsetzung des Sanierungsplans sah vor, daß sämtliche Kontaminationen im Boden, die unabhängig von einer späteren Nutzung eine Gefährdung darstellten, beseitigt werden. Erkundung und Sanierung der Grundwasserschadensfälle wurden separat behandelt und die betroffenen Flächen bis zum Abschluß der Sanierungen nicht vermarktet. Die Hälfte des Areals befindet sich im Wasserschutzgebiet Zone III. Spezielle Sanierungen waren daher bei einer Tankstelle (Mineralöl, BTEX) notwendig. An anderer Stelle sind im Grundwasser LCKW vorgefunden worden, deren Sanierung noch andauert. BTEX und LCKW wurden stellenweise auch in der Bodenluft wiedergefunden. Weitere größere Sanierungsmaßnahmen ergaben sich bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes. Die jeweils notwendigen Maßnahmen zur Sanierung und zur gefährdungsfreien Umsetzung der Planungen wurden im Einzelfall mit den Fachbehörden abgeklärt und aus wirtschaftlichen Erwägungen jeweils bei der Realisierung der Planungen durchgeführt. Das Gesamtareal wurde so im Laufe von zehn Jahren bebaut. Der vorletzte Bauabschnitt wurde in Jahr 2003 nach Abschluß einer Grundwassersanierung realisiert. Die letzten zur Verfügung stehenden Parzellen wurden im September 2005 vergeben und die Entwicklung wird voraussichtlich Anfang 2007 abgeschlossen sein.
Nach vollständiger Fertigstellung werden im Französischen Viertel circa 2.300 Einwohner in 540 Studentenunterkünften und 700 Wohneinheiten leben. Zum Stand 2005 gibt es etwa 600 Arbeitsplätze in circa 90 Betrieben und Büros (Volker Schrenk).
(Quelle: MüllMagazin 1/2006)
Kontakt: altlastenforum Baden-Württemberg e.V., Volker Schrenk, Geschäftsstelle, c/o Universität Stuttgart, VEGAS, Institut für Wasserbau, Pfaffenwaldring 61, D-70550 Stuttgart, Tel. 0711.685-7019, Fax: -685-4631, eMail: volker.schrenk@iws.uni-stuttgart.de, Internet: www.altlastenforum-bw.de/.
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