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Europäische Human-Biomonitoring-Initiative zieht Bilanz
Die Menschen in Europa sind teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet. Das ist das Fazit der vom UBA koordinierten europäischen Human-Biomonitoring-Initiative HBM4EU, das vom 27.-28. April auf der internationalen Abschlusskonferenz des Projekts in Brüssel vorgestellt wird. So wurden Weichmacher in allen untersuchten Kindern und Jugendlichen gefunden, auch polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die zum Beispiel in beschichteten Pfannen verwendet werden, sind in teilweise zu hohen Mengen im Blut vorhanden. Für viele der untersuchten Substanzen, so die Initiative, besteht seitens der Politik daher weiterhin Handlungsbedarf. HBM4EU erhob erstmals vergleichbar und nachvollziehbar Daten über die Belastung der EU-Bevölkerung mit wichtigen Chemikalien.
Die Europäische Union (EU) regelt die Verwendung und das
Inverkehrbringen von Chemikalien. Daher müssen Daten auf EU-Ebene
vergleichbar erhoben, aus- und bewertet werden. Nur so können
europäische Institutionen effektive Maßnahmen zum Schutz der
menschlichen Gesundheit und der Umwelt treffen und die Bevölkerung über
Belastungsursachen und mögliche Vermeidungsmöglichkeiten informieren.
Seit 2017 bündelt, erhebt und bewertet die Initiative Human-
Biomonitoring HBM4EU Daten auf europäischer Ebene.
Im Rahmen der
internationalen Abschlusskonferenz des Projekts vom 27.-28. April in
Brüssel präsentiert HBM4EU nun erstmals in zusammengefasster Form die
Belastungsdaten für die wichtigsten Schadstoffe und auch, welchen
Beitrag die Daten für die Chemikalienpolitik liefern können.
Einige Ergebnisse:
Weichmacher: Es
wurden bedenklich hohe Belastungen mit Weichmachern in der europäischen
Bevölkerung nachgewiesen, obwohl diese bereits streng reguliert sind.
In allen untersuchten Kindern und Jugendlichen wurden
fortpflanzungsschädigende Weichmacher gefunden. Insgesamt konnte zwar
eine Abnahme der mittleren Belastung mit regulierten Weichmachern
beobachtet werden, allerdings ist die Belastung mit der Summe aller
Weichmacher bei ca. 17 Prozent immer noch zu hoch. Gleichzeitig ist die
Belastung mit Stoffen, die die „alten“ Weichmacher ersetzt haben,
angestiegen.
PFAS: Perfluorierte
Alkylsubstanzen (PFAS) wurden im Blut aller untersuchten Jugendlichen
aus Europa nachgewiesen. Bis zu einem Viertel der Jugendlichen ist mit
Konzentrationen belastet, bei denen gesundheitliche Wirkungen nicht mehr
mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können. Bei den
Belastungen handelt es sich vorwiegend um bereits verbotene, jedoch
äußerst langlebige Verbindungen. Diese Daten, so HBM4EU, unterstreichen
die Notwendigkeit PFAS grundsätzlich zu verbieten, insbesondere da eine
Vielzahl der Ersatzstoffe ähnliche problematische Eigenschaften aufweist
wie die bereits regulierten PFAS. Nur in wenigen Bereichen, in denen
PFAs noch unersetzlich sind, sollten sie weiter verwendet werden dürfen.
Mischungen: Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt von HBM4EU lag auf der Untersuchung von Chemikaliengemischen. Im Monitoring
wurde eine Vielzahl von Industriechemikalien im Körper nachgewiesen.
Die Bewertung der Auswirkungen dieses Chemikaliencocktails auf die
Gesundheit ist Bestandteil aktueller Forschungen. HBM4EU hat typische
Mischungen und Mischungseffekte untersucht. Dabei zeigte sich, dass die
aktuelle Chemikalienbewertung weiterentwickelt werden muss, um die
gleichzeitige Belastung durch viele Chemikalien angemessen
berücksichtigen zu können.
HBM4EU zeigt: Das Human-Biomonitoring
hat sich als sehr gute Methode zur Erfassung der Schadstoffbelastung
etabliert. HBM4EU hat mit seinen Ergebnissen den Grundstein gelegt, in
der EU ein langfristiges, nachhaltiges Human Biomonitoring zu
etablieren. HBM4EU endet im Juni 2022nach einer Laufzeit von fünfeinhalb
Jahren. Die Arbeit wird fortgeführt in der Europäischen Partnerschaft
für Risikobewertung von Chemikalien (PARC), welche mit einer Laufzeit
von sieben Jahren unter „Horizon Europe“ von der Europäischen Kommission
gefördert wird.
Weitere Informationen:
Vom 27.-28. April
2022 findet in Brüssel die internationale Abschlusskonferenz von HBM4EU
statt. Auf der zweitägigen Veranstaltung werden die Ergebnisse des
Projekts vorgestellt und gemeinsam über die Rolle des europäischen
Human-Biomonitorings in der Chemikalienpolitik diskutiert. Das Thema der
Konferenz „Science and policy for a healthy future“" unterstreicht die
wichtige Rolle, die HBM4EU bei der Verknüpfung von Wissenschaft und
Gesundheit, Umwelt und Chemikalienpolitik spielt, um die menschliche
Gesundheit wirksamer zu schützen.
Link zur Originalnachricht >>>
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