Nachrichten:
GEGEN DIE PLASTIKFLUT
MĂŒll, soweit das Auge reicht: Die StrĂ€nde der philippinischen Hauptstadt Manila sind ĂŒbersĂ€t mit Plastik. Mit lokalen Gruppen startet Greenpeace ein Projekt gegen die MĂŒllflut.
Eigentlich sollte da Strand sein am sogenannten White Beach in der Bucht von Manila. Doch Greenpeace-Mitarbeiter Michael Meyer-Krotz steht nicht im Sand, sondern im MĂŒll. Knöcheltief. Kinder spielen in dem Abfall. Fischer fangen ihn statt Meerestieren, auch in den FlĂŒssen: Plastik in Form von TĂŒten, Flaschen und in Fetzen. Gemeinsam mit anderen Organisationen und Gruppen vor Ort startet Greenpeace nun ein Projekt gegen den MĂŒll.
Plastik ist an vielen Orten dieser Welt ein Problem. Denn es verrottet nicht, zersetzt sich erst nach hunderten von Jahren in immer kleinere Teile. Gerade die Meere sind voll davon, viele Meeresbewohner leiden unter dem MĂŒll, verheddern sich darin, verwechseln ihn mit Nahrung und verenden klĂ€glich. Doch die Bucht von Manila ist einer der Flecken auf dieser Erde, an dem das Problem sich buchstĂ€blich bis ins Bewusstsein stapelt. An dem es so sichtbar wird, das Weggucken keine Option mehr ist.
MĂŒll im Vogelschutzgebiet
An manchen StrĂ€nden der Bucht hat sich eine zum Teil mehr als einem Meter hohe Schicht aus Sand und Plastik gebildet: Nach jeder Flut deckt eine Sandlage alte MĂŒllschichten zu. Doch jeder neue Tag bringt neue Fluten von PlastikabfĂ€llen aus der nahen Hauptstadt. Der Fluss Pasig, der die Metropolregion Manila teilt, spĂŒlt jedes Jahr bis zu 67.000 Tonnen PlastikmĂŒll ins Meer, was ihm laut einer Studie in der âNature Communicationsâ den Titel âzweitdreckigster Fluss der Erdeâ eingebracht hat. Weltweit sind es jedes Jahr acht Millionen Tonnen Kunststoff, die in den Meeren landen. Oder anders ausgedrĂŒckt: eine LKW-Ladung PlastikmĂŒll jede Minute.
FĂŒr vier Wochen ist Meyer-Krotz jetzt in Manila und unterstĂŒtzt seine philippinischen Kollegen bei ihrer Arbeit gegen den MĂŒll. Das Projekt gegen die Plastikflut beginnt mit einer Dokumentationstour auf diesem Fluss. An seiner MĂŒndung in die Bucht von Manila will Greenpeace auch einige Bojen aussetzten, die Informationen ĂŒber die StrömungsverhĂ€ltnisse und den Weg des PlastikmĂŒlls liefern sollen. Am kommenden Montag startet Greenpeace dann gemeinsam mit anderen Organisationen und lokalen Gruppen eine groĂe AufrĂ€umaktion: Zwei Wochen lang wollen tĂ€glich 100 bis 150 Helfer einen zirka 1200 Meter langen Strandabschnitt auf Freedom Islands sĂ€ubern. Die Insel ist eigentlich ein Vogelschutzgebiet â doch diese Bezeichnung verhindert nicht die Plastikbecher, die das Meer anschwemmt.
Trennung nach Firmennamen
âViele Menschen hier vor Ort haben das Problem erkanntâ, so Meyer-Krotz. âDer Strand von Freedom Island beispielsweise wird immer wieder abgesammelt.â Aber solange die Quelle der Verschmutzung nicht versiegt, ist das reine Sisyphusarbeit. Als erstes ist natĂŒrlich die Regierung der Philippinen in der Pflicht, den MĂŒll von den StraĂen zu entsorgen und die von ihr bereits beschlossenen Gesetze gegen die VermĂŒllung wirksam umzusetzen. Gerade in den Armenvierteln fehlt oft jegliche MĂŒllabfuhr; Wind und RegengĂŒsse verfrachten den Abfall direkt in die FlĂŒsse. MĂŒlltrennung und Recycling sind kein Thema.
Doch das Problem geht noch viel weiter. Deswegen trennt Greenpeace den gesammelten MĂŒll von Freedom Islands auch nicht nur nach Art des Abfalls, sondern auch nach Herstellerfirma. Denn eine ganze Menge MĂŒll besteht aus den Verpackungen sogenannter Tagesrationen von beispielsweise Kaffee oder Seife. Diese Kleinstverpackungen werden von weltweit agierenden Konzernen besonders gerne in armen Regionen angeboten, da sich viele Menschen dort meist nur die Tagesrationen und keine groĂen Mengen leisten können.
Konzerne in der Pflicht
âSo explodiert gerade dort die MĂŒllmenge, wo es keine Infrastruktur zur Abfallbeseitigung gibtâ, kritisiert Meyer Krotz. âWir sehen da die Konzerne ganz klar in der Pflicht, sich etwas einfallen zu lassen. SchlieĂlich produzieren sie die Unmengen an PlastikmĂŒll und nicht die Konsumenten.â Schon eine Industrienation wie Deutschland mit funktionierenden MĂŒllsammelsystemen schafft es gerade einmal, 40 Prozent des anfallenden Plastiks wiederzuverwerten. Der Rest wird verbrannt. So gerĂ€t die Erde immer mehr unter den Druck der anwachsenden Plastikberge. âDie Konzerne können es nicht den Ărmsten der Welt ĂŒberlassen, mit diesem Problem fertig zu werdenâ, fordert der Greenpeace-Experte. Damit StrĂ€nde wieder wie StrĂ€nde aussehen. Und nicht wie MĂŒllkippen.
Am 22. September sollen die Ergebnisse der Sammelaktion auf einer Pressekonferenz in Manila prĂ€sentiert werden. Bis dahin wird sich Meyer-Krotz mit BlogbeitrĂ€gen von dem Projekt melden â die BeitrĂ€ge finden Sie demnĂ€chst auf der Webseite www.greenpeace.de.
-------------------------------------------------------------------------
Ein Artikel von Ortrun Sadik
© Greenpeace e. V.
HongkongstraĂe 10
20457 Hamburg
Telefon 040-30618-0
Fax 040-30618-100
E-Mail: mail@greenpeace.de
Copyright: | © ASK-EU (08.09.2017) | |