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Wen die Bemühungen des Billigbekleidungsriesen, sich mit Kleiderrecycling und Biobaumwolle ein grünes Image zu geben, skeptisch gemacht haben, hat nun noch einen Grund, H&M zu misstrauen: Ein dänischer Fernsehsender deckte auf, dass H&M jedes Jahr tonnenweise Kleidung aus seinem dänischen Hauptlager in Greve verbrennt.
An den Kleidern hängen teilweise noch die Preisschilder, das hat der
Sender bei seinen heimlichen Filmaufnahmen von LKW-Lieferungen und in
Interviews mit ehemaligen MitarbeiterInnen der Verbrennungsanlage
herausgefunden. Der Sender verfügt außerdem über interne
Lieferdokumente, die belegen, dass H&M in eben dieser Anlage schon
seit 2013 jährlich durchschnittlich 12 Tonnen Kleidung verbrennen lässt.
Ob diese Praxis auch in anderen Ländern verbreitet ist, lässt sich nur
vermuten.
H&M stritt die Vorwürfe zunächst ab, lenkte dann aber ein: Nur
schadhafte Kleidung würde verbrannt werden. Dass der Fernsehsender die
angeblichen Chemikalien-, Wasser- oder Schimmelschäden in einer eigenen
Untersuchung nicht feststellen konnte, erklärt der Konzern damit, dass
eben besonders gründlich vorgegangen würde.
Auch das Unternehmen Bestseller mit den Marken Vero Moda und
Jack&Jones ließ in derselben Anlage im vergangen Jahr 49 Tonnen
Kleidung wegen angeblicher Wasserschäden verbrennen. Für die Gründerin
der Textilumweltorganisation Redress
Christina Dean ist diese Argumentation unglaubwürdig, bei solchen
Wasserschäden müssten die Lager schon extrem wasserundicht sein.
Dass auch H&M Österreich Kleidung verbrennen lässt, bestätigt die
Nachhaltigkeitsbeauftragte von H&M Österreich im Kurier-Interview.
Das geschehe aber nur in extremen Fällen. Von der unverkäuflichen Ware
werde der leicht beschädigte Anteil gespendet, etwa ein Viertel von
einem Partner in Deutschland zu Putzlappen u.a. verarbeitet und ein
weiterer Teil recycelt.
In Österreich landen jährlich geschätzte 71.000 Tonnen Kleidung im Restmüll. Dabei hat der Re-Use-Markt für Altkleidung hierzulande noch enormes Potential und reduziert nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern schafft auch Arbeitsplätze für Benachteiligte. Denn die stabilsten und meistkontrollierten Branchenvertreter sind die sozialökonomischen Betriebe (siehe hierzu Orientierungshilfe nachhaltige Sammlung und Verwertung von Alttextilien). 2015 haben RepaNet-Mitglieder über 1.000 Tonnen Textilien in ihren Re-Use-Shops in Österreich verkauft.
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